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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Arbeitskräfte bezahlen zu können. Er braucht dieses Geld im Voraus. Bevor er mit den benötigten Rohstoffen, Materialien und Arbeitskräften neue Güter produziert und verkauft hat. Befreien wir Schottland endlich aus den Fesseln der naturbedingten Knappheit von Gold und Silber. Befreien wir uns vom Gedanken, wonach das Vermögen einer Volkswirtschaft aus der vorhandenen Menge an Gold und Silber besteht.«
    John Law nahm eine Hand voll Münzen aus seiner Jackentasche: »Das ist Geld, meine Herren. Und wenn wir kein Metall mehr haben, weil wir es an Kanonenrohre vergeudet haben, haben wir kein Geld mehr.« John Law nahm ein einzelnes Stück Papier in die Hand und hielt es hoch: »Dies hier, Gentlemen, ist hundert Silbermünzen wert. Mit ihrer Unterschrift bürgt die schottische Krone dafür, dass dieses Stück Papier hundert Silbermünzen wert ist. Und dieses Stück Papier gebe ich Ihnen als Kredit. Und selbst wenn längst alle Gold- und Silberminen dieser Erde leer geschürft sind, werde ich in der Lage sein, Ihnen dieses Stück Papier als Kredit zu geben. Ich kaufe mit diesem Stück Papier den Gewinn, den Sie morgen mit Gütern erzielen, die Sie heute produzieren können. Obwohl Sie kein Münzgeld mehr haben. Obwohl wir keine Metalle mehr haben. Wir erschaffen Geld aus dem Nichts. Wir erschaffen ein Instrument, welches seine Antriebskräfte aus der eigenen Bewegung erzeugt. Und die Deckung für dieses Stück Papier ist nicht Metall, sondern die Leistung, die wir morgen erwarten. Mit der Kontrolle des Geldflusses lenken wir den Kreislauf von Geld und Handel, bestimmen den Preis, den man für neues, frisches Geld bezahlen muss. Und das gesamte System kostet die schottische Krone nicht eine einzige Silbermünze.«
    Als John Law nach fast zwei Stunden geendet hatte, meldeten sich die Parlamentarier zu Wort. Die meisten vertraten nur die zuvor gefasste Meinung ihrer Partei. Aber niemanden ließ das Thema gleichgültig. Es war bereits spät, als der Parlamentspräsident einem Abgeordneten aus den hintersten Reihen das Wort erteilte. John erkannte ihn sofort. Es war George Lockhart of Carnwath. John Law spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Es war kaum zu glauben, dass er nach all den Jahren erneut diesem starrsinnigen George Lockhart of Carnwath begegnete, und dies ausgerechnet im Parlament von Edinburgh und unter diesen Umständen. Zu seiner großen Überraschung lobte George Lockhart of Carnwath John Laws Ansichten in den höchsten Tönen.
    »Im Gegensatz zu Ihrer volkstümlichen Rede«, fügte George Lockhart of Carnwath schließlich an, »hat mich Ihr großartiges Werk >Geld und Handel< begeistert. Und ich frage mich, warum Sie uns nicht aus diesem Ihrem Hauptwerk vorgetragen haben. Denn natürlich ist dieses Werk von Ihnen, wenn es auch ohne Ihren ehrenwerten Namen erschienen ist.« Ein Raunen ging durch den Raum. »Wir wollen es jedoch nicht als Beleidigung unseres Verstandes interpretieren, sondern als wohlgemeinten Versuch, auch den wenig belesenen Abgeordneten in diesem Saal das Prinzip einer Theorie verständlich zu machen. Denn Tatsache ist, dass >Geld und Handel< ein Meisterwerk ist. Noch nie«, rief George Lockhart of Carnwath laut, »noch nie hat ein Mann derart genau die Begriffe >Geld<, >Wert< und >Handel< in einer Theorie zusammengefasst.«
    John Law war sichtlich erstaunt und verblüfft über die Rede seines einstigen Rivalen. Jetzt hielt George kurz inne und lächelte John zu, als wären sie ihr Leben lang Freunde gewesen. John Law bedankte sich für die wohlwollenden Worte mit einer knappen Verbeugung. Einige Parlamentarier bezeugten ihren Beifall mit Klopfen oder zustimmenden Rufen.
    »Ja«, wiederholte George Lockhart of Carnwath und senkte seine Stimme wirkungsvoll, »noch nie hat ein Mann derart differenziert über die Doppelfunktion des Geldes als Tauschmittel und Wertspeicher nachgedacht, über Geld als Mittel zur zentralen Steuerung einer Wirtschaft. Als Geldtheoretiker war uns John Law of Lauriston bisher nicht bekannt.« George Lockhart of Carnwath flüsterte fast, um plötzlich mit einer markerschütternden Donnerstimme fortzufahren: »... aber als Spieler war er uns bisher bekannt, als notorischer Spieler, als Falschspieler, als Lebemann, als Schürzenjäger, als notorischer Duellist, als Mörder, als zum Tode verurteilter Mörder, als steckbrieflich gesuchter Verbrecher, als Mörder auf der Flucht ... «
    George Lockharts Kopf war rot angelaufen. Mit einer heftigen Bewegung zeigte

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