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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Beherrschung. Er rannte hinaus und rief:
    »Wohnt meine Schwester eigentlich in einem Bordell?«
    John Law hörte das Geschrei und lief unverzüglich die Treppe hinunter. Beau Wilson und Betty Villiers standen sich drohend gegenüber. Wilson fuchtelte mit seinem Spazierstock in der Luft und hörte nicht auf zu schreien: »Was unterscheidet uns beide voneinander, Madam? Wir sind beide Huren des Königs. Der König von England liebt Ihre Möse, und er liebt meinen Arsch.«
    »Sie kompromittieren Ihre Majestät, den König von England, Mr Wilson«, zischte Betty Villiers, »sind Sie denn völlig von Sinnen? Und wie konnten Sie gestern Abend nur in aller Öffentlichkeit...«
    »Ach was«, schrie Wilson, »dieser gottverdammte Schotte hat sich mir und dem König verweigert! Für wen hält er sich eigentlich? Meine Schwester ist ihm nicht gut genug! Ich bin ihm nicht gut genug. Selbst der König ist ihm nicht genug!«
    In diesem Augenblick trat John Law zu ihnen. Er ging langsam auf Wilson zu. John zog in aller Ruhe seinen Handschuh aus.
    »Für den gestrigen Abend hätte ich möglicherweise noch eine Entschuldigung akzeptiert, Sir. Aber nicht für das, was ich soeben gehört habe.« Er schlug Wilson den Handschuh ins Gesicht. Er war überzeugt, dass Wilson ein Feigling war und im nächsten Moment zusammenbrechen würde. Doch zu seiner großen Überraschung sagte Wilson:
    »Morgen zur Mittagszeit, Bloomsbury Square. Captain Wightman wird mein Sekundant sein. Ihr Sekundant wird sein ...?«
    John Law überlegte. Betty Villiers antwortete an seiner Stelle: »Ich werde Ihnen jemanden schicken, Sir.«
    John Law verbeugte sich vor Betty Villiers. Er sah die Genugtuung in ihren Augen.
    John verbrachte den restlichen Tag in seiner Wohnung. Er wollte keinen Gedanken an das morgige Duell verschwenden. Wie immer nutzte er seine freie Zeit zur Überarbeitung und Verfeinerung seines mathematischen Modells. Es ärgerte ihn, dass ihm so wenig Zahlenmaterial zur Verfügung stand. Zu viele Parameter beruhten auf bloßen Schätzungen. Dennoch arbeitete er bis tief in die Nacht und dachte nicht an morgen. Er schlief in dieser Nacht besser als erwartet... Am nächsten Morgen bereitete sich John Law auf den Kampf vor. Er übte einige Ausfallschritte, steigerte die Schnelligkeit, Wendigkeit. Er versuchte, den Gedanken daran, dass er dieses Duell nicht gewollt hatte, zu verdrängen. Er wollte nur an seinen Sieg denken. Er wollte auch nicht daran denken, dass Beau Wilson möglicherweise auf das Duell verzichten würde. Plötzlich klopfte jemand an die Wohnungstür.
    »Treten Sie ein«, schrie John Law. Ein Mann stand im Türrahmen, ungefähr achtunddreißig, das Gesicht vom vielen Gin und den Widrigkeiten des Lebens verquollen, und die goldblonde Perücke hatte ebenfalls schon bessere Tage erlebt. »Daniel Defoe?«, fragte John Law ungläubig. »Habe ich Sie nicht kürzlich am Pranger gesehen?«
    »Nein, nein. Ich bin seit langem aus dem Schuldengefängnis entlassen worden. Das letzte Mal sind wir uns im >Chapter< begegnet, wenn Sie sich erinnern wollen. Wir saßen mit Ihrem Bankier zusammen. Er wollte mein Buch nicht finanzieren.«
    »Ein kluger Mann«, scherzte John Law. »In der Tat, aber als Sie den Tisch verlassen hatten, habe ich ihm von einer neuen Idee erzählt«, lachte Defoe und trat näher, »und jetzt bin ich Besitzer einer Ziegelei in Tilbury.« John Law mimte den Ahnungslosen.
    »Ich weiß, dass Sie sich sehr wohl an unsere letzte Begegnung erinnern können, Mr Law. Sie haben jedes Gesicht genau vorsich. Wie auf einem Gemälde. Sie sind ein Spieler. Sie erinnernsich an jedes Geräusch, an jedes Wort. Sie wollten mich bloß beleidigen, als Sie vorhin sagten, Sie hätten mich zuletzt am Pranger gesehen ...«
    »Verlangen Sie Genugtuung?«, unterbrach ihn John Law barsch. Daniel Defoe reagierte verdutzt und sagte leise: »Sie beleidigen mich.«
    »Sie haben das Recht, mich zum Duell aufzufordern. Tun Sie es oder lassen Sie es sein, aber ich habe keine Zeit, mich mit notorischen Bankrotteuren zu beschäftigen! Ich brauche einen Sekundanten, keinen Bankrotteur.«
    »Ich bin Ihr Sekundant«, unterbrach ihn Defoe, »Betty Villiers schickt mich.«
    John Law sah den Schriftsteller mit großen Augen an.
    »Sie? Mit Verlaub, ich muss schon sagen, aber von Betty Villiers hatte ich mehr erwartet. Einen Sekundanten mit etwas mehr Prestige.«
    »Wenn Sie mich erneut beleidigen wollten, Mr Law, ist Ihnen das gelungen. Ich werde Sie aber deswegen

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