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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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Pfote. Mumintroll trat langsam den Rückzug an. Seine Augen brannten vor Enttäuschung, er fühlte sich verletzt. Natürlich: sie hatten hier vor ihm gewohnt. Aber wenn man in der Erde drin wohnt, sieht man ja nichts von dem, was es über dem Boden gibt, eine Pisiameise hat keine Ahnung von Vögeln oder Wolken oder von all dem, was wichtig und schön ist für einen - sagen wir einen Mumintroll.
    Es gibt verschiedene Arten von Gerechtigkeit. Gemäß der einen Gerechtigkeit, die vielleicht etwas komplizierter, aber absolut richtig war, gehörte die Lichtung ihm, nicht den Pisiameisen! Wenn man ihnen das nur beibringen konnte. Sie konnten ja genauso gut irgendwo anders wohnen. Etwas weiter weg, nur einige Meter. Wie konnte man ihnen das erklären? Könnte man schlimmstenfalls eine Grenzlinie ziehen und das Gebiet teilen?
    Da waren sie wieder. Sie hatten ihn gefunden und gingen zum An­griff über. Mumintroll floh. Er floh schmachvoll aus dem Paradies, aber er war wild entschlossen, zurückzukehren. Dieser Platz hatte sein ganzes Leben auf ihn gewartet, vielleicht viele hundert Jahre lang. Er gehörte ihm, weil er ihn mehr liebte, als irgendjemand anders. Auch wenn eine ganze Million Pisiameisen auf einmal liebte, so konnten sie doch nicht so stark fühlen wie er. Glaubte er.
    Du, Vater, sagte Mumintroll.
    Doch der Vater hörte nicht, denn gerade in dem Augenblick bekam er den Bummelstein richtig zu fassen und rollte ihn mit Krach und Donnerschlag den Berg hinab. Er schlug deutlich zwei Funken und hinterließ einen schwachen, aufreizenden Geruch nach Pulver. Nun lag er unten auf dem Grund, genau da, wo er liegen sollte. Es war herr­lich, große Steine zu rollen, von den Ohren bis zur Schwanzspitze an­zupacken und zu fühlen, wie es sich bewegte, langsam, langsam - noch ein bisschen, und dann rollte er ins Wasser mit einem prächtigen Plumps, und man stand da und schaute, zitternd vor Anstrengung und Stolz.

    Vater, schrie Mumintroll.
    Der Vater drehte sich um und winkte ihm zu. Er hegt, wo er liegen soll, rief er. Dies wird eine Brücke, ein Wellenbrecher, weißt du.
    Er watete ins Wasser hinaus und begann keuchend einen noch grö­ßeren Stein auf dem Boden entlangzurollen, die Schnauze tief unter dem Wasser. Unter dem Wasser ließ es sich viel leichter rollen und he­ben. Der Vater überlegte, woran das liegen mochte. Aber die Haupt­sache war ja, dass man sich fürchterlich stark fühlte ...!
    Ich möchte dich etwas fragen, schrie Mumintroll. Über Pisiameisen. Es ist wichtig.
    Der Vater hob seine nasse Schnauze hoch und lauschte.
    Pisiameisen, wiederholte Mumintroll, hast du eine Ahnung, ob man mit ihnen sprechen kann? Glaubst du, sie würden verstehen, wenn man eine kleine Mitteilung für sie aufsetzte? Ob sie lesen können, meine ich.
    Pisiameisen? sagte der Vater erstaunt. Nein, die verstehen sicher nichts. Jetzt heißt es einen dreieckigen Stein finden, der zwischen diese beiden großen hier passt Ein Wellenbrecher muss stark sein - der muss von jemandem gebaut werden, der das Meer kennt...
    Der Vater watete weiter, mit der Schnauze unter Wasser.
    Mumintroll ging den Strand hinauf und sah, wie seine Mutter im Gartenland herumkroch. Sie verteilte den Tang, Pfoten und Schürze waren ganz braun, sie war ganz in ihre Arbeit vertieft und strahlte.
    Mumintroll trat auf sie zu und sagte: Mutter. Wenn man sich einen ganz schönen Platz vorstellt, den man gefunden hat, und den man zu seinem gemacht hat, und dann entdeckt man, dass da eine ganze Menge von anderen wohnt, die nicht wegziehen wollen. Haben sie ein Recht dazubleiben, auch wenn sie gar nicht begreifen, dass der Platz schön ist?
    Das haben sie, sagte die Mutter und setzte sich in den Tang.
    Aber wenn sie sich genauso wohl fühlen würden in einem - einem Müllhaufen, rief ihr Sohn.
    Dann muss man wohl mit ihnen verhandeln, meinte die Mutter. Und ihnen vielleicht beim Umzug helfen. Umziehen kostet viel Mühe, wenn man lange am selben Ort gewohnt hat.
    Ach was, sagte Mumintroll. Und wo ist denn My?
    Sie ist beim Leuchtturm und baut eine Art Fahrstuhl, antwortete die Mutter.
    Die Kleine My hing selbstsicher in dem geöffneten Nordfenster. Es sah lebensgefährlich aus. Sie war dabei, auf dem Fensterrahmen einen Klotz festzunageln. Auf dem Fußboden lag eine Menge unbestimm­barer Dinge in Grau herum, und die Bodenluke stand offen.
    Was wird der Vater dazu sagen? fragte Mumintroll. Niemand darf dort hinaufgehen. Das ist sein Privatreich.
    Über seinem Privatreich

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