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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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seine Arme und küsste sie leidenschaftlich.
    »Und ich Narr, ich habe nichts bemerkt«, flüsterte John.
    Catherine fuhr ihm durchs Haar und drückte ihn fest an sich: »Und wir bleiben für immer beisammen, John?«
    »Für immer, Catherine. Egal was geschieht.«
    Catherine flüsterte: »Nur der Tod kann uns trennen?«
    In diesem Moment klopfte es an der Tür. John wartete einen Augenblick. Als erneut geklopft wurde, erhob er sich.
    »Herein«, rief er.
    William trat ein. Er hielt einen Brief in der Hand. »Königin Anne hat dein Gnadengesuch abgelehnt, John!« Catherine schaute fragend zu John Law.
    »Wir hatten ohnehin nicht im Sinn, nach England zu fahren«, scherzte John Law.
    »Du weißt, was das bedeutet, John!«, sagte William mit ernster Stimme. »Falls die Union zwischen England und Schottland zustande kommt, werden sie dich in Edinburgh hängen!«
    »Du sorgst dich um mich?«, lachte John.
    »Bloß um dein Geld, John, es ist rein geschäftlich«, gab William lachend zurück.
    »Weißt du, William, die meisten Dinge, vor denen wir uns im Leben fürchten, treffen nie ein. Noch gibt es keine Union zwischen England und Schottland. Was Königin Anne in London erzählt, kümmert hier in Edinburgh keinen Stallknecht.«
    William sah John an, und dann sah er Catherine an. Er spürte, dass er ungelegen gekommen war. Und er stellte wieder fest, wie schön Catherine war.
     
    Im Parlamentssaal mussten sich tumultartige Szenen abspielen. John Law lief jetzt schon bald eine Stunde die getäfelte Wandelhalle auf und ab. Endlich öffneten sich die Flügeltüren, und die Parlamentarier strömten mit hochroten Köpfen heraus. Die Versammlung war um zwei Stunden vertagt worden, damit sich die Geister wieder beruhigen konnten.
    Ein wohlgenährter Bürger steuerte auf John zu, grüßte und flüsterte: »Ich habe Wort gehalten, man wird Sie anhören müssen, und Sie schulden mir eine Partie Pharao.«
    Es musste Mr Andrew Ramsay sein, der seinen rundlichen Körper in einer üppigen Kollektion auserlesener Seiden- und Brokatstoffe durch die Halle wälzte, während er sich mit seinem Stock, dessen goldener Knauf einen Löwenkopf darstellte, einen Weg durch die Parlamentarier bahnte. Sie drängten allesamt nach draußen, als hätte der Parlamentspräsident den Ausbruch der Pest gemeldet. John folgte Ramsay, so gut es in dem Gedränge ging. »Ihr Bruder William hat mir das versprochen. Er hat doch hoffentlich nicht zu viel versprochen?«
    »Nein, nein, Sie haben mein Wort«, entgegnete John Law mit einer raschen Verbeugung. Mr Andrew Ramsays schwammiges Kinn schwabbelte über dem silbernen Halstuch, als er einige unverständliche Worte zum Abschied murmelte.
    »John Law of Lauriston!«, hörte John in diesem Moment rufen. Ein Mann bahnte sich einen Weg zu ihm.
    »Defoe?«, stieß John Law ungläubig hervor, als ein aufgedunsener Kerl mit hochrotem Kopf und goldblonder Perücke wie angewurzelt vor ihm stehen blieb.
    »John Law!«, wiederholte der lautstark. Es störte ihn keineswegs, dass er bereits Aufsehen erregte. Beide umarmten sich freundschaftlich.
    »Ist meine Rede tatsächlich schon angekündigt?«, fragte John ungeduldig.
    »Angekündigt, ja, aber ich fürchte, das kann noch Tage dauern. Es wird nur über die Union debattiert und gestritten. Kein Wort über Finanzen!«
    John Law betrachtete die aufgebrachten Parlamentarier, die lauthals streitend und gestikulierend die Halle durchmaßen.
    »Der Abgeordnete Mr Andrew Ramsay hat sich dafür ausgesprochen, dass man Sie anhört. Aber er wurde niedergeschrien. Die Leute wollen nur über die Union reden. Einige sagen, wenn Schottland und England sich vereinigen, brauche man auch Ihre Ideen nicht. Das wiederum hat die Anhänger von Hugh Chamberlen äußerst erzürnt, denn sie sind tatsächlich der Meinung, dass man neue Konzepte in der Finanzpolitik braucht, aber natürlich nicht die des John Law. Sondern die von Chamberlen.«
    »Und Sie? Sind Sie schottischer Parlamentarier geworden?«
    »Es ehrt mich, dass Sie mir ein derart schwieriges Unterfangen zutrauen, aber ich bin hier in meiner Eigenschaft als Beobachter der Unionsgespräche im Auftrage Ihrer Majestät, der Königin.«
    »Sie hat meine Begnadigung abgelehnt«, entgegnete John Law.
    »Ich weiß, und ich weiß auch, dass die Union zustande kommen wird. Und zwar schneller, als manche ahnen. Verlassen Sie Edinburgh umgehend, Sir. Oder Sie enden bald am Galgen. Vor Ihrer eigenen Haustür.«
    »Ich werde nicht gehen, ehe ich

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