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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Rebecca.
    »Die Natur nimmt auf solche bürokratischen Details keine Rücksicht«, scherzte John. Das Eis schien nun zwischen ihnen gebrochen. John öffnete die Salontür. Er wollte zu Bett gehen. William erhob sich:
    »Das ist aber gar nicht klug, John, wenn du stirbst, erbt Catherine gar nichts«, lachte William, »da sie ja noch verheiratet ist, kann sie nach dem Gesetz nicht deine Frau sein, und die Kinder, die sie geboren hat, können nicht deine ehelichen Kinder sein ...«
    »Du willst doch nicht etwa John zum Duell auffordern?«, amüsierte sich nun Catherine ihrerseits.
    »Nicht schon wieder,William«, lachte John, »die Banque Generale braucht uns beide noch, und ich verspreche dir, so wahr ich hier sitze, es wird nicht zu deinen Ungunsten sein. Ich werde mein Wort halten.«
     
    Der Konvoi des Bankiers Samuel Bernard erreichte Punkt zehn Uhr die Place Louis-le-Grand. Fünf Kutschen. Zahlreiche Menschen hatten sich auf dem Platz eingefunden. Es hatte sich herumgesprochen, dass heute die Banque Generale zusammenbrechen würde. Kein Pariser Finanzier fehlte. Einige hatten ihre Kutschen, die diskret am Straßenrand warteten, verlassen und standen nun in neugieriger Erwartung vor der breiten Treppe, die zur Bank hinaufführte. Die fünf Kutschen des Samuel Bernard kamen vor der Bank zum Stehen. Ein Diener öffnete die Tür der ersten Kutsche. Der Bankier stieg aus.
    In diesem Augenblick wurden die Flügel des Portals der Banque Generale von zwei Schweizer Lakaien geöffnet. John Law trat hinaus. Sein Blick schweifte über den Platz. Er stieg einige Stufen hinunter und blieb dann stehen. Samuel Bernard blieb unten an der Treppe. Er schaute zu John Law hinauf: »Monsieur Law of Lauriston. Ich habe gestern in Ihrem Bankhaus, in Anwesenheit unserer Notare, fünf Millionen in Banknoten einbezahlt. Auf Ihren Banknoten steht geschrieben, dass die Bank verspricht, dem Inhaber sofort die Summe des notierten Betrages in Münzen auszubezahlen. Hier bin ich nun und bitte um Auszahlung in Münzen.«
    »Monsieur Bernard«, entgegnete John Law mit weithin vernehmlicher Stimme, »es freut die Banque Generale, dass sie einen Mann von Ihrem Renommee von ihren Leistungen überzeugen konnte.« John Law wandte sich nun an seinen Bruder William, der zusammen mit der Dienerschaft auf der obersten Treppe in respektvollem Abstand stehen geblieben war, und rief ihnen zu: »Man möge Monsieur Bernard seinen Wunsch erfüllen.«
    Dutzende von Schweizer Lakaien in grünen Livreen traten darauf ins Freie und trugen schwere Ledersäcke mit Louisdor und Silber-Ecus die Stufen hinunter. Sie wurden von William Law angeführt. John Law hatte angeordnet, dass die Auszahlung nicht in wenigen Kisten vonstatten gehen sollte, sondern in kleinen Ledersäcken. Es war eine nicht enden wollende Prozession von Lakaien, die hintereinander die Treppe zu den Kutschen des Samuel Bernard hinunterstiegen und ihr Säcklein ablieferten.
    Der Verleger Larcat trat mit ungläubigem Staunen hinter einer von Samuel Bernards Kutschen hervor und blieb neben dem Finanzier stehen. Als Bernard ihn sah, entriss er einem von John Laws Dienern einen Geldsack und riss ihn auf: Eine Hand voll Louisdor purzelte zu Boden.
    Larcat hob einige auf und wog sie staunend in der Hand: »Es funktioniert«, stammelte er.
    »Wo hat der Kerl bloß in so kurzer Zeit das viele Münzgeld aufgetrieben?«, ärgerte sich Bernard.
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Larcat scheinheilig. »Die Banque Generale hat ihr Versprechen gehalten, das System funktioniert.«
    Bernard machte eine abfällige Handbewegung.
    Larcat grinste: »Was werden Sie jetzt mit dem vielen Münzgeld machen? Bringen Sie es morgen wieder zur Bank?«
    Wütend nahm Samuel Bernard dem Zeitungsmann Larcat die Goldmünzen aus der Hand und bestieg seine Kutsche.
     
    Indianische Tänzerinnen bewegten sich zum rhythmischen Klang von Trommeln und Flöten über die Theaterbühne, während groß gewachsene Indianer mit exotischem Federschmuck goldene Götterstatuen präsentierten. Dann wurden dressierte Papageien vorgeführt, wilde Tiere in rollenden Käfigen auf die Bühne geschoben, und überall sah man Gold. Goldene Armspangen, goldene Halsketten, goldene Figuren und Amulette. Eine Waage wurde mit einem Seilzug von der Decke auf die Bühne hinuntergelassen. Die beiden Waagschalen waren so groß, dass ein Mensch darin sitzen konnte. Die bleich gepuderten Gäste auf den Balkons staunten nicht schlecht, als nun plötzlich ein sakral

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