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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Sie haben ihn zu hart angetrieben. Einige dieser kleineren Außenposten hätten warten können. Sie hätten ihm ein paar Tage zum Ausruhen gönnen können.«
    »Fangen Sie jetzt auch damit an, Graff? Wollen Sie entscheiden, wie ich es hätte besser machen können? Sie wissen nicht, was passiert wäre, wenn ich ihn nicht angetrieben hätte. Niemand weiß das. Ich habe es so gemacht, wie ich es gemacht habe, und es hat funktioniert. Vor allem anderen hat es funktioniert. Prägen Sie sich diese Verteidigung ein, Graff. Vielleicht werden Sie sie auch gebrauchen müssen.«
    »Tut mir leid.«
    »Ich kann sehen, was es ihm angetan hat. Oberst Liki sagt, es bestünde gute Aussicht, daß er dauerhaft geschädigt ist, aber ich glaube es nicht. Er ist zu stark. Gewinnen bedeutet ihm eine Menge, und er hat gewonnen.«
    »Erzählen Sie mir nichts von stark. Der Kleine ist elf. Gönnen Sie ihm ein bißchen Ruhe, Rackham. Die Situation ist noch nicht explodiert. Wir können eine Wache vor seiner Tür postieren.«
    »Oder eine Wache vor einer anderen Tür postieren und so tun, als sei es seine.«
    »Was auch immer.«
    Sie gingen fort. Ender schlief wieder.
    Die Zeit verstrich, ohne Ender anzurühren, außer mit flüchtigen Stößen. Einmal erwachte er für ein paar Minuten, als etwas seine Hand drückte, auf sie hinunterstieß, mit einem dumpfen, beharrlichen Schmerz. Er langte hinüber und berührte es; es war eine Nadel, die in eine Vene hineinging. Er versuchte sie herauszuziehen, aber sie war mit Klebeband befestigt, und er war zu schwach. Ein anderes Mal erwachte er im Dunkeln, hörte Leute in seiner Nähe murmeln und fluchen. Seine Ohren klangen von dem lauten Geräusch, das ihn geweckt hatte; er erinnerte sich nicht an das Geräusch. »Macht die Lichter an«, sagte jemand. Und ein anderes Mal glaubte er, dicht neben sich jemand weinen zu hören.
    Es mochte ein einziger Tag gewesen sein; es mochte eine Woche gewesen sein; nach seinen Träumen hätten es Monate gewesen sein können. In seinen Träumen schien er Lebensalter zu durchlaufen. Wieder durch des Riesens Trank, vorbei an den Wolfskindern, erneut die schrecklichen Tode erleben, die unaufhörlichen Morde; er hörte eine Stimme im Wald flüstern: »Du mußtest die Kinder umbringen, um zum Ende der Welt zu gelangen.« Und er versuchte zu antworten: »Ich habe nie jemanden umbringen wollen.« Aber der Wald lachte ihn aus. Und wenn er von der Klippe am Ende der Welt sprang, waren es manchmal nicht Wolken, die ihn auffingen, sondern ein Jäger, der ihn zu einem günstigen Aussichtspunkt in der Nähe der Oberfläche der Krabblerwelt brachte, damit er wieder und wieder den Ausbruch des Todes beobachten konnte, als der Chirurg eine Kettenreaktion auf dem Gesicht des Planeten auslöste; dann näher und näher, bis er einzelne Krabbler explodieren, zu Licht werden, vor seinen Augen zu einem Häufchen Dreck zusammensacken sehen konnte. Und die Königin, umringt von Kleinkindern; nur war die Königin seine Mutter, und die Kinder waren Valentine und all die Kinder, die er in der Kampfschule gekannt hatte. Eines von ihnen hatte Bonzos Gesicht, und er lag aus Augen und Nase blutend da und sagte: Du hast keine Ehre. Und immer endete der Traum mit einem Spiegel oder einer Wasserpfütze oder der metallenen Außenhaut eines Schiffes, etwas, das sein Gesicht widerspiegelte. Zuerst war es immer Peters Gesicht, mit Blut und einem Schlangenschwanz, die aus dem Mund kamen. Nach einer Weile jedoch begann es sein eigenes Gesicht zu werden-, alt und traurig, mit Augen, die sich über einer Milliarde Morde grämten - aber es waren seine eigenen Augen, und er war damit zufrieden, sie zu tragen.
    Das war die Welt, in der Ender viele Lebensalter lang während der fünf Tage des Ligakrieges lebte.
    Als er wieder erwachte, lag er im Dunkeln. In der Ferne konnte er das Bumm-bumm von Explosionen hören. Er lauschte eine Weile. Dann vernahm er einen leisen Schritt.
    Er warf sich herum und stieß mit der Hand vor, um zu packen, wer auch immer sich an ihn anschlich. Tatsächlich erwischte er die Kleidung von irgend jemandem und zog ihn abwärts auf seine Knie zu, bereit, ihn zu töten, wenn es sein mußte.
    »Ender ich bin's, ich bin's!«
    Er erkannte die Stimme. Sie kam aus seinem Gedächtnis, als sei sie eine Million Jahre her.
    »Alai.«
    »Salaam, Schrumpelschwanz. Was hast du da eigentlich versucht? Mich umzubringen?«
    »Ja. Ich dachte, du wolltest versuchen, mich umzubringen.«
    »Ich habe versucht,

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