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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Saint Simon und druckste verlegen auf seinem ledernen Stuhl herum, »ich bin nichts als ein kleiner Tagebuchschreiber, ein Chronist unserer Zeit. Ich war Zeuge, wie im Jahre 1691 unser König meinem Vater in Versailles die Ehre einer dreimaligen Umarmung gewährte.« Saint Simon schien plötzlich in Gedanken zu versinken und sich wehmütig an jene Szene zu erinnern, die sich damals in Versailles abgespielt hatte.
    Das Hausmädchen brachte Tee und zog sich wieder zurück.
    »Man spricht von Ihren Briefen an den Finanzminister Desmartes, Monsieur Law. Sie werden gelesen. Aber d'Argenson will nicht, dass man Ihnen antwortet. Er hält Ihre Ideen für gefährlich. Der Due d'Orleans hat sich sehr wohl, und das wiederholt, dafür eingesetzt, dass man Sie empfängt. Aber sein Ansehen erfährt zurzeit eine raschere Entwertung als die französische Währung.«
    Saint Simon beugte sich über den Tisch und flüsterte hastig: »Er rammelt wie ein Karnickel und säuft wie ein Bürstenbinder. Er wird noch vor unserem König sterben!«
    Er lehnte sich wieder zurück: »Da Sie mir aber die Ehre Ihres Besuches gewähren und mir sogar in Aussicht stellen, mich regelmäßig beehren zu wollen, bin ich gern bereit, meinen bescheidenen Einfluss am Hofe geltend zu machen. Desmartes soll Sie anhören, Monsieur! Aber dazu muss ich erst den Comte de Coubert überzeugen.«
    John Law verließ zu Fuß seine Residenz an der Place Louis-le-Grand, ging an der frisch restaurierten Reiterstatue des Sonnenkönigs vorbei und betrat am anderen Ende des Platzes den Prunkbau von Samuel Bernard, Comte de Coubert. Ein Türdiener öffnete ihm und wies ihm den Weg in den Tempel des Bankiers und Finanziers. Bernard erhob sich sogleich hinter seinem Schreibtisch und kam John Law freundlich entgegen. Der Comte war eine stattliche Erscheinung, groß wie John Law, aber älter und breit gebaut wie ein Schrank. Sein Kopf wies eine gewisse Ähnlichkeit mit der Neptunbüste auf, die John Law beim Treppenaufgang gesehen hatte, und wenn er den Mund öffnete, sah man ein kräftiges, intaktes Gebiss. Der Mann musste auf die siebzig zugehen und strotzte nur so vor Gesundheit.
    »Willkommen im Hause Coubert, Monsieur Law«, lachte Samuel Bernard, »zwei protestantische Bankiers in Paris, und sie meiden sich wie der Teufel das Weihwasser.«
    »Ich bedanke mich für die Einladung, Monsieur Bernard. Ich schätze diese Einladung umso mehr, als ich doch weiß, dass meine Ideen gerade unter den alteingesessenen Pariser Bankiers nicht gerade auf Begeisterung stoßen.«
    Samuel Bernard lächelte versöhnlich: »Ihre Ideen sind exzellent, mein lieber John Law of Lauriston, geradezu genial. Selbst Desmartes ist davon sehr angetan ...«
    Bernard hielt inne und bat John Law, Platz zu nehmen.
    »Sie wollen eine Nationalbank gründen, die gegen entsprechende Einlagen Papiergeld ausgibt.«
    »Ja, das habe ich in meinen zahlreichen Briefen zu erklären versucht...«
    »Ich habe Ihre Briefe an Desmartes gelesen, Monsieur Law. Ich bin beeindruckt. Wir sind alle beeindruckt.«
    Samuel Bernard sah die Verwunderung in John Laws Gesicht.
    »Meine Familie gehört sozusagen zum Inventar von Versailles. Mein Vater, der Maler, hat Louis XIV. bereits als jungen Mann porträtiert. Wir sind der Kunst verpflichtet, dem Königshof - und den Finanzen. Kein Finanzier hat jemals einem französischen König so viel Geld geliehen. Keiner. Deshalb ist unsere Meinung in Versailles nicht ohne Bedeutung. Sie wollen mehr Geld im Umlauf bringen, Monsieur. Damit werten Sie die Währung ab. Wer Schulden hat, profitiert, wer Kredite gewährt hat, verliert. Deshalb sind die französischen Bankiers gegen Ihre Pläne, Monsieur...«
    John Law nickte zustimmend: »Da Sie meine Schriften kennen, Monsieur Bernard, werden Sie wissen, dass ich der Letzte bin, der kein Verständnis für diesen Aspekt aufbringt. Es gibt auch dafür eine Lösung.«
    »Sie wollen die Schulden des Königs senken, ohne die Gläubiger zu schädigen? Sie können nicht Diener zweier Herren sein, Monsieur Law.«
    »Ich werde dafür eine Lösung finden, Monsieur Bernard.«
    Samuel Bernard reichte John Law sein letztes Schreiben an Desmartes über den Tisch: »Desmartes hat mich gebeten, Ihnen den Brief zurückzugeben. Sie sehen seine handschriftlichen Anmerkungen am Rande. Er meint, Sie sollten es noch einmal überarbeiten. Er möchte mehr Details. Ja, mehr Details.«
     
    »Die Sache muss gut überlegt sein«, gab Saint Simon zu bedenken und musterte

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