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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Einladung des Due di Savoia nach Venedig gereist, um den Mann kennen zu lernen, dem der Ruf vorauseilte, Risiken präzise vorausberechnen zu können.
    »Ja«, antwortete John Law, »wir kennen das Glücksspiel aus den Ridotti. Wir kennen die Staatspapiere, die von Nationen verkauft werden, aber noch niemand ist auf die Idee gekommen, diese beiden Produkte miteinander zu kombinieren. Staatspapiere, die fünf Prozent Zins ausschütten und gleichzeitig mit einer Nummer versehen sind, die an einer Ziehung teilnimmt. Die Einnahmen aus dem Lotterieteil würden fünf Prozent übersteigen, sodass der Staat kostenlos zu neuem Geld gelangen würde.«
    Der Due di Savoia lächelte seinen Turiner Freund an: »Ich habe Sie gewarnt. Er möchte eine ganze Nation in ein Ridotto verwandeln.«
    »Hat Kaiser Hadrian Rom in ein öffentliches Pissoir verwandelt, nur weil er eine Abortsteuer erhoben hat?«, fragte Law.
    Der Turiner dachte nach. Ihm schien die Idee zu gefallen, aber irgendetwas schien ihn noch zu stören: »Menschen, die ihr letztes Geld für ein Los hergeben, werden sich öffentlich ersäufen.«
    »Sie geben das Geld für eine Staatsanleihe aus. Victor Amadeus, es mag Sie erstaunen, aber ich bin kein Freund von Lotterien. Staatliche Lotterien richten zwar weniger Schaden an als private, laufen aber den Interessen des Staates zuwider, weil es die Ärmsten dazu animiert, ihr Geld nicht mehr mit Arbeit, sondern mit dem Kauf von Losen zu verdienen. Letztendlich fördert es sogar die Kriminalität. Aber ich bin gern bereit, jede Losnummer gegen einen möglichen Verlust zu versichern.«
    Victor Amadeus lachte auf: »Jetzt wollen Sie noch das Versicherungsgeschäft mit Staatsanleihen und Ridotti vermischen. Glauben Sie nicht, dass außer uns dreien vielleicht niemand dieses Konstrukt verstehen wird?«
    »Dann erteilen Sie mir einfach eine Lizenz, in Venedig oder Turin eine Lotterie durchführen zu dürfen«, schlug Law vor.
    »Das lässt sich machen«, antwortete der Due di Savoia prompt. Der Turiner pflichtete ihm bei. »Aber Sie werden einen Kredit brauchen.«
    John Law nickte: »Als Sicherheit stelle ich Ihnen meine Arbeitskraft zur Verfügung. Sollte ich Ihnen den Kredit nicht zurückzahlen können, verbürge ich mich dafür, so lange für Ihre Bank zu arbeiten, bis mein Kredit abbezahlt ist. Zahle ich Ihnen hingegen den Kredit nach vier Wochen wieder vollständig zurück, erhalten Sie einen Zins von fünfzehn Prozent...«
    »Sie verschenken Fantasie, Signor Law ...«
    »Fünfzehn Prozent und die Zusicherung, dass sich Ihre Bank beim französischen Hof dafür einsetzt, dass ich neue Einreisepapiere erhalte.«
    »Frankreich? Muss es denn unbedingt Frankreich sein?«
    »Die meisten Menschen scheitern nicht wirklich, sie geben zu früh auf«, lachte Law. »Wenn der Sonnenkönig stirbt, wird Frankreich realisieren, dass das Land bankrott ist. Und dann wird Frankreich meine Hilfe brauchen.«
    »Das katholische Frankreich wird einen protestantischen Schotten brauchen, dessen Heimat sich mit dem Erzfeind England vereinen will?«
    John Law nickte freundlich: »Seit Jesus Wasser in Wein verwandelt hat, ist alles möglich.«
    »Sie sind ein unverbesserlicher Spieler, Signor Law, aber auf einem Niveau, das Europa bisher nicht gekannt hat. Ich spiele mit.«
    »Dies ist kein Spiel, meine Herren. Es ist Mathematik, aber nicht für einen Tisch in einem Ridotto, sondern für eine Nation.«
     
    John Law stand in der Druckerei von Maestro Vanusio und beobachtete, wie dieser mit dem Handballen die Druckplatte einfärbte, während sein Mitarbeiter den nächsten Papierbogen auf den Pressdeckel montierte und diesen dann auf die Druckform legte. Gemeinsam schoben sie den Pressdeckel mit der Druckform unter die Drucktafel, worauf ein weiterer Mitarbeiter mithilfe einer Holzschraube die Tafel auf die Druckform senkte. Das Verfahren war völlig veraltet. Es war kaum zu glauben, dass die Weiterentwicklung der Druckereimaschinen durch Leonardo da Vinci spurlos an Maestro Vanusio vorbeigegangen war.
    »Ich drucke jetzt meine eigene Bezahlung«, scherzte Vanusio.
    »Ja«, antwortete John Law freundlich, »ich werde Sie wie vereinbart mit diesen Papieren bezahlen, und ich hoffe für Sie, dass Sie gewinnen werden.«
    »Mein Vetter in Genua hat vor ein paar Jahren im Lotto gewonnen. Ich habe ihm gesagt: Das hast du den Druckereien zu verdanken. Ohne Druckereien keine Lose.« Stolz blickte Vanusio hoch und schob die nächste Druckform unter die große

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