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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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dass das Land zu Ende war und das Meer anfing.
    Der Muminvater ging hinab ans Ufer und blickte über die See. Und natürlich - wie hätte es auch anders sein können - ein kleines Boot segelte langsam an dem Ufer entlang.
    «Da sind sie», sagte der Vater ruhig und begann zu winken. An Bord waren nur drei Hatifnatten. Sie waren genauso weiß wie das Boot und das Segel. Einer steuerte und zwei saßen mit dem Rücken gegen den Mast. Alle starrten aufs Meer hinaus und sahen aus, als hätten sie mit­einander Streit gehabt. Jemand hatte dem Muminvater aber erzählt, dass sich Hatifnatten niemals streiten, dass sie sehr ruhig seien und nur weiter­kommen wollten, so weit wie möglich. Am liebsten bis an den Hori­zont oder bis ans Ende der Welt, was wahrscheinlich auf dasselbe hinaus­kommt. So behauptet man jedenfalls. Und weiter erzählt man, dass sich ein Hatifnatt um niemanden anders kümmert als um sich selbst, und außerdem, dass sie bei Gewitter elektrisch werden. Auch dass sie ge­fährlich für alle diejenigen sind, die in Salons wohnen oder auf Verandas, und die jeden Tag zur gleichen Zeit dasselbe tun.
    Alles das hatte den Muminvater interessiert, soweit er sich daran erin­nern konnte. Da es jedoch nicht fein war, über Hatifnatten anders zu reden als höchstens in Andeutungen, hatte er nie zu wissen bekommen, wie sich die Sache eigentlich wirklich verhielt.
    Jetzt bebte er bis ins Schwanzende und beobachtete gespannt, wie sich das Boot näherte. Sie winkten nicht - wie sollte auch ein Hatifnatt etwas so Alltägliches tun und winken! Aber sie kamen, um ihn zu holen, das war ganz eindeutig. Mit einem leichten Kratzen fuhr das Boot auf den Kies und lag still.
    Die Hatifnatten richteten ihre runden farblosen Augen auf den Mu­minvater. Er nahm den Hut ab und begann zu reden. Während er sprach, wehten ihre Arme im Takt, was den Muminvater verwirrte. Er verwickelte sich in einen langen Satz über den Horizont und die Verandas, über die Freiheit und über das Teetrinken, wenn man keine Lust dazu hatte. Schließlich schwieg er und genierte sich, und die Arme der Hatifnatten hörten zu wehen auf.
    Warum sagen sie nichts, dachte der Muminvater unsicher. Hören sie nicht, was ich sage, oder finden sie mich albern?
    Er streckte die Pfote aus und gab einen freundlich-fragenden Laut von sich. Doch die Hatifnatten rührten sich nicht. Ihre Augen wurden all­mählich ebenso gelb wie der Himmel.
    Daraufhin zog der Vater die Pfote zurück und verbeugte sich linkisch.
    Die Hatifnatten standen sofort auf, verbeugten sich, sehr feierlich, und alle drei zugleich.
    «Danke», sagte der Vater.
    Er machte keine Versuche mehr, sich zu erklären. Er kletterte ins Boot, und sie stießen in See,
    Jetzt war der Himmel genauso schwefelgelb wie damals vor langer Zeit. Das Boot begann langsam zu kreuzen.
    Der Mumintrollvater hatte sich noch nie so ruhig gefühlt, noch nie so zufrieden. Eigentlich war es schön, dass man nichts zu sagen brauchte oder zu erklären. Man saß nur da und schaute den Horizont an und hörte die Wellen unter dem Boot glucksen.
    Als die Küste hinter ihnen verschwunden war, stieg kugelrund und gelb der Vollmond über dem Meer auf. Der Muminvater hatte noch nie einen so großen und so einsamen Mond gesehen! Und noch nie hatte er begriffen, dass das Meer so bedingungslos und riesig sein konnte, wie er es nun sah.
    Mit einem Male fand er, dass der Mond und das Meer und das Boot mit seinen drei schweigsamen Hatifnatten das einzig Richtige und Über­zeugende war, was es gab.

    Und der Horizont natürlich - der Horizont da draußen, mit glän­zenden Abenteuern und Geheimnissen, die keinen Namen hatten, die nun, da er endlich frei war, alle auf ihn warteten.

    Er beschloss, genauso schweigsam und geheimnisvoll zu sein wie ein Hatifnatt. Die Leute bekommen Respekt vor jemandem, der nicht re­det. Sie glauben, dass man unheimlich viel weiß und ein höchst inter­essantes Leben führt!
    Der Mumintroll musterte den Hatifnatt, der im Mondschein steuerte. Er bekam Lust, irgend etwas Kameradschaftliches zu sagen, irgend etwas, das zeigte, dass er verstand. Aber dann unterließ er es. Übrigens konnte er nichts finden, was ausreichend, na ja, was gut klang.
    Was hatte die Mymla über die Hatifnatten gesagt? Irgendwann im Frühling, am Mittagstisch? Dass sie ein Leben der Bosheit führten.
    Und die Muminmutter hatte gesagt: «Quatsch, du redest dummes Zeug!» Aber My interessierte sich gleich dafür und wollte wissen, wor­um

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