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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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Ninnis Pfoten standen im Gras zwischen den abgefallenen Äpfeln.
    «Hej, Ninni», schrie My. «Du hast geschlafen wie ein Murmeltier. Wann zeigst du denn dein Schnäuzchen? Du musst ja gräulich aussehen, da du dich unsichtbar machen musst»
    «Still», flüsterte Mumintroll, «du tust ihr weh!» Er machte sich an sie heran und sagte: «Kümmere dich nicht um sie. My, die ist hartgesotten! Bei uns bist du ganz sicher. Und denk nicht an die schreckliche Tante. Sie kann nicht kommen und dich holen...»

    In diesem Augenblick verloren Ninnis Pfoten die Farbe, und man konnte sie nur noch mit knapper Not im Gras erkennen.
    «Liebling, du bist ein Esel», sagte die Mutter erzürnt. «Kannst du dir denn nicht denken, dass man die Kleine nicht daran erinnern darf. Pflückt jetzt Äpfel und schwatzt nicht so viel!»
    Sie pflückten Äpfel. Ninnis Pfoten wurden allmählich wieder deutlich und kletterten auf einen Baum. Es war ein schöner Herbstmorgen, man fror ein wenig an der Nase, aber nur im Schatten, in der Sonne war es fast noch Sommer.
    Alles war nach dem nächtlichen Regen nass und trug starke, leuchten­de Farben. Nachdem alle Äpfel gepflückt waren (oder abgeschüttelt), brachte der Vater die größte Apfelpresse heraus, und sie begannen Apfel­mus zu machen.
    Mumintroll drehte, die Mutter füllte ein, der Vater trug gefüllte Gläser auf die Veranda. Die kleine My saß oben im Baum und sang das Große Apfellied.
    Plötzlich machte es klingklang.
    Mitten auf dem Gartenweg lag ein großer Kompotthaufen, der ganz stachlig war vor lauter Glassplittern. Daneben Ninnis Pfoten, die sofort verblassten und verschwanden.
    «Mhmh», sagte die Muminmutter. «Gerade dieses Glas geben wir ja immer den Hummeln. Nun brauchen wir es nicht auf die Wiese zu tra­gen. Und die Großmutter sagte immer, wenn etwas aus der Erde wach­sen soll, muss man ihr im Herbst etwas schenken!»
    Ninnis Pfoten kamen zurück und über ihnen ein paar dünne Bein­chen. Über den Beinen sah man undeutlich den Saum von einem brau­nen Kleid.
    «Ich kann ihre Beine sehen», schrie Mumintroll.
    «Gratuliere», sagte die kleine My und schaute vom Apfelbaum hinab.
    «Das wird ja immer besser. Aber warum du gerade in tabakbraun gehen musst, das weiß die liebe Morra!»
    Die Mutter nickte vor sich hin und dachte an die kluge Großmutter und ihr Hausmittel.
    Ninni tappte den ganzen Tag lang hinter ihnen her. Alle gewöhnten sich an das Glöckchen, das ihnen folgte, und sie fanden nun nicht mehr, dass Ninni etwas Besonderes sei.
    Abends hatten sie sie beinah vergessen. Doch nachdem sich alle schla­fen gelegt hatten, holte die Mutter ein rosenrotes Seidentuch aus ihrer Schublade und nähte ein kleines Kleid. Als es fertig war, trug sie es hinauf in die östliche Bodenkammer, wo das Licht schon ausgelöscht war, und sie legte das Kleidchen vorsichtig über den Stuhl. Von dem übriggebliebenen Stoff nähte sie ein breites Haarband.
    Der Muminmutter machte das großen Spaß. Genau, als ob man wieder Puppenkleider nähte. Und das Lustigste daran war, dass man nicht ein­mal wusste, ob die Puppe gelbes oder schwarzes Haar hatte.
    Am nächsten Tag hatte Ninni das Kleid angezogen. Bis zum Halse war das Kind sichtbar geworden. Es erschien unten zum Morgenkaffee, machte einen Knicks und piepste: «Danke schön!»
    Die Muminfamilie geriet ganz außer sich und genierte sich so, dass niemand wusste, was er sagen sollte. Außerdem wusste man nicht recht, wohin man schauen sollte, wenn man mit Ninni sprach. Natürlich be­mühte man sich, den Blick nach oben, etwas oberhalb der Glocke zu richten, da man annahm, dass hier Ninnis Augen wären.
    Aber ohne zu wollen, rutschte der Blick nach unten und blieb irgend­wo hängen, wo etwas zu sehen war. Das aber empfand man als unhöflich.
    Der Vater räusperte sich. «Wie schön, dass man dich heute besser sehen kann, kleine Ninni», begann er. «Je mehr man sieht, desto fröhlicher wird man...»
    My lachte laut und schlug mit dem Löffel auf den Tisch. «Wie gut, dass du angefangen hast zu sprechen», sagte sie. «Falls du wirklich etwas zu sagen hast. Weißt du ein Spiel ?»
    «Nein», piepste Ninni. «Aber ich habe gehört, dass es welche gibt, die spielen.»
    Mumintroll war begeistert. Er beschloss, Ninni alle Spiele zu zeigen,
    die er konnte.
    Nach dem Kaffee liefen alle drei an den Fluss, und nun ging es los. Doch Ninni erwies sich als vollkommen unmöglich. Sie knickste und ver­beugte sich, sagte ernsthaft

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