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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Saint Simon von den Tumulten im Parlament und von den Absichten der Abgeordneten erzählte. Er ordnete sofort den Zusammenzug der Gardesoldaten an und gab Order, jede Tür mit Bewaffneten zu besetzen. Er ordnete weiter an, dass man Schweizer Gardisten, Musketiere und Leibgardisten an strategischen Orten platzieren solle. Die ganze Umgebung des Palais Royal sollte mit vorgeschobenen Verteidigungslinien befestigt werden. Ein etwaiger Kampf dürfe unter keinen Umständen im Innenhof des Palais ausgetragen werden.
     
    Fassungslos starrte John Law auf den Zettel mit Saint Simons Notiz. Fragend wandte er sich an den Kutscher, der unten in der Schalterhalle stand. Doch dieser konnte ihm auch nicht mehr berichten.
    Als der Kutscher wieder davonfuhr, erreichten bereits die ersten Schweizer Gardisten die Place Louis-le-Grand. Sie postierten sich auf den Außentreppen der Bank.
    »Stehen wir unter Arrest?«, fragte William irritiert. Er sah aus einem der großen Fenster in Johns Arbeitszimmer und blickte auf die Place Louis-le-Grand hinunter.
    »Ich weiß es nicht.Vielleicht schickt sie der Regent. Zu unserem Schutz«, entgegnete John. »Geh nach unten, William, und lass die Bank schließen«, befahl John. Dann wandte er sich an Angelini: »Schließen Sie den Tresorraum und verstärken Sie die Wachen. Schicken Sie einen Boten zu den Jakobitern. Nehmen Sie so viele Gardisten wie nur möglich unter Sold. Die stehen dort ohnehin nur untätig herum.«
    Als es Nacht geworden war, wurde die Place Louis-le-Grand von zahlreichen Fackeln gespenstisch erleuchtet. Knapp fünfzig Gardisten bewachten die Bank. Ab und zu kam es zu kleineren Scharmützeln. Gruppen von jungen Burschen rannten auf den Platz, warfen Steine gegen die Gardisten und zogen sich gleich wieder zurück.
    »Noch sind es nur wenige«, sagte William. Gemeinsam mit John stand er am Fenster im ersten Stock und wartete angespannt auf das Aufklaren des Himmels in den frühen Morgenstunden.
    »Vielleicht sind es bald schon hunderte, tausende ...«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, entgegnete John nüchtern, »aber ich bezweifle, dass die Pariser Finanziers so viele Burschen bezahlen würden, um nachts Steine zu werfen, nur um meinen Bruder in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    »Ich hätte nicht herkommen sollen, John. Das war mein größter Fehler. Ich hätte in London bleiben sollen. Aber ich habe mich hinreißen lassen von all deinen Versprechungen. Wie alle hier in Paris.«
    William wandte sich John zu: »Das ist deine Gabe, John, du verdrehst den Menschen den Kopf, den Frauenzimmern, den Finanziers, den Spielern ...«
    »Dann geh doch, William«, sagte eine Frauenstimme im Dunkeln. John drehte sich zu Catherine um. Sie war in den Raum getreten und setzte sich nun neben den Kamin. Ein Diener war dabei, neues Holz aufzulegen. Rebecca lag noch immer auf der Chaiselongue, wo sie gestern Abend eingeschlafen war.
    »Sie hat Recht. William«, sagte John nach einer Weile, »wenn du gehen willst, bezahle ich dich für deine Dienste und lasse dich morgen nach Calais eskortieren. Es fahren täglich Postschiffe nach London.«
    »Morgen! Morgen! Vielleicht liegt morgen schon alles in Schutt und Asche!«
    »Was ist passiert?«, schrie Rebecca plötzlich. Die lauten Stimmen hatten sie geweckt.
    »Nichts ist passiert«, entgegnete Catherine ruhig, »wir sitzen hier und plaudern, und irgendwann werden wir an diesen Abend zurückdenken und herzhaft darüber lachen.«
    »Ja, ja, lachen!«, schrie William. »Du begreifst den Ernst der Lage nicht. Man macht John für die Abwertung des Livre verantwortlich ...«
    »D'Argenson hat die Abwertung veranlasst. Ich war dagegen!«, unterbrach ihn John.
    »Das ist den Leuten da draußen egal!«, schrie William. »Du bist der verhasste Schotte ...«
    »Franzose«, scherzte John.
    »Ein protestantischer Schotte, der mit einer verheirateten Katholikin zusammenlebt und von jüdischen Bankiers finanziert wird! Das sagen die Leute da draußen. Dich, und nur dich allein, machen sie jetzt für alles verantwortlich!«
    »Es ehrt mich, dass man mir zutraut, innerhalb von wenigen Monaten ein größeres Fiasko anzurichten als der Sonnenkönig in fünfzig Jahren.«
    William machte eine unwirsche Handbewegung: »Du wolltest ja immer bedeutender sein als alle anderen. Jetzt hast du es erreicht. Dein Kopf ragt über alle anderen hinaus. Und diesen Kopf wollen sie jetzt in der Schlinge sehen!«
    »Wer das Feuer scheut, sollte nicht Koch werden, William! Ich

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