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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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My.
    Mumintroll lugte unter das dichte Gewirr von kämpfenden Bäum­chen, deren Stämme sich krümmten und wie Schlangen wanden. Er sah den Teppich der Erde aus kriechenden Tannenzweigen und brau­nen Nadeln und darüber Höhlen und Mulden aus Dunkelheit.
    Guck mal, sagte er, dort ist eine Kiefer, die eine kleine Birke im Arm hält, um sie zu retten.
    Das glaubst du, sagte My finster. Ich glaube, sie hält die Birke fest. Dieser Wald ist gerade so einer, der festhält. Es würde mich gar nicht wundern, wenn jemand darin säße und festgehalten würde. So.
    Sie legte die Arme um Mumintrolls Schultern und kniff ihn.
    Lass das, schrie der Mumintroll und riss sich los. Glaubst du, es stimmt? Ist jemand da drin?
    Du regst dich aber auch über alles auf, sagte My verächtlich.
    Durchaus nicht, rief Mumintroll. Ich sehe eben, dass er da drinnen sitzt, und dann wird es gleich wahr, ich weiß nie, ob jemand es ernst meint oder nur Spaß macht. Meinst du das im Ernst? Ist jemand da drinnen.
    Die Kleine My lachte und stand auf. Sei nicht albern, sagte sie.
    Hej, bis dann. Ich geh mal zur Landzunge und schaue mir den Quer­kopf an. Er interessiert mich.
    Nachdem My verschwunden war, kroch Mumintroll näher an das Dickicht heran und betrachtete es mit klopfendem Herzen. Das Meer rauschte gleichmäßig, und der Sonnenschein wärmte ihm den Rücken.
    Natürlich gibt es niemanden dadrinnen, dachte Mumintroll zornig. Sie hat es nur erfunden. Ich weiß es ja, immer erfindet sie etwas, und immer glaube ich es. Nächstes Mal werde ich «hah» sagen, und «sei nicht albern». So richtig überlegen und ganz nebenbei. Dieses Gestrüpp­wäldchen ist nicht gefährlich, es hat Angst. Jedes Bäumchen biegt sich nach hinten, als ob es versucht, die Wurzeln herauszuziehen und weg­zulaufen. Das sieht man ja. Und immer noch verärgert, kroch Mumin­troll einfach in das Gestrüpp hinein.
    Die Sonne verschwand, es wurde kalt. Die Äste kratzten ihn an den Ohren und die Tannenzweige stachen ihn, morsche Äste brachen unter seinen Pfoten, hier roch es nach Keller und toten Pflanzen. Und es war still, ganz still, das Rauschen des Meeres war verschwunden. Mumintroll schien es, als atmete etwas hier drinnen, vor Schrecken hatte er Tintengeschmack im Hals, fühlte sich eingeschlossen und fest­gehalten von den Zweigen und wollte nur wieder in die Sonne hinaus, weg, schnell, sofort - und dann dachte er - nein. Wenn ich jetzt umkehre, werde ich mich nie wieder hineinwagen. Mein ganzes Leben lang werde ich davorstehen und denken, ich habe es nicht gewagt. Die Kleine My hat mir Angst gemacht. Ich werde hineingehen und sagen, «übrigens, in dem Gebüsch da - da war niemand. Ich habe nach­gesehen. Du bist ein Angeber!»
    Mumintroll schnaubte und kroch weiter, hinein zwischen die Bäume mit den tastenden Zweigen. Hin und wieder knackte es, und eines der Stämmchen sackte zusammen und zerfiel zu einer weichen, sammetbraunen Humusmasse. Der Boden war elastisch und glatt wie Seide, mit Millionen von toten Tannennadeln bedeckt.
    Während Mumintroll immer weiter hineinkroch, verschwand das unangenehme Gefühl des Eingeschlossenseins. Er fühlte sich in der kühlen Dunkelheit geschützt und verborgen. Er war ein kleines Tier, das sich versteckt hatte, und das seine Ruhe haben wollte.
    Plötzlich aber hörte er wieder das Meer, die Sonne schien ihm warm ins Gesicht. Mumintroll war an eine Lichtung gelangt.
    Die Lichtung war winzig klein, ungefähr wie zwei Betten neben­einander. Hier war es warm, Bienen summten über den Blumen, und rundherum stand der dichte Gestrüppwald und hielt Wache. Über der Lichtung winkten grüne Birkenblätter, ein luftiges grünes Dach, durch das der Himmel hineinschauen konnte. Es war makellos. Mumintroll hatte das Vollendete gefunden! Niemand vor ihm war hier gewesen. Die Lichtung gehörte ihm.
    Er setzte sich vorsichtig ins Gras und machte die Augen zu. Das siche­re Versteck, das war immer eine seiner ganz ernsten Ideen gewesen, er hatte immer danach gesucht, und viele gefunden. Aber noch nie so ein feines wie dieses. Es war sowohl verborgen wie offen. Nur die Vögel konnten ihn sehen, der Boden war warm, und das Gefährliche beschützte ihn von allen Seiten. Er seufzte.
    Da biss ihn etwas in den Schwanz, es brannte wie Feuer. Er sprang auf und wusste augenblicklich, worum es sich handelte. Pisiameisen. Kleine giftige Rasenameisen, von denen es im Gras wimmelte. Von allen Seiten kamen sie angelaufen - nun biss ihn eine in die

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