Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
Vom Netzwerk:
Geldmenge bereits verdoppelt. Die Bank arbeitet mit Ihren beiden Louisdor weiter, stellt sie der Wirtschaft in Form von Krediten zur Verfügung, und Sie lassen Ihre Banknoten zirkulieren, als seien es Münzen. So vervielfachen wir die zirkulierende Geldmenge. Und genau deshalb wird Frankreich wieder aus der Krise finden.«
    Larcat nickte. Er konnte es nicht ändern, ihm gefiel dieser Schotte mit seiner ruhigen, überlegten Art. Er dachte nach, dann griff er in seine Tasche, legte einen Silber-Ecu auf den Tisch und sagte forsch: »Ich möchte diesen Silber-Ecu meiner Mutter nach Marseille überweisen. Wie hoch sind Ihre Gebühren, Monsieur?«
    »Wir erheben dafür keine Gebühren, Monsieur Larcat.«
    »Sie machen es einem richtig schwer, Sie nicht zu mögen«, scherzte Larcat.
     
    »Keine Gebühren!«, rief Samuel Bernard. »Will er uns denn gänzlich ruinieren! Schreiten Sie ein, Noailles!«
    Noailles, d'Argenson, Larcat und Saint Simon saßen im Salon des Bankiers Bernard.
    »Es kommt noch schlimmer«, grummelte Noailles, »der Regent wird morgen alle lizenzierten Steuereintreiber verpflichten, den Anteil der Krone in Zukunft in Papiergeld zu überweisen.«
    »Noten«, lächelte Saint Simon, »man nennt dieses neue Geld aus Papier neuerdings Noten.«
    »Woher sollen wir diese Noten beziehen?«, fragte Bernard gereizt. »Müssen wir unser wertvolles Metallgeld in Banknoten umtauschen, damit wir unsere Abgaben an die Krone in Banknoten entrichten können?«
    Etwas verlegen zog Larcat die Banknote, die ihm John Law gestern ausgestellt hatte, aus der Tasche und hielt sie hoch wie eine Hostie: »Auch die >Gazette< wird in Zukunft ihre Steuern in Banknoten entrichten.«
    »Hat er Ihnen komplett den Kopf verdreht?«
    »Er bietet kostenlose Geldüberweisungen in andere Städte und Länder an. Selbst der Umtausch in andere Währungen ist kostenlos.«
    »Das wird ihn ruinieren!«, sagte Noailles befriedigt. »Das wird er nicht überleben.«
    D'Argenson meldete sich zu Wort: »Die Bankiers Ihres Schlages werden dadurch ruiniert, Monsieur Bernard. Ich hörte, dass Monsieur Law selbst für das Diskontieren von Wechseln keine Gebühren erhebt.«
    Samuel Bernard schwieg betreten. Saint Simon schaute sich die Banknote von Larcat an und reichte sie an d'Argenson weiter. Noailles wollte sie nicht sehen, er gab sie gleich an Bernard weiter. Bernard nahm sie in die Hand und starrte sie an.
    »Vorsicht, Monsieur, sie ist zwei Louisdor wert.«
    Samuel Bernard hob den Kopf, schaute Larcat an, wollte etwas erwidern, ließ es dann aber bleiben. Er starrte erneut auf die Banknote. »Und wenn Sie ihm diese Banknote zurückbringen, bezahlt er Ihnen wieder zwei Louisdor.« Es war keine Frage, sondern eine nüchterne Feststellung.
    »Genau so ist es«, antwortete Larcat, »das ist die Zukunft, Messieurs.«
    »So, so«, murmelte Bernard lediglich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Ein Lächeln, das in ein breites Grinsen überging: »Und wenn plötzlich tausende von Menschen gleichzeitig ihre Banknoten zurückbringen und sie gegen Münzen umtauschen wollen ...«
    »Dann nimmt er die Banknoten zurück und bezahlt ihnen Münzen aus«, erwiderte Larcat mit einem Schulterzucken, »aber wieso sollen plötzlich tausende von Menschen ihre Banknoten wieder in Münzen umtauschen wollen?«
    Jetzt grinste auch Noailles übers ganze Gesicht.
    »Sehen Sie, Monsieur Larcat«, begann Bernard mit sichtlichem Vergnügen, »Monsieur Law verlangt keine Gebühren und ruiniert dadurch die alteingesessenen Finanziers. Also stellt sich die Frage: Wie verdient die Bank Geld? Indem Sie Kredite vergibt. Die Münzen, die man gegen Banknoten eintauscht, lagern nicht einfach in der Bank. Nein, diese Münzen vergibt Monsieur Law wiederum in Form von Krediten. Wahrscheinlich hat er deshalb nicht besonders viele Münzen in seiner Bank. Aber auf jeder Banknote steht das Versprechen geschrieben, dass er dem Überbringer den ursprünglichen Wert in Münzen retourniert...«
    »Ooo«, machte Larcat, »Sie wollen die Zukunft aufhalten. Na dann, Messieurs, Sie können diesen Schotten zu Fall bringen, aber Sie können die Zukunft nicht aufhalten.«
    »Ich schwöre Ihnen, Monsieur Larcat, dass sich die Banknote nie durchsetzen wird. Es gibt Dinge, die sind einfach gesetzt: die Existenz Gottes, das Pferd als schnellstes Transportmittel, die gesellschaftliche Funktion der Frau und die Beschaffenheit des Geldes.«
     
    Die mechanischen Teile waren zu einem Körper zusammengefügt,

Weitere Kostenlose Bücher