Das grosse Muminbuch
Erleichterung vergessen. Die Mutter redete nicht mehr von kleinen Regalen und Möbeln, und der Fleck an der Decke wurde jedes Mal, wenn es regnete, ein bisschen größer. Die Dachluke blieb geschlossen.
Der Vater kümmerte sich plötzlich um nichts anderes mehr als ums Angeln. Er war jeden Tag draußen und angelte von morgens bis abends, und in den Turm kam er nur zum Essen. Schon früh am Morgen ging er weg, und niemand durfte mitkommen. Mit dem Fischer ärgerte er sich nicht mehr herum. Es macht keinen Spaß, sich mit jemandem zu zanken, der zu klein ist und der nicht böse werden kann. Der Vater hatte nur noch den einen Gedanken im Kopf: Essen für seine Familie! Der Fang lag immer auf der Leuchtturmtreppe.
Wenn es gute Fische waren, nahm der Vater sie an den Bootsstrand hinunter und räucherte sie. Er saß im Wind vor dem Räucherofen und stopfte langsam einen Ast nach dem anderen hinein, damit das Feuer gleichmäßig blieb. Er dichtete mit Sand und kleinen Steinen ab. Er sammelte Wacholderreiser und machte Spanholz von Espen, damit der Fisch eingebettet war, wie es sich gehörte. Man sah nicht viel von ihm.
Gegen Abend warf er die Angel dreimal im Kolk aus, aber dort bissen sie nie an. Und beim Tee sprach der Vater nur von Fisch. Er prahlte nicht in seiner alten, gemütlichen Art, er hielt unerhörte Vorträge, die sich die Mutter erstaunt und etwas geniert anhörte, ohne besonders viel von den Gewohnheiten der Fische und Fischer zu lernen.
Sie dachte, das ist nicht mehr Spiel bei ihm. Jetzt haben wir in allen Büchsen und Töpfen, die wir besitzen, gesalzenen Fisch, und er angelt immer weiter. Es ist ja ganz schön, dass wir so viel zu essen haben, aber es war irgendwie fröhlicher als wir weniger hatten. Ich glaube, das Meer ist nicht nett zu ihm.
Die Mutter hatte jeden Tag den Smaragdgürtel um, weil sie dem Vater zeigen wollte, wie gern sie den Gürtel hatte. Obwohl es ganz entschieden ein Sonntagsschmuck war. Und es war ja ein bisschen schade, dass die Glasstückchen überall hängenblieben und dass die Reiskörner abfielen, wenn man sich nicht sehr vorsichtig bewegte.
Mutters neuer Garten war fertig, ein glänzender Kreis aus Tang am Fuße des Leuchtturmberges. In der Mitte stand die mitgebrachte Rose in ihrer richtigen Erde. Sie war kurz vor dem Aufblühen, wenn auch sehr zögernd. Natürlich, denn sie waren schon weit im September.
Die Mutter träumte oft von allen Blumen, die sie pflanzen würde, wenn es wieder Frühling wurde. Sie malte sie alle auf dem nördlichen Fensterbrett auf. Jedes Mal, wenn die Mutter an ihrem Fenster saß und über das Wasser blickte, zeichnete sie eine neue Blume, zerstreut, mit den Gedanken irgendwo anders. Zuweilen wunderte sie sich über ihre Blumen, es war, als wären sie von allein gewachsen, und sie wurden immer schöner.
Der Fensterplatz war jetzt ein wenig leer, die Schwalben waren nach Süden gezogen. Sie hatten einen windigen Tag gewählt, an dem es nieselte, niemand hatte ihren Abflug bemerkt. Die Insel war jetzt merkwürdig still, die Mutter hatte sich an ihr Kreischen und ununterbrochenes Geschwätz unter dem Dachfirst gewöhnt. Nun waren es nur die Möwen, die an ihrem Fenster vorbeiglitten, mit gelben unbeweglichen Augen, und manchmal der schwache Ruf von Kranichen, die auf der Fahrt waren, weit weit weg.
Eigentlich brauchte man sich nicht wundern, dass weder die Mutter noch der Vater merkten, was mit ihren Trollen geschah. Sie hatten andere Dinge im Kopf. Sie wussten nichts von dem Gestrüppwäldchen und der Lichtung, sie hatten keine Ahnung davon, dass Mumintroll jede Nacht, wenn der Mond aufgegangen war, mit der Sturmlaterne an den Sandstrand ging.
Was die Kleine My merkte und dachte, wusste niemand. Meistens trieb sie sich in der Nähe des Fischers herum, aber sie sprachen kaum miteinander. Sie betrachteten einander mit amüsierter Toleranz und respektierten die Selbständigkeit des anderen. Sie dachten nicht einmal an einen Versuch, einander zu verstehen oder auf einander Eindruck zu machen, auch das kann ja eine angenehme Umgangsform sein!
So standen die Dinge auf der großen herbstlichen Insel in jener Nacht, als die Seepferde zurückkamen.
Mit der Sturmlaterne an den Sandstrand hinabgehen, das war kein Abenteuer mehr. Mumintroll hatte sich an die Morra gewöhnt, sie war eigentlich eher beschwerlich als gefährlich. Er wusste kaum, ob er ihretwegen hinabging oder ob er immer noch auf die Rückkehr der Seepferde wartete. Es
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