Das grosse Muminbuch
schaute sie mit gerunzelter Schnauze an.
Dir muss nicht immer alles so leid tun, sagte My. Geh jetzt, ich muss schlafen.
Als Mumintroll aus dem Gestrüpp kam, machte er die Pfote auf und betrachtete das Hufeisen. Nichts war gesagt worden. Er hatte das Seepferdchen behalten.
Die Nächte waren mondlos, und die Sturmlaterne brannte nicht. Mumintroll ging aber sicherheitshalber an den Sandstrand, weil er es einfach nicht lassen konnte. Das Hufeisen und die Geschenke hatte er bei sich. Der Troll hatte bessere Nachtaugen bekommen, und er sah das Seepferdmädchen, als es aus dem Nebel kam gleich einem unwirklichen Wesen in einer Erzählung. Er legte das Hufeisen in den Sand, er wagte kaum zu atmen.
Die dunkle Silhouette kam mit kleinen, tänzelnden Schritten näher, den Hals gewölbt. Es trat in sein Hufeisen und war zerstreut wie eine Dame, es wartete mit abgewandtem Kopf, während das Hufeisen sich schloss und festwuchs.
Locken in der Stirn, das ist hübsch, sagte Mumintroll vorsichtig. Ich habe eine Freundin mit Stirnlocken. Vielleicht kommt sie mal her und besucht uns ... ich habe viele Freunde, die dir gefallen würden.
Das Schweigen des kleinen Pferdchens war uninteressiert.
Mumintroll versuchte wieder: Inseln sind in der Nacht so hübsch. Dies ist Vaters Insel, aber ich weiß nicht, ob wir unser ganzes Leben hier wohnen werden. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob uns die Insel nicht gern hat, aber das geht vielleicht vorüber. Das Wichtigste ist, dass sie anfängt, den Vater gernzuhaben ...
Es hörte nicht zu. Es kümmerte sich nicht um Mumintrolls Familie. Daraufhin schüttete Mumintroll seine Geschenke in dem Sand aus. Das Seepferdchen kam näher und schnupperte daran, sagte aber immer noch nichts.
Endlich fand er das rechte Wort: Du tanzt wunderbar.
Findest du ? antwortete das Seepferdchen. Hast du auf mich gewartet? Hast du gewartet?
Und wie ich gewartet habe, rief Mumintroll. Ich habe gewartet und gewartet, und ich habe mich gesorgt, als es stürmte ... Ich wollte, ich könnte dich aus entsetzlichen Gefahren retten. Ich habe ein Haus, das mir gehört, und dort habe ich dein Bild aufgehängt. Dort darf es nichts anderes geben, als ...
Das Seepferdchen lauschte aufmerksam.
Du bist die Schönste, die ich je gesehen habe, fuhr Mumintroll fort, und gerade in dem Augenblick begann die Morra zu heulen.
Sie saß draußen im Nebel und heulte nach ihrer Laterne. Das kleine Pferdchen warf sich zur Seite und war fort. Übrig blieb nur eine lange Perlenkette aus Lachen, es kullerte wie Perlen, während das Seepferdmädchen wieder hinaus ins Meer stieg.
Die Morra kam entschlossen aus dem Nebel angerutscht, geradenwegs auf Mumintroll zu. Er kehrte um und lief. Doch heute Nacht blieb die Morra nicht am Ufer, sie folgte dem Troll hinauf über die Insel, in die Heide hinein und bis an den Fuß des Leuchtturmberges.
Er sah sie antrotten, wie einen großen grauen Fleck, er sah, wie sie sich unter dem Berg zusammenrollte, um zu warten.
Mumintroll warf die Tür hinter sich zu, lief die Wendeltreppe hinauf, mit einer brennenden Leere im Magen - jetzt war es geschehen, jetzt war die Morra oben, mitten auf der Insel. Vater und Mutter waren nicht aufgewacht, der Raum war ruhig. Aber durch das geöffnete Fenster strömte starke Unruhe hinein. Er hörte, wie das Laub der Espen vor Entsetzen rauschte, nun begannen die Möwen zu kreischen.
Kannst du nicht schlafen, fragte die Mutter.
Mumintroll schloss das Fenster.
Ich bin aufgewacht, sagte er und kroch in sein Bett, die Schnauze war ganz steif
Es wird kälter, sagte die Mutter. Wie gut, dass ich den Stamm noch zersägt habe ... Frierst du?
Nein, sagte Mumintroll.
Dort unter dem Leuchtturm saß sie und fror. Sie fror so schrecklich, > dass der Boden unter ihr zu Eis wurde ,.. Nun ging es wieder los. Es ! kam auf ihn zugekrochen und ließ sich nicht abschütteln. Man konnte sich viel zu leicht jemanden vorstellen, der niemals warm werden : konnte und den niemand gernhatte, jemand, der nur alles zerstörte, wohin er auch geriet. Es war ungerecht. Warum sollte die Morra gerade ihn belasten. Er war der einzige. Sie konnte nicht warm werden.
Macht dich etwas traurig, fragte die Mutter.
Nein, sagte Mumintroll.
Morgen ist ein neuer langer Tag, sagte die Mutter. Der gehört einem ganz allein und ganz und gar von Anfang bis Ende. Das ist doch ein schöner Gedanke.
Nach einem Weilchen wusste Mumintroll, dass die Mutter schlief. Er fegte rasch alle Gedanken weg und
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