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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Mädchen?«, fragte der Duc d'Orleans, während er seine Kleidung in Ordnung brachte.
    »Crozat le Riehe hat sie wieder mitgenommen«, entgegnete Noailles.
    »Crozat le Pauvre«, scherzte d'Argenson, »wenn Sie weiter alle vermögenden Pariser melken, werden Sie bald niemanden mehr haben, der diesen Staat finanziert.«
    »Lassen wir die Plaudereien«, giftete Noailles. »Ist es wahr, Monsieur le Regent, dass Sie mir das Amt des Finanzministers entzogen haben?«
    Der Duc d'Orleans unterdrückte ein Gähnen: »Ja, ja, Noailles«, murmelte er. »Sie kommen nicht vom Fleck. Das Volk hasst Sie. Das Parlament verspottet Sie. Ihre Rezepte ... ich kann sie nicht mehr hören, Ihre Rezepte. Frankreich kann auch ohne Sie Bankrott gehen. Ich hasse Sie.«
    »Mit Verlaub, Monsieur le Regent...«
    »Ich will nichts mehr hören, Noailles. Manchmal braucht es den Mut zur Klarheit. Hören Sie? Den Mut zur Klarheit. Sie sind Ihres Amtes enthoben.«
    »Und wer wird mein Nachfolger?«
    »Er steht neben Ihnen, Noailles.«
    »D'Argenson?«, fragte Noailles verblüfft. »Mit Verlaub, aber was befähigt den Polizeipräfekten, die Leitung der Finanzgeschäfte zu übernehmen?«
    D'Argenson gluckste vergnügt. Noailles Affront störte ihn nicht. Der Duc d'Orleans richtete sich langsam auf: »Er wird respektiert, Noailles. Respektiert.«
    »Er wird gefürchtet«, schrie Noailles, »nicht respektiert. Weil er seine schützende Hand über die verzogene Brut von Parlamentariern legt, wenn sie im Suff Dienstmägde vergewaltigen und Stallburschen in vermeintlichen Duellen niederstechen.«
    D'Argenson lächelte amüsiert.
    »Respektiert, gefürchtet, wie es Ihnen beliebt, Noailles«, fuhr der Herzog fort. »Im Parlament gärt es, ich spüre es deutlich, man verweigert mir den Respekt, versucht, mir Knüppel zwischen die Beine zu werfen, man sagt, ich sei zu schwach. Finden Sie, ich sei zu schwach, Noailles?«
    »Nein, Monsieur le Duc. Ich teile diese Meinung nicht.« Noailles sah das breite Grinsen auf dem Gesicht von d'Argenson.
    Der neue Finanzminister beugte sich zu Noailles und flüsterte ihm ins Ohr: »Sie stehen mit einem Bein bereits in der Bastille.«
    Wilde Zuckungen verzerrten die Gesichtszüge des gewesenen Finanzministers. Er sah zu d'Argenson, sah diesen stechenden Blick, den Spott und die Verachtung, dann sah er zum Regenten und kniete nieder: »Ich denke, Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Königliche Hoheit«, überwand sich Noailles, »und ich freue mich, wenn ich Ihnen in einer anderen Funktion nützlich sein darf.«
    »Ein Platz als Berater im Regentenstab, wenn es Ihnen beliebt?«, fragte der Regent.
     
    Im französischen Parlament spielten sich tumultartige Szenen ab. Noailles war entlassen worden. D'Argenson hatte den Posten des Finanzministers übernommen. Und soeben war bekannt geworden, dass der Livre erneut um ein Sechstel abgewertet worden war. Das war nun endgültig zu viel. Wer Schulden hatte, konnte sich darüber freuen, doch wer haushälterisch mit seinem Geld umgegangen war und gespart hatte, war bitter bestraft worden. Die aufgebrachten Parlamentarier beschlossen, dem Regenten eine Lektion zu erteilen.
    »Wir machen von unserem Recht auf Einspruch Gebrauch und fordern den Regenten auf, die Abwertung des Livre zurückzunehmen.« Der Redner wurde mit großem Beifall bedacht. Jetzt fassten weitere Parlamentarier Mut und begaben sich zum Rednerpult.
    »Wir fordern die Trennung der Banque Generale von den Staatsgeschäften. Staatliche Gelder müssen per sofort aus der Banque Generale abgezogen werden.«
    Die Parlamentarier applaudierten heftig.
    »Die Steuern dürfen ab sofort nicht mehr mit Banknoten der Banque Generale bezahlt werden«, forderte der nächste.
    Die Forderungen wurden immer gewagter.
    »Ausländern ist jegliche Tätigkeit in Staatsgeschäften untersagt. Das gilt auch für Ausländer, die bereits eingebürgert worden sind.«
    »Nennt uns ein Gesetz, das uns verbietet, den Schotten zu hängen«, schrie plötzlich jemand aus der hintersten Reihe. Der Rufer erntete tosenden Applaus.
    Saint Simon verließ eilig das Parlament und fuhr mit seiner Karosse zum Palais Royal. Unterwegs verfasste er eilig eine Notiz. Als er vor dem Palais Royal angekommen war, händigte er die handschriftliche Notiz dem Kutscher aus und befahl ihm, sofort zur Banque Generale zu fahren und die Botschaft Monsieur Law persönlich auszuhändigen. Dann betrat Saint Simon das Palais.
    Der Regent war außer sich vor Wut, als ihm

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