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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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und gelegentlich Befehle zu geben, wenn es nötig wurde. Da die anderen nur ihre eigene Schlachtperspektive sehen konnten, erteilte er ihnen manchmal Befehle, die für sie keinen Sinn ergaben; aber auch sie lernten, Ender zu vertrauen. Wenn er ihnen befahl, sich zurückzuziehen, zogen sie sich zurück, in dem Bewußtsein, daß sie entweder in einer exponierten Position waren oder ihr Rückzug den Feind in eine geschwächte Stellung locken würde. Sie wußten auch, daß Ender ihnen zutraute, das zu tun, was sie für das beste hielten, wenn er ihnen keine Befehle gab. Wäre ihr Kampfstil für die Situation, in die sie gestellt waren, nicht richtig gewesen, hätte Ender sie nicht für jene Aufgabe ausgewählt.
    Das Vertrauen war vollkommen, die Flotte arbeitete prompt und elastisch. Und nach drei Wochen zeigte ihm Mazer eine Aufzeichnung ihrer letzten Schlacht, nur diesmal aus dem Blickwinkel des Feindes.
    »Das hier hat er gesehen, als ihr angrifft. Woran erinnert es dich? Die Schnelligkeit der Reaktion, zum Beispiel?«
    »Wir wirken wie eine Krabblerflotte.«
    »Ihr seid ihnen ebenbürtig, Ender. Ihr seid so schnell wie sie. Und hier - schau dir das an.«
    Ender sah zu, wie alle seine Geschwader sich auf einmal bewegten, jedes auf seine eigene Situation reagierend, alle geführt von Enders Globalkommando, aber sie wagten sich vor improvisierten, täuschten, griffen mit einer Unabhängigkeit an, die keine Krabblerflotte je gezeigt hatte.
    »Der Schwarmgeist der Krabbler ist sehr gut, aber er kann sich nur auf einige wenige Dinge gleichzeitig konzentrieren. Alle unsere Geschwader können eine wache Intelligenz auf das konzentrieren, was sie tun, und ihre Befehle werden ebenfalls von einem hellen Verstand erteilt. Also siehst du, daß du doch einige Vorteile hast. Überlegene, wenn auch nicht unwiderstehliche Bewaffnung; vergleichbare Geschwindigkeit und größere verfügbare Intelligenz. Das sind deine Vorteile. Dein Nachteil ist, daß du immer, immer in der Minderzahl sein wirst und dein Feind nach jeder Schlacht mehr über dich lernt, wie er dich zu bekämpfen hat, und diese Veränderungen augenblicklich wirksam werden.«
    Ender wartete auf die Schlußfolgerung.
    »Darum, Ender, beginnen wir jetzt deine Ausbildung. Wir haben den Computer darauf programmiert, die Situationstypen zu simulieren, die wir bei Begegnungen mit dem Feind erwarten können. Wir benutzen die Bewegungsmuster, die wir bei der Zweiten Invasion gesehen haben. Aber statt hirnlos diesen Mustern zu folgen, werde ich die Feindsimulation kontrollieren. Zuerst wirst du einfache Situationen sehen, die du leicht gewinnen solltest. Lerne aus ihnen, weil ich immer da bin, einen Schritt voraus, und schwierigere und fortgeschrittenere Muster in den Computer einprogrammiere, damit deine nächste Schlacht schwieriger ist, damit du bis an die Grenzen deiner Fähigkeiten getrieben wirst.«
    »Und darüber hinaus?«
    »Die Zeit ist kurz. Du mußt so schnell lernen, wie du kannst. Als ich mich der Sternenschiffreise unterzog, nur damit ich noch am Leben wäre, wenn du erschienst, starben meine Frau und meine Kinder, und meine Enkel waren in meinem eigenen Alter, als ich zurückkehrte. Ich hatte ihnen nichts zu sagen. Ich war von all den Leuten abgeschnitten, dich ich liebte, von allem, was ich kannte; ich lebe in dieser außerirdischen Katakombe und bin gezwungen, nichts von Bedeutung zu tun als Schüler nach Schüler zu unterrichten, jeder einzelne so hoffnungsvoll, jeder einzelne am Ende ein Schwächling, ein Versager. Ich lehre. Ich lehre, aber niemand lernt. Auch du bist sehr vielversprechend, wie so viele Schüler vor dir, aber die Saat des Versagens mag auch in dir sein. Es ist meine Aufgabe, sie zu finden, dich zu zerstören, wenn ich kann, und glaube mir, Ender, wenn du zerstört werden kannst, dann vermag ich es auch.«
    »Also bin ich nicht der erste.«
    »Nein, natürlich nicht. Aber du bist der letzte. Wenn du nicht lernst, ist keine Zeit mehr, jemand anderen zu finden. Also setze ich meine Hoffnung auf dich, weil du der einzige Übriggebliebene bist, der mich hoffen läßt.«
    »Was ist mit den anderen? Meinen Geschwaderführern?«
    »Welcher von ihnen ist fähig, deinen Platz einzunehmen?«
    »Alai.«
    »Sei ehrlich.«
    Darauf wußte Ender keine Antwort.
    »Ich bin kein glücklicher Mann, Ender. Die Menschheit verlangt nicht von uns, glücklich zu sein. Sie verlangt bloß von uns, ihretwegen brillant zu sein. Zuerst überleben, dann eine glückliche

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