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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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dem König!«
    »Das werde ich tun! Ich werde Ihre Begnadigung beantragen!«
    »Und besorgen Sie mir eine geheizte Zelle. Ich habe mir hier bereits eine Blasenentzündung geholt.«
     
    John Law verbrachte zunehmend unruhige Nächte. Er war doch tatsächlich zum Tode verurteilt worden. Mit dreiundzwanzig Jahren. Zuerst hatte er es einfach nicht wahrhaben wollen. Nach einigen Tagen überfiel ihn eine große Niedergeschlagenheit, die sich bald darauf in Zorn verwandelte. Unter diesem König war noch nie ein Duellist zum Tode verurteilt worden. Jedermann duellierte sich, wenn seine Ehre verletzt war. Jeder tat es! Duelle waren an der Tagesordnung. Gut, man erschien vor dem Richter, das gehörte dazu, aber man wurde nur pro forma verurteilt und dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Wieso sollte ausgerechnet er der erste Mensch sein, der für ein Duell an den Galgen kam? John Law spürte, wie die Angst sich langsam in ihm breit machte. Er war in ein Spiel geraten, dessen Spielregeln er nicht beherrschte. Er konnte seine Gegenspieler nicht einschätzen. Er hatte mächtige Feinde, ja, sicher. Feinde, die über ein schier unermessliches Vermögen verfügten und beste Verbindungen zum König pflegten. Und er war ein Ausländer. Gering und unbedeutend.
    Mit solchen Gedanken war er befasst, als wenige Tage später Lord Branbury seine Zelle betrat. Er machte ein sehr besorgtes Gesicht:
    »Zahlreiche schottische Edelmänner setzen sich für Sie ein, John Law. Aber der König beharrt darauf, dass Sie hängen. Er will Sie nicht begnadigen, weil niedrige Motive der Tat zugrunde liegen.«
    John Law sah ihn fragend an. Er spürte, dass Branbury ihn aufgegeben hatte wie ein auf Grund gesunkenes Schiff.
    »Ich wusste nicht, dass Sie derart gravierende finanzielle Probleme haben. Ich fürchte ...« Branbury senkte beschämt den Kopf.
    »Lord Branbury, Sie schenken diesen Gerüchten Glauben, ohne mich vorher angehört zu haben? Kurz vor dem Duell erhielt ich aus Schottland eine Überweisung von vierhundert Pfund. Von meiner Mutter. Suchen Sie Shrewsbury, meinen Bankier, auf. Sie finden ihn im >Chapter<. Er kann es bezeugen. Und gehen Sie in meine Wohnung. Sie finden die Gutschrift im Schlafzimmer, in einem Spalt unter dem Dach, hinter dem dritten Stützbalken.«
    Branbury schien überrascht und erleichtert zugleich. Er musterte John Law nachdenklich.
    »Vertrauen Sie mir, Lord Branbury.«
    Lord Branbury schien nachzudenken. Nach einer Weile fragte er: »Haben Sie ein Verhältnis mit meiner Schwester?«
    John Law antwortete prompt: »Nein, Lord Branbury, aber ich wäre der glücklichste Mann der Welt, wenn sie meine Frau würde.«
    Branbury schmunzelte: »Sie meinen, wenn ich Ihnen den Galgen erspare, türmen Sie anschließend mit einer verheirateten Katholikin? Nun gut, ich vertraue Ihnen.«
    Catherine Knollys fand die Gutschrift hinter dem dritten Stützbalken in John Laws Wohnung. Sie entfaltete das Dokument, las es sorgfältig durch und hielt es dann fest.
    »Madam?«
    Catherine Knollys erschrak fast zu Tode. Ein Mann stand im Türrahmen. Elegant löste er die Kette, die seinen ledernen Regenumhang vorne am Halse zusammenhielt. Er ließ den Mantel zu Boden gleiten.
    Catherine wich einen Schritt zurück. »Was suchen Sie hier?«
    »Das wollte ich gerade Sie fragen. Sie haben schon etwas gefunden?«
    Catherine faltete das Dokument wieder zusammen und verschloss es in ihrer Faust. Der Fremde lächelte. Jetzt erst fiel Catherine auf, dass ihm ein Ohr fehlte. Der Mann kam einen Schritt näher. Catherine griff blitzschnell zu einem Degen, der auf der Kommode lag.
    »Sie wollen sich schlagen?«
    »Bleiben Sie stehen!«
    »Ich habe Sie im Gerichtssaal beobachtet. Sie haben ja gehört, was der Richter gesagt hat. Wenn ich Sie jetzt töte, gilt das nicht als Mord. Weil wir uns nicht zum Duell verabredet haben.«
    Blitzschnell stieß Catherine ihren Degen nach vorn. Der Fremde wich elegant aus und zog nun seinerseits seinen Degen.
    »Wollen Sie mir nicht verraten, wofür einer von uns beiden sterben wird?« Catherine schwieg. Der Fremde fuhr fort: »Vielleicht lohnt es sich gar nicht.« Der Fremde steckte seinen Degen wieder ein.Vorsichtig machte Catherine einen weiteren Schritt in Richtung Salon. Der Fremde ließ sie gewähren. Als sie auf gleicher Höhe mit ihm war, packte er blitzschnell ihr Handgelenk, riss sie zu sich heran und öffnete ihre Faust. Kaum hatte er das Schriftstück in seiner Hand, rammte ihm Catherine das Knie in den Unterleib.

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