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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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es sich eigentlich handelte. Soweit sich der Muminvater erinnern konnte, hatte niemand richtig erklären können, was man eigentlich tut, wenn man ein Leben der Bosheit führt. Anscheinend war man wild und vor allem - frei!
    Die Mutter hatte gesagt, dass sie sich nicht vorstellen könne, dass ein Leben der Bosheit Spaß machte, aber der Vater war da nicht so sicher.
    Es hat irgendwie mit Elektrizität zu tun, sagte die Mymla bestimmt. Und sie können Gedanken lesen, und das ist unanständig.
    Daraufhin hatte man über andere Dinge gesprochen.
    Der Muminvater warf rasch einen Blick auf die Hatifnatten. Nun weh­ten wieder ihre Arme. Nein, wie entsetzlich! dachte er. Es ist doch nicht möglich, dass sie jetzt dasitzen und meine Gedanken lesen? Und nun sind sie beleidigt...
    Er versuchte verzweifelt seine Gedanken in Ordnung zu bringen, sie hinauszufegen, zu vergessen, was er je über die Hatifnatten gehört hatte. Aber das war nicht so leicht. In diesem Augenblick gab es nichts anderes, was ihn interessierte. Wenn er nur sprechen dürfte! Das hindert doch so gut am Denken! Und nicht die Spur besser wurde es, wenn man die großen gefährlichen Gedanken verließ und sich zu den kleinen freundlichen hinüberrettete.
    Die Hatifnatten könnten glauben, dass sie sich in ihm geirrt hatten und dass er eigentlich nur ein ganz gewöhnlicher Verandavater war...

    Der Muminvater starrte angestrengt über das Meer, sah in der Ferne eine kleine schwarze Klippe, die sich in der Mondbahn abzeichnete.
    Er versuchte, so einfach wie möglich zu denken. Die Insel im Meer, der Mond über der Insel, der Mond schwimmt im Meer - kohlschwarz, gelb, dunkelblau...
    Bis er ganz ruhig wurde und die Hatifnatten aufhörten, mit den Armen zu wehen.
    Die Insel war, wenn auch klein, sehr hoch. Bucklig und dunkel stieg sie aus dem Wasser auf und glich eigentlich dem Kopf einer großen Seeschlange.
    «Wollen wir an Land gehen?» fragte der Muminvater interessiert. Die Hatifnatten antworteten nicht. Sie stiegen mit Hilfe des Anker­taus an Land und befestigten den Anker in einer Bergspalte. Ohne sich um Mumintrolls Vater zu kümmern, fingen sie an, ans Ufer zu klettern. Er sah, wie sie schnupperten und witterten, sie verbeugten sich und winkten. Sie waren anscheinend dabei, sich zu verschwören... und er durfte an der Verschwörung nicht teilnehmen.

    «Na bitte schön», sagte der Muminvater beleidigt und kletterte aus dem Boot und folgte ihnen. «Wenn ich euch frage, ob wir an Land ge­hen, obwohl ich sehe, dass wir es tun werden, könnt ihr ja wenigstens antworten! Nur irgend etwas, gerade so viel, dass ich merke, dass ich Gesellschaft habe.»
    Aber das sagte er sehr leise und nur zu sich selbst.

    Der Berg war steil und glatt, es war eine unfreundliche Insel, die ganz eindeutig erklärte, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte. Sie trug keine Blumen, kein Moos, nichts - sie stieg nur aus dem Meer auf und sah böse aus.
    Plötzlich machte der Muminvater eine schreckliche, sehr unange­nehme und eine merkwürdige Entdeckung. Die Insel war voll von roten Spinnen. Sie waren sehr klein, aber es waren unzählige, und sie wimmel­ten wie ein roter Teppich auf dem schwarzen Berg. Nicht eine einzige saß still. Alle rannten herum, so schnell die Beine sie trugen; es war, als ob sich die ganze Insel bewegte und im Mondenschein umherkroch.
    Dem Muminvater war so übel, dass er ganz matt wurde. Er hob die Beine, rettete schnell sein Schwänzchen, schüttelte es ordentlich aus, er starrte umher nach einem einzigen Fleckchen, das nicht voll von roten Spinnen war - allein ein solches gab es nicht!
    «Ich will euch ja nicht treten», murmelte er. «Nein, bewahre, warum bin ich nicht im Boot geblieben.. Es sind zu viel, und das ist unnatürlich, dass es so viel von der gleichen Sorte gibt... und alle sehen gleich aus...»
    Hilflos hielt er nach den Hatifnatten Ausschau, und hoch oben auf dem Berge erblickte er ihre Silhouetten. Einer hatte etwas gefunden. Aber der Muminvater konnte nicht erkennen, was es war. Im übrigen war ihm das gleichgültig. Er wollte wieder hinab ins Boot, und er schüttelte die Pfoten wie eine Katze. Die Spinnen hatten angefangen, an ihm emporzukriechen. Nun krochen sie auch über die Ankerleine, eine lange rote Prozession, und sie hatten angefangen, auf dem Schiff her­umzuwandern.
    Der Muminvater setzte sich ganz weit hinten ins Boot. Das hier ist nur ein Traum, dachte er. Man fährt auf im Schlaf und weckt die Mu­minmutter und sagt:

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