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Das Große Spiel

Das Große Spiel

Titel: Das Große Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Cueni
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er auf John Law hinunter: »England hat ihn zum Tode verurteilt. Königin Anne weigert sich, ihn zu begnadigen. Warum? Weil er der Abschaum von Edinburgh ist. Er ist hier in Begleitung einer katholischen Engländerin, die mit einem Franzosen verheiratet ist. Ja, er treibt Unzucht mit verheirateten, englischen Katholikinnen. Und wer die Union mit Schottland will, sollte John Law of Lauriston in den Kerker von Edinburgh werfen, auf dass er dort vermodere, bis ihn das gerechte Todesurteil aus London trifft.Verhaftet diesen Mann! Nehmt diesen Mörder fest!«
    George holte erschöpft Luft. Die Abgeordneten klatschten und schrien jetzt wild durcheinander, während der Parlamentspräsident die Ordner zu sich rief und mit dem Hammer aufsein Pult schlug, als gelte es, einen sperrigen Nagel einzuschlagen.
    »Noch besteht keine Union zwischen England und Schottland«, rief der Parlamentspräsident und schlug erneut mit seinem Hammer mehrfach aufsein Pult, um den Tumult zu beenden.
    »Ich dachte, der Alkoholausschank sei im Parlament verboten«, scherzte John Law und suchte beim Parlamentspräsidenten Unterstützung. Doch mit der Ruhe war es endgültig vorbei.
    Die Parlamentarier Fletcher und Baillie gerieten sich in die Haare und schlugen sich gegenseitig zu Boden. Fletcher forderte ein Duell, während ihn der Earl of Roxburghe beschwor, davon abzusehen, da er eine Kriegsverletzung habe. Doch Fletcher warf mit allem, was nicht niet- und nagelfest war, um sich und brüllte, dass er sich auch sitzend duellieren könne, mit einer Faustfeuerwaffe, worauf Baillie annahm und einen Gasthof unten am Fluss vorschlug. Mittlerweile hielt es keinen Parlamentarier mehr auf seinem Stuhl. Einige beglückwünschten John Law zu seinem Werk, andere bestürmten den Präsidenten, endlich einzugreifen. Der Parlamentspräsident entschied, Fletcher zu seiner eigenen Sicherheit verhaften zu lassen. Der entriss dem Präsidenten den Hammer und ging auf Baillie los, der schon ob der anstehenden Verhaftung frohlockt hatte.
    Im Hintergrund sah John Law den Schriftsteller Defoe. Der gab ihm ein Zeichen, rasch zu verschwinden, dann musste auch dieser sich einiger aufgebrachter Unionsgegner erwehren, die ihn anrempelten und böse beschimpften.
     
    Keine Stunde nachdem John Law zurück in Lauriston Castle war, stand eine reisefertige Kutsche im Hof. Catherine nahm von einer in Tränen aufgelösten Madam Law Abschied. Die Dienerschaft belud die Kutsche mit dem Gepäck. John gab seinem Bruder letzte Anweisungen, wie er die Geschäfte weiterzuführen habe. Sobald er und Catherine in Amsterdam eine neue Bleibe gefunden hätten, wollte er sich melden.
    William sah seinen Bruder besorgt an: »Nimm dich vor Andrew Ramsay und seinen Mannen: in Acht. Ich vermute, dass er dich an der Ausreise hindern will. Du bist ihm noch eine Partie Pharao schuldig.«
    »Das wird er nicht wagen.«
    »Du kennst ihn nicht, er ist wie ein trotziges Kind. Und er hat genug Geld, um eine ganze Armee gegen dich loszuschicken. Nur damit er sein Spiel kriegt.« William reichte John eine kleine lederne Reisetasche: »Gib Acht darauf, es ist sehr viel Geld, John.«
    »Ich werde den Hafen meiden und weiter im Süden ein Schiff nehmen«, sagte John Law. Er sah zu seiner Mutter, die sich mit beiden Händen an Catherine festzuklammern schien. Sie konnte nicht fassen, wie schnell sich die Situation geändert hatte. Fieberhaft suchte sie nach einer Lösung, nach einem Ratschlag, nach irgendwelchen Worten, die sie ihrem Sohn mit auf den Weg geben konnte. Aber der Schmerz hatte alle ihre Gedanken zerzaust. John Law trat auf sie zu und nahm sie in die Arme.
    »Ich komme wieder, Madam.«
    Sie schüttelte kaum merklich den Kopf, als John und Catherine die Kutsche bestiegen. Ihre Augen schienen unendlich traurig. Sie ahnte, dass es für sie kein Wiedersehen geben würde. John gab das Zeichen zur Abfahrt, und im nächsten Moment preschte die Kutsche davon in die dunkle Nacht.
    John lehnte sich erschöpft zurück und schloss für einen Moment die Augen. »Es tut mir so Leid ...«, begann er.
    Doch Catherine lächelte ihn liebevoll an: »Wenn Sie dabei an mich denken, so machen Sie sich keine Sorgen. Die Übelkeit, die mich in letzter Zeit befällt, kann ich auch auf der Fahrt ertragen, zum Erbrechen brauche ich Lauriston Castle nicht. Und Amsterdam ist schließlich eine wunderbare Stadt.«
    John drückte dankbar ihre Hände. Im nächsten Moment öffnete er die Tür und schrie dem Kutscher etwas zu. Die

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