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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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flüsterte John Law zurück, aber Beau Wilson hatte sich bereits von ihm entfernt. John sah, wie Wilson zum nächsten Salon ging. John sah sich um. Die mit dicken Gobelins geschmückten Wände waren mit skurrilen Lampen erleuchtet. Sie funkelten wie Diamanten und warfen kleine, grelle Blitze auf die stummen Masken der Anwesenden. John wollte Edward Wilson folgen. Doch der war in der Masse der schwarzen Sutanen untergetaucht. John verließ den Salon und betrat einen breiten Gang. Ein maskierter junger Mann mit kurzem Wams und engem Beinkleid reichte dem Schotten ein Silbertablett mit einem Zinnbecher. John war nicht nach Wein zumute. Doch als er ablehnte, nahten zwei Wächter. Sie nickten John energisch zu. John sah sie ratlos an. Dann begriff er. Er nahm den Becher und stürzte seinen Inhalt in einem Zug hinunter. Erst jetzt konnte er seinen Weg fortsetzen. Der Flur führte an zahlreichen Sälen vorbei. Überall die schwarzen Gestalten, die lautlos nackte junge Frauen umringten und mit wissenschaftlichem Ernst beobachteten, wie sie von maskierten Männern befriedigt wurden. Sie stöhnten leise, als säßen sie in der Oper und wollten die Besucher nicht stören, die andächtig der Musik lauschten. Der Flur führte zu immer weiteren Salons. Mit anderen musikalischen Darbietungen, neuen Gestalten, die in der Dunkelheit verharrten, unbeweglich und starr wie Pinselstriche auf einem düsteren Gemälde. Und irgendwo dazwischen helles, nacktes Fleisch in stummer Hingabe.
    In einem Saal wurde Pharao gespielt. Ein Maskierter führte die Bank. Am Tisch saßen Maskierte in Begleitung von jungen nackten Frauen. Auch sie trugen Leopardenmasken. John Law trat an den Tisch und beobachtete den Bankier, der mit routinierten Bewegungen neue Karten verteilte.
    »Ich wusste, dass ich Sie hier finden würde«, sagte eine weibliche Stimme. John Law spürte eine Hand an seinem Geschlecht. Sanft ergriff er die fremde Hand und zog sie an seinen Mund, um sie zu küssen.
    »Sie mögen das nicht, Monsieur?«
    »Ich beobachte, Madam«, erwiderte Law. Er konnte den Duft nicht richtig zuordnen. Die junge Frau entfernte sich langsam. Sie schwang dabei leicht ihre Hüften und schlenkerte mit den Armen. John Law glaubte sie schon einmal gesehen zu haben. Er beobachte, wie sie den Saal verließ. Und dann sah er die Gestalt, die zur Hälfte von der offenen Tür verdeckt wurde. Sie stand da und schien ihn zu beobachten. Sie trug eine schwarze Sutane wie alle anderen. Aber ihr Körper war auffallend zierlich. Es musste eine Frau sein. Sie trug eine rote Ledermaske. John Law fixierte sie und verbeugte sich knapp. Sie erwiderte die Verbeugung. In diesem Augenblick spürte John Law eine Hand an seinem Gesäß. Er griff nach der Hand und hielt sie fest. Law spürte die Kraft, die von diesem Arm ausging.
    »Nicht umdrehen«, flüsterte eine frivole Männerstimme, »wieso haben Sie die junge Frau abgewiesen?«
    »Ich beobachte den Tisch, Sir.«
    »Sie lieben die Abwechslung, Sir?«
    »Ich bin durchaus vielseitig, Sir, aber in der Liebe gilt meine ganze Leidenschaft dem weiblichen Geschlecht. Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen.«
    Der Mann, der hinter Law stand, trat nun einen Schritt nach vorn. Er roch nach Mandelöl. Wilson. Er trug jetzt keine Sutane mehr, sondern einen schwarzen Mantel. Er öffnete die Aufschläge. Darunter war er nackt. Er stellte sein halb erigiertes Geschlecht zur Schau.
    »Sie haben vorhin meine Schwester enttäuscht«, flüsterte Wilson, »und jetzt enttäuschen Sie mich, John Law. Ich hätte Sie heute Abend mit unserem König bekannt gemacht. Er vögelt sich  hier durch den Stammbaum der englischen Krone. Sie hätten ihm Ihre Theorie des schnellen Geldes unterbreiten können. Aber wenn Sie ihm Ihren Allerwertesten nicht hinhalten, hört er nicht zu.«
    Wilson trat ebenfalls an den Spieltisch und berührte von hinten eine junge Frau, die hinter dem Bankier stand. Er liebkoste ihren Nacken und umfasste von hinten ihre Brüste.
    John Law schaute unwillkürlich wieder zur Tür. Die Gestalt mit der roten Maske war verschwunden. Fieberhaft ließ er seine Blicke durch den Saal schweifen. Plötzlich sah er sie draußen im Flur vorbeigehen. Er verließ den Salon, trat auf den Flur hinaus, folgte der Gestalt mit der roten Ledermaske. Sie schien auf ihn zu warten. Als sie bemerkte, dass John ihr folgte, ging sie weiter den Flur entlang. Dann blieb sie stehen, drehte sich um, wartete eine Weile, bis sie sicher war, dass er ihr folgen würde.

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