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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Worte zu fassen vermag.«
    Crozat hielt inne. John Law spürte, dass Crozat auf irgendetwas hinauswollte.
    »Ich habe seinerzeit das königliche Privileg erworben, die Neue Welt erforschen und ihre schier unerschöpflichen Vorräte an Gold, Silber und Smaragden bergen zu dürfen. Louisiana ist mehr als ein Ort, der Mississippi mehr als ein Fluss. Es ist ein Kontinent, Monsieur Law, ein Territorium, größer als Europa. Unsere Wälder bieten zu wenig Holz, um genügend Schiffe zu bauen, um all diese Schätze bergen zu können: Kaffee, Tee, Kakao ...« Crozat schaute einer der jungen Natchez-Indianerinnen nach, die den Raum wieder verließ. Nur ein Lederriemen zierte ihren Po. »Ich bin nun schon über sechzig, Monsieur Law. Manch einer erreicht nicht mal die Hälfte meines Alters. Und wenn ich die Wahl hätte, in Louisiana zu sterben oder hier inmitten meiner Gemälde und Skizzen, ich würde, ohne zu zögern, die Neue Welt wählen.« John Law nickte. Jetzt glaubte er zu wissen, worauf Crozat hinauswollte. »Die Krone zwingt mich, eine Entscheidung zu treffen. Meine Sammlung oder die Neue Welt. Wäre ich jünger, würde ich mich sicher für die Neue Welt entscheiden. Doch leider bin ich nicht mehr jung.«
    »Sie wollen mir die königliche Konzession für die Neue Welt verkaufen?«
    »So ist es, Monsieur Law. Sie haben mir freundlicherweise zugesagt, mir mit einem Kredit auszuhelfen, damit ich mich bei diesen königlichen Briganten mit 6,6 Millionen Livre freikaufen kann. Aber ich fürchte, ich werde Ihnen diese Summe nur zurückerstatten können, wenn ich entweder meine Konzession oder meine Sammlung verkaufe. Also liegt es auf der Hand, dass ich Ihnen meine Konzession anbiete. Sie sind jünger als ich, Monsieur Law.«
    »Darf ich Sie in Banknoten bezahlen, Monsieur?«
    »Ich bedaure, Monsieur. Mein geliebtes Louisiana müssen Sie in Gold und Silber aufwiegen. Die Berge und Flüsse werden es Ihnen tausendfach zurückgeben.«
     
    »Über sechs Millionen in Münzen«, lamentierte Angelini, »wenn Monsieur mir über sechs Millionen in Münzen wegnimmt, verfügen wir kaum noch über Metallgeld ...«
    Das große Kellergewölbe der Banque Generale, in dem einst edle Eichenfässer gelagert hatten, war mit massiven Gitterstäben mehrfach gesichert. Nur wenig Tageslicht drang aus den schmalen Luken von der Place Louis-le-Grand ins unterirdische Geschoss. Angelini entzündete eine Kerze nach der anderen.
    »Es ist nichts als ein vorübergehender Liquiditätsengpass, Angelini. Ich ordne hiermit an, dass Monsieur Crozat noch heute 6,6 Millionen in Münzen ausbezahlt werden.«
    »Und wenn morgen jemand zur Bank kommt und drei Millionen Banknoten in Münzen umgetauscht haben will?«
    John Law lächelte: »Soll ich Ihnen die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, dass morgen jemand kommt und Banknoten im Wert von drei Millionen Livre umgetauscht haben will?«
    »Ich bitte um Verzeihung Monsieur«, gab Angelini bei, »diese großen Summen machen mich einfach nervös. Ich bewundere Sie, Monsieur, dass Sie nachts überhaupt ein Auge zumachen können.«
    »Vernunft und Mathematik«, lächelte der Schotte.
     
    Es war spätnachts, als Angelini noch einmal John Laws Arbeitszimmer betrat.
    »Schlafen Sie denn nie, Angelini?«, fragte John Law, als er den übermüdeten Sekretär erblickte. Angelini machte ein ernstes Gesicht. Er blieb neben John Law stehen und legte eine Notiz auf den Tisch: »Der Erfolg der Bank wird Ihnen noch das Genick brechen. Wir drucken zu viele Banknoten, die Deckung ist zu dünn.«
    »Ich habe das alles mitberechnet«, murmelte John Law, während er Angelinis Notizen sorgfältig durchging, »das habe ich nicht anders erwartet, Angelini, das ist kein unvorhergesehenes Ereignis. Es zeigt nur, wie der Handel gedarbt hat. Das habe ich von Anfang an so erwartet. Mittlerweile beziehen selbst unsere ärgsten Feinde Gelder und Kredite in Banknoten.«
    »Das sollte uns stutzig machen, Monsieur.«
    »Selbst Ihr ärgster Feind wird zu Ihrem Partner, wenn Sie ihm ein lukratives Geschäft vorschlagen.«
    »Monsieur«, versuchte es Angelini von neuem, »es geht alles zu schnell. Die ausgegebenen Banknoten sind kaum noch gedeckt...«
    »Dafür besitzen wir Crozats Konzession für die Neue Welt. Der Engpass ist nur vorübergehend, Angelini, glauben Sie mir, in einigen Monaten werden wir ruhigere Gewässer erreichen. Und jetzt gehen Sie schlafen, damit wenigstens einer von uns schläft!«
     
    »Es ehrt mich, Monsieur, dass Sie auch

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