Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
Vom Netzwerk:
Verwandten und Anhänger des toten Edward Beau Wilson. Captain Wightman und die Repräsentanten der Familien Ash, Townsend und Windham. Sie wurden von Edwards Bruder Robert angeführt. Mit sichtbarer Genugtuung nahmen sie zur Kenntnis, dass John Law wie ein Schwerverbrecher in Ketten vorgeführt wurde. Ein Raunen der Empörung ging von den Anhängern des Angeklagten aus, als der Richter dem Saalwächter verbot, John Law die Ketten abzunehmen.
    Der Richter nahm den Protest mit einem müden Grinsen zur Kenntnis. Zum wiederholten Mal forderte er Ruhe. Dann verlas er die Anklageschrift. Der Schotte John Law of Lauriston wurde angeklagt, sich vorsätzlich mit Edward Beau Wilson duelliert und diesen im Duell getötet zu haben. Darauf stand die Todesstrafe. Salthiel Lovell verlas das Geständnis des Angeklagten, das er in Newgate abgelegt hatte, und schloss mit den Worten: »Die Tat wird vom Angeklagten nicht bestritten.«
    Der Richter wandte sich nun an John Law: »Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass Sie kein Recht haben, sich selbst zu verteidigen, sich von einer dritten Person verteidigen zu lassen oder Zeugen aufzubieten, die in Ihrem Geständnis nicht namentlich genannt sind. In diesem Prozess ist Ihr schriftliches Geständnis das einzige für die Geschworenen zugängliche Plädoyer.«
    Dann wandte er sich an die Geschworenen. Die einen saßen mit gravitätischen Mienen da, die anderen konnten angesichts all der Prominenz in den Zuschauerrängen ihre Nervosität kaum verbergen und blickten ängstlich zum Richter.
    »Meine Herren Geschworenen«, brummte Salthiel Lovell, während er sich weit nach vorne beugte, »ob der Angeklagte in Notwehr gehandelt hat oder nicht, hat sie nicht zu interessieren. Sie haben lediglich zu beurteilen, ob sich der Angeklagte mit dem Ermordeten zu einem Duell in Bloomsbury verabredet hat oder nicht. Der Angeklagte behauptet in seiner schriftlichen Aussage, dass er das Opfer Edward Beau Wilson nur zufällig getroffen habe. Wer darauf als Erster den Degen gezogen hat, spielt, wie bereits erwähnt, keine Rolle. Es ist auch nicht relevant, ob einer von beiden sich lediglich verteidigt hat. Gegenstand dieser Gerichtsverhandlung ist also ausschließlich die Frage, ob das Duell zwischen den beiden vereinbart worden ist oder nicht. Falls Sie zu dem Schluss kommen, dass der Angeklagte John Law sich zu diesem Duell verabredet hat, müssen Sie ihn zum Tode verurteilen. Falls Sie hingegen zu dem Schluss kommen, dass das Zusammentreffen am Bloomsbury Square auf einen unglücklichen Zufall zurückzuführen ist und dass sich die beiden Kombattanten in einem Anflug plötzlicher Erregung duelliert haben, dann müssen Sie ihn wegen Totschlags verurteilen.«
    Für John war diese Haarspalterei schwer nachvollziehbar, erwartete doch jeder Gentleman auf der britischen Insel, dass man seine Ehre mit dem Leben verteidigte. Wer das nicht tat, wurde geächtet wie ein Aussätziger, was für einen jungen, ehrgeizigen Mann den gesellschaftlichen Tod bedeutete.
    Im Laufe der nächsten Stunde boten Wilsons Verwandte unzählige Zeugen auf. Obwohl sich zahlreiche unter ihnen widersprachen, waren sie sich in einem einzigen Punkt einig: John Law hatte in seiner Kutsche auf Wilson gewartet. John Law musste sich um Punkt zwölf Uhr am Bloomsbury Square verabredet haben. Diese Version unterstrich auch Wilsons ständiger Begleiter, Captain Wightman. Er fügte hinzu:
    »Alle, die Edward Beau Wilson gekannt haben, können bezeugen, dass er Duelle und jegliche Art von Gewalt zutiefst verabscheute. Nicht aus Angst oder Feigheit, wie seine Neider behaupten, sondern aufgrund seiner Erziehung und seines unerschütterlichen Glaubens. Der Ausländer John Law wusste das. Er zwang Edward Beau Wilson zum Duell, weil er sich davon Geld erhoffte. Er spekulierte darauf, dass Edward Beau Wilson ihm viel Geld dafür zahlen würde, dass John Law auf das Duell verzichtet. Wie jedermann in der Stadt weiß, war Edward Beau Wilson ein sehr vermögender Mann. Der Schotte John Law hingegen ist ein Kartenspieler der vom wechselnden Tagesglück in den Salons abhängig ist. Er ist ein Bankrotteur, ein Hasardeur. In seiner finanziellen Verzweiflung hat er den Ehrenmann Edward Beau Wilson zum Duell gezwungen, damit sich dieser freikaufe. Es war eine Form der Erpressung aus niedrigsten Motiven. Es war ein hinterhältiger Plan. Der Plan des Ausländers John Law.«
    Die Rede von Captain Wightman war mehrmals vom lauten Murren und Raunen der Zuschauer

Weitere Kostenlose Bücher