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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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sprechen!«, bat John Law. »Der König braucht keine Bank, Monsieur, er braucht ein neues Bein. Für die linke Seite. Da besteht er darauf. Es muss für die linke Seite sein.« Der Herzog hob seine Hand hoch: »Monsieur a soif!« Eine aufmerksame Dienerin reichte ihm ein Glas. »Champagner, Monsieur. Das ist Champagner. Wir haben noch nichts gegen den Hunger gefunden, aber die Wissenschaft hat den Champagner erfunden. Dom Perignon. Wieso erfinden Pfaffen immer etwas zu saufen? Ist ihr Gott zu wenig lustig? Na ja, der verwandelt ja auch Wasser in Wein. Auch Gott säuft. Wie soll man dieses erbärmliche Dasein auch sonst ertragen? Haben Sie Montesquieu gelesen? Er sagt, man müsse den Menschen nicht bei seinem Tod beweinen, sondern bei seiner Geburt.«
    »Monsieur le Duc«, bat John Law inständig, »ich möchte ...«
    »Ich möchte auch, aber ich kann nicht mehr ... Und davon kriegt man Durst. Immer mehr Durst. Und wenn man mehr trinkt, hat man mehr Durst. Das ist wie bei Ihrem System, Monsieur Law. Mit dem Geldkreislauf. Desmartes meint, das kann sich alles überhitzen. Desmartes sagt, wir brauchten ein Mischsystem. Champagner ist auch ein Mischsystem. Auch wenn Dom Perignon sagt, es sei eine dekadente modische Erscheinung, ihn zu trinken. Es sei nie seine Absicht gewesen, ein neues Modegesöff zu erfinden.« Der Due d'Orleans schnellte plötzlich nach vorne und übergab sich. Er röhrte dabei wie ein Maulesel. Er sank auf die Knie und erbrach erneut. Krämpfe schüttelten seinen Oberkörper. Er heulte auf wie ein getretener Hund. »Sehen Sie«, keuchte der Herzog mit schwacher Stimme, »jetzt habe ich mich erhitzt. Und habe schon wieder Durst.«
    »Können wir morgen darüber sprechen, Monsieur le Duc?«
    Der Herzog würgte wieder, aber er hatte sich leer gekotzt. Er würgte und würgte. Sein Magen war leer. Ein bisschen Gallensaft tropfte das Kinn runter. Mehr nicht.
    »L 'etat, c 'est moi, Monsieur, schon bald, mais je ne suis pas dans un bon etat. Sehen Sie, Monsieur, wenn Sie mich gesehen haben, haben Sie die Grande Nation gesehen.«
    John Law und Catherine wünschten ihren Kindern eine gute Nacht. Es war schon spät. Die Gouvernante begleitete Kate und ihren Bruder John ins Schlafgemach. John und Catherine blieben allein im Salon zurück. Im Kamin prasselte ein Feuer.
    Nach einer Weile sagte John: »Ich habe ihm schon so viele Briefe überbringen lassen ...«
    »Desmartes will nicht, John. Du musst es einsehen, er will einfach nicht. Man sagt, d'Argenson habe Druck auf Desmartes ausgeübt.«
    »Ich werde nicht aufgeben Catherine. Eines Tages wird meine Idee das kleinere Übel sein.Vielleicht wird es noch ein Jahr dauern, vielleicht auch zwei. Aber eines Tages werde ich eine Bank haben, die Geld aus Papier druckt. Wieso wollen die Menschen nur das Wesen des Geldes nicht begreifen?«
    Catherine sah John an. Er war jetzt dreiundvierzig Jahre alt und sah noch immer blendend aus. Ein Mann, der alles in seinem Leben erreicht hatte. Doch der Schein trog. Auch an John Law waren die Jahre nicht spurlos vorübergegangen. Sein Gang war etwas bedächtiger geworden, sein Blick funkelte nicht mehr so wie früher. Doch was an John Law zehrte, das waren nicht die Jahre. Es war eine Idee, die er verwirklichen musste und die man ihn nicht verwirklichen ließ. Catherine legte das Stickzeug zur Seite, an dem sie gearbeitet hatte. »Vielleicht...«, so fing sie an, »vielleicht reicht es nicht, Briefe an Desmartes zu schreiben. Ich höre immer wieder, dass der Due de Saint Simon der Schlüssel zum König sei.«
    John sah sie fragend an.
    »Warum machst du nicht einmal einen Besuch beim Due de Saint Simon?«
    »Gibt es nicht angenehmere Arten, seine Zeit zu verschwenden?«
    »John, ich bin die Frau, die dir Glück bringt. Besuch ihn einfach. Mir zuliebe.«
     
    Ein Diener geleitete John Law in die Bibliothek. Saint Simon begrüßte ihn mit etwas übertriebener Freude.
    »Ihr Besuch ist eine große Ehre für mich, Monsieur Law«, frohlockte Saint Simon. Er hatte die Beine des Besucherstuhles, den er Law anbot, kürzen lassen, um nicht so klein zu erscheinen.
    »Es wäre meinerseits eine Ehre, Monsieur le Due de Saint Simon, wenn Sie mir gestatten würden, Sie regelmäßig zu besuchen. Ich brauche das Gespräch mit einem Menschen, der meine Theorien versteht, weil er über das notwendige Wissen und die Weisheit verfügt, beurteilen zu können, inwieweit sie realisierbar sind oder nicht.«
    »Sie schmeicheln mir, Monsieur Law«, sagte

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