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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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unterbrochen worden. Jetzt, wo er seine Rede beendet hatte, herrschte gespenstische Stille im Gerichtssaal. Wightman nahm wieder Platz.
    Auch Wilsons Schwester machte eine Aussage. Die Kränkung, die sie durch John Laws Desinteresse erfahren hatte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. John Law sah den Hohn in ihren Augen, als sie genüsslich ausbreitete, dass John Law finanzielle Probleme hatte und deshalb gezwungen gewesen sei, eine Wohnung in seinem Haus zu vermieten. Sie sei auch Zeuge gewesen, wie John Law und ihr Bruder gestritten hätten. Es ging um Geld, behauptete sie. Und sie habe sogar mit ansehen müssen, wie dieser schottische Rohling ihren Bruder geschlagen und zum Duell aufgefordert habe. Punkt zwölf Uhr am Bloomsbury Square, habe der Schotte durchs Treppenhaus gebrüllt. Und ihr Bruder habe sich als ein Ehrenmann dem Schicksal gefügt.
    John Law schaute ihr kopfschüttelnd nach, als sie sich wieder an ihren Platz begab. In diesem Augenblick sah John Law das Gesicht des geheimnisvollen Fremden, den er zu kennen glaubte. Ihm fehlte tatsächlich ein Ohr. Es war George Lockhart of Carnwath.
    Der Richter bot nun alle Zeugen auf, die John Law seinerzeit beim schriftlichen Verhör in Newgate genannt hatte. Es waren Zeugen, die seinen makellosen Leumund bestätigen sollten.
     
    John Law, der Friedfertige, John Law, der Sanftmütige, der Souveräne, der Galante, ein Mann des Geistes, ein Mann der Vernunft, kurz: ein Mann, der sich nicht duellierte. Ein Mann aus gutem Hause, Sohn des ehemaligen Münzprüfers von Edinburgh; ein Schotte, jawohl, ein Schotte, ein protestantischer Schotte. Im Hinblick auf die von London gewünschte Wiedervereinigung mit Schottland wurde die schottische Karte entsprechend ausgespielt.
    Als die Geschworenen wenig später wieder den Gerichtssaal betraten, fragte der Richter, ob sie zu einer Entscheidung gelangt seien. Der Sprecher erhob sich: »Die Geschworenen haben sich zur Beurteilung zurückgezogen und haben ein Urteil gefällt. Wir haben uns die Entscheidungsfindung nicht leicht gemacht. Nach ernsthafter Prüfung aller Vorwürfe und entlastenden Aussagen sind wir zum Schluss gekommen, dass es zwischen dem Opfer Edward Beau Wilson und dem Angeklagten John Law einen seit Monaten schwelenden Streit gegeben hat. Aufgrund einer finanziell aussichtslosen Lage reifte beim Angeklagten der Gedanke. Wilson zum Duell aufzufordern, damit sich dieser freikaufe. Dem Angeklagten war hinlänglich bekannt, dass Wilson weder ein guter Fechter noch ein Freund von handgreiflichen Auseinandersetzungen war. Am Morgen des 9. April 1694 verabredete sich der Angeklagte mit Edward Wilson zum Duell am Bloomsbury Square. Die Geschworenen sind deshalb zum Schluss gekommen, dass der Angeklagte John Law im Sinne der Anklage - schuldig ist.«
    Ein Aufschrei im Saal. John Laws Anhänger erhoben sich und protestierten. Die andere Partei triumphierte. Richter Salthiel Lovell schlug mit der flachen Hand auf sein Pult und brüllte: »Der Angeklagte John Law wird zum Tod durch den Strang verurteilt. Man räume den Saal und bringe den nächsten Angeklagten.«
     
    John Law war nach seiner Verurteilung ins Gefängnis in Southwark, am King's Bench, überführt worden. Hier verfügte er über eine geräumige Einzelzelle mit Tageslicht und durfte täglich kurze Besuche empfangen. Bereits wenige Stunden nach seiner Verlegung erschien der Earl of Warriston, ein quirliger, resoluter Mann, der alles für Johns Freilassung tun wollte.
    »John«, ereiferte sich der Graf, als der Wächter die Tür hinter ihm geschlossen hatte, »es sieht nicht gut aus. Wilsons Bruder will nun beim König vorsprechen, damit das Urteil baldmöglichst vollstreckt wird! Ich habe unverzüglich Boten nach Schottland geschickt, damit sich alles, was Rang und Namen hat, für Ihre Begnadigung einsetzt!«
    John Law stand mit verschränkten Armen neben dem vergitterten Fenster: »Warum will man mich hängen? Weil Wilsons Bruder Robert dafür bezahlt hat? Also lassen Sie uns einfach den Einsatz erhöhen. Ich biete das Doppelte.«
    »Hören Sie auf, John«, rief der Graf und schritt in der Zelle auf und ab, »das ist kein Spiel. Wenn Sie gehängt werden, und ich halte dies mittlerweile nicht mehr für ganz ausgeschlossen, wird Schottland einer Vereinigung der Kronen unter keinen Umständen zustimmen. Das hieße: Mein Lebenswerk wäre zerstört. Mr Law! Ein sinnloses Duell hätte über die Wiedervereinigung mit Schottland entschieden?«
    »Erzählen Sie das

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