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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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Nordflügel stehen geblieben.
    »Madam, ein Herr aus London sucht John Law of Lauriston.«
    »Hat er einen besonderen Wunsch geäußert?«, fragte Catherine. Sie folgte dem Diener zum Portal.
    »Nein, Madam. Wir haben Weisung, keinen ungebetenen Gästen Eintritt zu gestatten. Wenn Sie es wünschen, werden wir jedoch Mr Law eine Botschaft zukommen lassen.« Der groß gewachsene Diener bewegte sich leicht gebückt, um Catherine nicht respektlos zu überragen.
    »Ich werde mit dem Mann sprechen«, sagte Catherine. Der Diener verbeugte sich beflissen und nahm dann wieder seinen Platz vor dem Portal ein.
    Catherine ging auf den Fremden zu: »Sir? Sie suchen John Law?«
    Der Fremde drehte sich um und nahm seine Kapuze herunter. Es war Captain Wightman. Der Sekundant des getöteten Beau Wilson. Catherine starrte ihn erschrocken an.
    »Sie wollen sich immer noch mit John Law duellieren?«
    »Glauben Sie, ich sei den langen Weg geritten, um John Law zu seinem Buch zu gratulieren?«
    »Das würde ein gewisses Verständnis für das Finanzwesen voraussetzen«, lächelte Catherine gequält, »aber ich bezweifle, dass Sie auf dem Gebiet der Risikoberechnung und monetären Theorien sonderlich bewandert sind.«
    »Wenn Sie ein Mann wären, Madam, ich würde diese Beleidigung nicht akzeptieren.«
    »Noch ein Duell?«, fragte Catherine. Sie sah ihn kühl an. Dann wies sie zur Kutsche. »Aber steigen Sie doch bitte ein, Sir, dann werde ich mich verständlicher ausdrücken.«
    Captain Wightman verneigte sich kurz vor Catherine, öffnete die Kutschentür und überließ ihr den Vortritt. Catherine bestieg die Kutsche und setzte sich. Wightman folgte ihr und setzte sich ihr gegenüber. Beide schwiegen.
    »Sie wollten sich verständlicher ausdrücken«, sagte Wightman nach einer Weile.
    »Wenn Sie etwas von Risikoberechnungen verstünden, wüssten Sie, dass John Law Sie in einem Duell töten würde.«
    Wightman hob verächtlich die Hände: »Vielen Dank für die Belehrung. Und jetzt noch die monetären Theorien, Madam.«
    »Angenommen, Sie töten John Law ...«
    Captain Wightman nickte.
    »Gut, angenommen, Sie töten ihn. Worin liegt Ihr Nutzen? Bringt das irgendwelche Zinsen? Irgendeinen Mehrwert?«
    »Es ist eine Frage der Ehre, Madam.«
    »Sie meinen, der tote Beau Wilson wird sich erkenntlich zeigen?«
    »Seine Verwandten.«
    »Sie meinen, die Familien von Beau Wilson bezahlen Geld, um die Genugtuung der Rache zu erfahren?«
    Wightman nickte.
    Catherine griff nach dem Handwärmer aus Fuchsfell, der neben ihr auf dem Sitz lag, und steckte beide Hände hinein.
    »Könnten die Familien auch dann ein Gefühl der Genugtuung empfinden, wenn John Law Ihnen das Doppelte dafür bezahlte?«
    »Das war in der Tat sehr verständlich, Madam, und ich möchte auch nicht ausschließen, dass die Verwandten von Beau Wilson unter Umständen bereit wären, gegen Bezahlung einer Geldstrafe auf die Vollstreckung des Todesurteils zu verzichten. Wenn Sie mir den Betrag nennen, werde ich gern einen Reiter nach London schicken, um den Vorschlag prüfen zu lassen. Aber in der Zwischenzeit wird John Law of Lauriston Edinburgh nicht verlassen dürfen.«
    »Ich habe mich wohl doch nicht verständlich ausgedrückt«, flüsterte Catherine und zog plötzlich eine Reisepistole aus dem Handwärmer hervor.
    »Ich empfehle Ihnen, sich nicht zu bewegen«, sagte Catherine, »denn ich habe keinerlei Übung im Umgang mit Waffen. Sie kann jeden Moment losgehen. Sie wissen bestimmt, wie das ist mit diesen kleinen englischen Reisepistolen: glatter, kurzer Lauf, mangelhafte Treffsicherheit, nur zwei Schuss und nur auf geringe Distanz zu gebrauchen.«
    »Was haben Sie vor?«, sprach Wightman. Dabei reckte er stolz den Kopf, als erwarte er voller Todesverachtung die tödliche Kugel.
    »Als allein reisende Dame in einer Kutsche muss man sich schon etwas vorsehen. Plötzlich sitzt ein Unhold in der Kutsche und wird gewalttätig. Die Sitten sind rau geworden. Die Kriege haben die Menschen verdorben.«
    »Ich habe verstanden, Madam, ich werde mich nicht von der Stelle rühren, wenn Sie es so wünschen.«
    »Das ist ein Befehl, Captain.«
     
    Mr Andrew Ramsay verlangte nach einem Glas Wasser. Mit heiserer Stimme fragte er John Law, ob er noch eine Karte haben könne. Ängstlich zupfte er an seinem schweißnassen Halstuch. Rinnsale aufgeweichten Gesichtspuders liefen ihm über die Wangen. Die Wimpernschminke brannte in den Augen. Und dann durchdrang ein markerschütternder Schrei den

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