Das grosse Muminbuch
und starrte vor sich hin, halbfertige Gedanken im Kopf.
Und mit einem Male kam ihm eine Idee: ich ziehe hierher. Die können allein in ihrem alten Turm wohnen mit dieser schrecklichen Treppe und sich ausrechnen, welcher Tag gerade ist.
Es war ein aufregender Gedanke, neu, gefährlich, hinreißend. Er veränderte alles, er zog um ihn einen großen einsamen Kreis, ein Feld aus Melancholie und unbekannten Möglichkeiten.
Er war steif in den Beinen und fror ein wenig, als er mit dem Kalender nach Hause kam. Er stellte ihn wieder auf die Kommode. Der Vater ging sofort hin und machte am oberen Rand ein Kreuz.
Mumintroll nahm Anlauf, dann sagte er ins Blaue hinein, ich habe vor, ein bisschen allein zu wohnen, irgendwo auf der Insel.
Draußen?
Ja, natürlich ja, sagte die Mutter abwesend.
Sie saß am Nordfenster und zeichnete eine Blütenranke. Das geht gut. Du kannst ja wieder den Schlafsack nehmen.
Sie zeichnete Jelängerjelieber, es war fein und kompliziert mit allen seinen Blättern. Die Mutter hoffte, dass sie sich richtig erinnerte. Geißblatt kann am Meer nicht wachsen, es braucht Wärme und eine geschützte Stelle.
Mutter, sagte Mumintroll, und der Hals wurde ihm trocken, irgend etwas ist nicht wie sonst.
Aber die Mutter hörte nicht zu, sie gab nur einen kleinen ermunternden Laut von sich und zeichnete weiter.
Der Vater stand da und zählte seine Kreuze. Über einen Freitag war er unsicher. Möglicherweise hatte er an dem Tag zwei Kreuze gemacht, weil der Donnerstag überhaupt kein Kreuz bekommen hatte. Irgend etwas hatte ihn gestört und unsicher gemacht. Was hatte er an jenem Tage getan? Es verschwamm für ihn, alle Tage drehten sich ununterbrochen im Kreise um eine Insel, auf der man am Ufer immer weiter geht und niemals ankommt.
Gut, sagte Mumintroll. Ich nehme den Schlafsack und das Sturmlicht.
Vor ihrem Fenster rollte der Nebel vorbei, es war, als sei der Raum mit ihnen unterwegs.
Ich könnte ein bisschen blaue Farbe gebrauchen, sagte die Mutter zu sich. Sie hatte ihr Geißblatt über das Fenster und die weiße Wand hinaufranken lassen, wo eine große, genau gezeichnete Blüte sich kühn entfaltete.
Der Mond nimmt ab
Eines Nachts, kurz vor der Morgendämmerung, wurde die Mutter von der Stille um den Turm herum geweckt. Es hatte plötzlich zu stürmen aufgehört, wie es manchmal der Fall ist, wenn der Wind dreht. Sie lag lange da und lauschte.
Weit draußen im Meeresdunkel fing langsam ein neuer Wind zu wehen an. Die Mutter hörte ihn kommen, er schritt auf dem Wasser, kein Geräusch von Wellen, nur der Wind. Er nahm gleichmäßig zu, jetzt erreichte er die Insel. Das offene Fenster knarrte.
Die Mutter fühlte sich sehr klein. Sie bohrte die Schnauze ins Kissen und versuchte zum Beispiel an einen Apfelbaum zu denken. Stattdessen sah sie nur das Meer mit seinen Winden, ein Meer, das sich über die Insel erhob, wenn das Licht nicht brannte, und das überall und immer vorhanden war. Es nahm das Ufer und die Insel und das Haus in Besitz. Ihr schien, als sei die ganze Welt aus blankem, gleitendem Wasser, und als finge der Raum langsam und ganz selbstverständlich zu segeln an.
Wenn sich nun die Insel aus ihrer Verankerung losriss und plötzlich - an einem Morgen läge sie zu Hause am Bootssteg und stieß plätschernd dagegen ... Oder wenn sie weiter hinaussegelte, viele Jahre lang, bis sie über den Rand der Welt rutschte, wie eine Kaffeetasse auf einem glatten Teebrett...
My würde das zu schätzen wissen, dachte die Mutter und kicherte. Ich möchte wissen, wo sie nachts schläft. Und Mumintroll ... schade, dass sich Mütter nicht auch davonmachen können, wenn sie gerade Lust dazu haben, und draußen schlafen. Besonders Mütter könnten das manchmal gebrauchen! Sie schickte ihrem Troll einen zerstreuten und liebenden Gruß. Mumintroll fühlte ihn, während er in seiner Lichtung wachlag, und er winkte mit dem einen Ohr eine Antwort.
Die Nacht war mondlos und sehr dunkel.
Niemand hatte recht Notiz davon genommen, dass Mumintroll von zu Hause weggezogen war, und er wusste nicht, ob ihn das erleichterte oder enttäuschte.
Jeden Abend nach dem Tee zündete die Mutter auf dem Tisch zwei Kerzen an und gab ihm die Sturmlaterne mit hinaus. Der Vater sagte der Ordnung halber noch, aber zünde nicht das Wäldchen an und denke dran, sie auszulöschen, bevor du einschläfst.
Immer dasselbe. Sie hatten auch nicht ein bisschen verstanden.
Mumintroll lauschte dem neuen Wind und
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