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Das grosse Muminbuch

Das grosse Muminbuch

Titel: Das grosse Muminbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tove Jansson
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Seidenmeer anstarrte, das nicht stür­men wollte, wurde das Gefühl, hintergangen zu sein, immer stärker. Warte nur, murmelte er zu sich selbst. Ich werde dir schon auf die Schliche kommen.
    Ob er das Meer meinte oder die Insel oder den Kolk, das wusste er nicht. Vielleicht meinte er den Leuchtturm oder den Wärter. Auf alle Fälle drohte der Vater. Er schüttelte seinen Kopf und ging, um sich an den Kolk zu setzen. Dort überlegte er weiter, die Schnauze in die Pfoten gestützt. Hin und wieder spülte die Dünung über die Schwelle des Meeres und sank zurück in den blanken Wasserspiegel.
    Hier hatten nun die Stürme die Wellen viele hundert Jahre lang um die Insel gespült, dachte der Vater. Schwimmer und Borkenstücke und kleine Hölzer waren über die Landspitze in den Kolk geschwemmt und von den Wellen wieder hinausgezogen worden, immer in der gleichen Weise ... bis eines schönen Tages ...
    Der Vater hob die Schnauze, und ein merkwürdiger Gedanke durch­zuckte ihn. Wenn eines schönen Tages etwas Schweres über den Meeresboden anrollte und hineingewälzt wurde, irgend etwas, das dort versank und für ewige Zeiten liegenblieb?
    Der Vater stand auf. Eine Schatztruhe? Eine Kiste Schmuggel­whisky? Ein Seeräuberskelett? Alles, was man sich denken konnte. Der Kolk konnte ja voll sein von den unglaublichsten Dingen!
    Der Vater freute sich wahnsinnig. Sofort begann sich alles in ihm zu bewegen, alles, was geschlafen hatte, erwachte, unter der Haut juckte es, es war, als sei in seinem Bauch eine Spirale losgeschnellt, die ihn in Bewegung brachte. Er raste nach Hause, nahm die Treppe in einem Satz, riss die Tür auf und rief: Hört mal! Ich bin auf eine Idee gekommen.
    Nein, ist nicht wahr! rief die Mutter am Herd. Ist sie groß?
    Sie ist groß, antwortete der Vater. Sehr groß. Setz dich mal hierher, ich werde es dir erzählen.
    Die Mutter setzte sich auf eine der leeren Kisten, und dann begann der Vater zu erzählen, was er sich ausgedacht hatte. Als er fertig war, sagte die Mutter, es sei unglaublich. So etwas kannst nur du dir aus­rechnen. Dort gibt es ganz bestimmt alles, was man sich nur denken kann.
    So ist es, sagte der Vater. Was man sich nur denken kann.
    Sie schauten einander an und lachten. Dann fragte die Mutter, wann fängst du an zu suchen?
    Augenblicklich natürlich! sagte der Vater. Ich werde einen ordent­lichen Draggen machen. Aber als erstes muss ich die Tiefe ausloten und erforschen. Wir müssen versuchen, das Boot auf den Kolk zu be­kommen. Du kannst dir ja denken, wenn ich alles längs der Bergwand hinaufziehe, besteht die Gefahr, dass sich alles wieder löst und auf den Grund zurückfällt. Und wichtig ist, dass wir es auf die Mitte hinaus­bekommen, dort liegt natürlich das Beste.
    Darf man mithelfen, fragte die Mutter.
    Nein, nein, sagte der Vater, das ist meine Arbeit. Jetzt muss ich erst einen Strick für das Lot besorgen.
    Der Vater sauste die Eisenleiter hinauf, ging durch die Leuchtturm­kuppel, ohne auch nur einmal an das Blinkfeuer zu denken, und kletterte weiter hinauf in die niedrige dunkle Bodenkammer. Nach einem Weilchen kam er mit einem Seil herunter und fragte, hast du ein Lot?
    Die Mutter stürzte an den Herd und gab ihm das Plätteisen.
    Danke, sagte der Vater und rannte zur Tür hinaus.
    Sie hörte, wie er die Wendeltreppe hinabstampfte, immer zwei Stufen auf einmal, und dann war es wieder ganz still.
    Die Mutter setzte sich an den Tisch und lachte. Schön. Verdammt schön. Herrlich. Vermorrt und verdammt herrlich.
    Sie drehte sich hastig um, aber dort war selbstverständlich niemand, der hören konnte, dass die Mutter ein hässliches Wort gebraucht hatte.
    Mumintroll lag in seiner Lichtung und sah die Birken über sich winken. Sie fingen an gelb zu werden, das war noch hübscher.
    Er hatte jetzt drei heimliche Tunnel, die in seine Behausung führten: die große Einfahrt, den Kücheneingang, zum Flüchten den Alarm­tunnel. Er hatte die grünen Wände des Hauses mit einem dauerhaften Flechtwerk aus Zweigen abgedichtet und die Lichtung zu seinem Eigentum gemacht, indem er sie selbst gebaut hatte.
    Mumintroll dachte nicht mehr an die Pisiameisen, die irgendwo unter seinem runden Leib langsam zu Erde wurden. Den Petroleum­geruch hatten die Winde fortgetrieben und einst würden neue Blu­men kommen anstelle der ertränkten.
    Er wiegte sich in der Vermutung, dass rund um das Gestrüppwäld­chen tausende von Rasenameisen fröhlich im Zucker lebten. Alles war, wie es sein

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