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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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«selbstverständlich», «natürlich», «wie hübsch», aber man konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie aus Höf­lichkeit spielte und nicht, weil es ihr Spaß machte.
    «Na, dann lauf doch», schrie My. «Kannst du denn nicht mal sprin­gen?»
    Ninnis dünne Beinchen liefen und sprangen gehorsam. Dann stand sie mit hängenden Armen wieder still. Der leere Halsausschnitt oberhalb des Glöckchens sah merkwürdig hilflos aus.
    «Du willst wohl gelobt werden», schrie My. «Hast du denn kein bisschen Schneid? Du willst doch nicht verprügelt werden, was?»
    «Am liebsten nicht», piepste Ninni.
    «Sie kann nicht spielen», murmelte Mumintroll betroffen.
    « Sie kann nicht böse werden », sagte die kleine My,« da liegt der Fehler! Hör mal», sagte My weiter und trat dicht an Ninni heran und sah ihr drohend auf die Glocke, du wirst nie ein eigenes Gesicht bekommen, wenn du nicht lernst zurückzuschlagen. Das kannst du mir glauben.»
    «Ja, selbstverständlich», pflichtete Ninni bei und ging vorsichtig rückwärts.
    Es wurde nicht besser.
    Zum Schluss hörten sie auf, Ninni beizubringen, wie man spielt. Lustige Geschichten hatte sie auch nicht gern. Sie lachte nie an der richtigen Stelle. Sie lachte überhaupt nicht. Es war für den, der er­zählte, nicht gerade ermunternd. Da ließ man sie in Ruhe.
    Die Tage vergingen, und Ninni hatte weiter kein Gesicht. Sie ge­wöhnten sich daran, dass ihr rosenrotes Kleid stets hinter der Mumin­mutter herwanderte. Sobald die Mutter stehenblieb, hörte das Glöckchen auf zu klingeln, ging sie weiter, begann es wieder. Ein Stückchen über dem Kleid wippte eine große rosenrote Schleife in der Luft. Wie seltsam das doch aussah!
    Die Mutter schüttelte weiterhin Großmutters Hausmittel in Ninnis Kaffee, aber nichts geschah. Nun hörte sie damit auf und dachte, man ist früher wohl auch ohne Kopf zurechtgekommen, und vielleicht war Ninni wirklich nicht besonders hübsch. So konnte sich jeder ihr Aus­sehen selbst ausdenken. Und so etwas kann ja eine Freundschaft zuwei­len auffrischen!

    Eines Tages ging die Familie durch den Wald an den Sandstrand, um für den Winter das Boot auf das Land zu ziehen. Ninni klingelte wie gewöhnlich hinter ihnen her. Doch als sie an den Strand gekommen waren, blieb sie unvermutet stehen. Dann legte sie sich in den Sand auf den Bauch und fing an zu jammern.
    «Was ist los mit Ninni? Fürchtet sie sich vor etwas ?»fragte der Vater.
    «Vielleicht hat sie noch nie das Meer gesehen», sagte die Mutter. Sie beugte sich nieder und flüsterte mit Ninni. Als sie sich wieder aufrichte­te, sagte sie: «Ja, es ist das erste Mal, und Ninni findet, das Meer sei zu groß.»
    «Von allen idiotischen Kindern...», fing die kleine My an. Doch die Mutter schaute My streng an und sagte: «Sieh zu, dass du nicht selbst idiotisch bist, jetzt ziehen wir das Boot herauf.»

    Sie gingen hinaus auf den Bootssteg, der zu dem Badehäuschen führte, wo Tuuticki wohnte. Sie klopften an. «Hej», sagte Tuuticki, «wie geht es denn, was macht das unsichtbare Kind?»

    « Nur das Schnäuzchen fehlt noch», antwortete der Vater. «Im Augen­blick ist Ninni ein wenig außer sich, aber das geht sicher vorüber. Kannst du uns mit dem Boot helfen?»
    «Natürlich», sagte Tuuticki.
    Nachdem das Boot an Land gezogen und mit dem Kiel nach oben lag, war Ninni ans Ufer getatzelt und stand nun unbeweglich in dem feuch­ten Sand. Sie ließen sie in Ruhe.
    Die Mutter setzte sich auf den Bootssteg und schaute ins Wasser. Pfui, wie kalt es aussieht!
    Sie gähnte und meinte dann, es sei lange her gewesen, dass mal etwas Aufregendes passiert war.
    Der Vater zwinkerte dem Mumintroll zu, machte eine fürchterliche Grimasse und fing an, sich an die Muminmutter heranzuschleichen.
    Natürlich dachte er nicht daran, sie ins Wasser zu werfen, wie er es getan hatte, als sie noch jung war. Vielleicht wollte er sie nicht einmal erschrecken, sondern nur den Kindern einen Spaß machen. Doch gerade bevor er an sie herangekommen war, hörte man einen Schrei, ein roter Blitz sauste über den Steg, der Vater schrie wie am Spieß, und sein Hut lag im Wasser.
    Ninni hatte ihre unsichtbaren kleinen Zähnchen in Vaters Schwanz gehauen, und die waren scharf!

    «Bravo, bravo», schrie My, «Das hätte ich auch nicht besser machen können!»
    Ninni stand auf dem Bootssteg mit einem zornigen Gesicht, einer kleinen spitzen Himmelfahrtsnase unter roten Ponnyhaaren. Sie fauchte den Muminvater an wie eine

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