Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
so wie Peter!«
    »Und es stimmt.«
    Seine Zustimmung beruhigte sie. »Ganz recht, verdammt, es stimmt. Es stimmt.«
    »Valentine, wirst du Ender helfen?«
    »Ich kann jetzt nichts für ihn tun.«
    »Es ist eigentlich genau das gleiche, was du vorher immer für ihn getan hast. Tröste ihn einfach und sage ihm, daß er nie Freude daran finden wird, Menschen weh zu tun, daß er gut und freundlich und nicht im geringsten so wie Peter ist. Das ist das allerwichtigste. Daß er nicht im geringsten so wie Peter ist.«
    »Ich kann ihn sehen?«
    »Nein. Ich möchte, daß du einen Brief schreibst.«
    »Und was soll das nützen? Ender hat nie einen einzigen Brief beantwortet, den ich ihm geschickt habe.«
    Graff seufzte. »Er hat jeden Brief beantwortet, den er bekommen hat.«
    Es dauerte nur eine Sekunde, bis sie begriff. »Sie widern mich wirklich an.«
    »Isolation ist ... die optimale Umgebung für Kreativität. Es waren seine Ideen, die wir haben wollten, nicht die ... ach was, ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen.«
    Warum machen Sie's dann? fragte sie nicht.
    »Aber er läßt nach. Er tritt auf der Stelle. Wir wollen ihn anschieben, aber er will einfach nicht vorwärts.«
    »Vielleicht täte ich Ender einen Gefallen, wenn ich Ihnen sagen würde, Sie sollten sich doch selbst ins Knie ficken.«
    »Du hast mir schon geholfen. Du kannst mir noch mehr helfen. Schreibe ihm.«
    »Versprechen Sie, daß Sie nichts von dem streichen, was ich schreibe.«
    »Etwas Derartiges werde ich nicht versprechen.«
    »Dann vergessen Sie's.«
    »Kein Problem. Ich schreibe deinen Brief einfach selbst. Wir können deine anderen Briefe benutzen, um die Schreibstile in Einklang zu bringen. Einfache Sache.«
    »Ich will ihn sehen.«
    »Er erhält seinen ersten Urlaub, wenn er achtzehn ist.«
    »Sie haben ihm erzählt, es würde sein, wenn er zwölf wäre.«
    »Wir haben die Vorschriften geändert.«
    »Warum sollte ich Ihnen helfen!«
    »Hilf nicht mir. Hilf Ender. Was macht es, wenn das auch uns hilft?«
    »Was für schreckliche Dinge tun Sie ihm da oben an?«
    Graff lachte leise. »Valentine, mein liebes kleines Mädchen, die schrecklichen Dinge fangen gerade erst an.«
    Ender war bei der vierten Zeile des Briefes, bevor ihm auffiel, daß er nicht von einem der anderen Soldaten in der Kampfschule stammte. Er war auf dem üblichen Weg hereingekommen - eine postlagernde Nachricht, als er sein Pult anschaltete. Er las vier Zeilen weit, sprang dann zum Schluß und las die Unterschrift. Dann ging er wieder zurück zum Anfang und rollte sich auf seinem Bett zusammen, um die Worte wieder und wieder zu lesen.
    ENDER,
    DIESE BASTARDE WOLLTEN BISHER EINFACH KEINEN MEINER BRIEFE DURCHLASSEN. ICH HABE SICHER HUNDERTMAL GESCHRIEBEN, ABER DU MUSST GEDACHT HABEN, ICH HÄTTE ES NIE GETAN. HAB ICH DOCH. ICH HAB DICH NICHT VERGESSEN. ICH ERINNERE MICH AN DEINEN GEBURTSTAG. ICH ERINNERE MICH AN ALLES. MANCHE LEUTE DENKEN VIELLEICHT, DASS DU, NUR WEIL DU SOLDAT BIST, JETZT EIN GRAUSAMER UND HARTER MENSCH BIST, DER GERNE LEUTEN WEHTUT, WIE DIE RAUMSOLDATEN IN DEN VIDEOS. ABER ICH WEISS, DASS DAS NICHT STIMMT. DU BIST KEIN BISSCHEN SO WIE DU-WEISST-SCHON-WER. ER MACHT EINEN NETTEREN EINDRUCK, ABER INNERLICH IST ER IMMER NOCH EIN MISTSTÜCK. VIELLEICHT WIRKST DU GEMEIN, ABER DAS KANN MICH NICHT TÄUSCHEN. ICH PADDLE IMMER NOCH DAS ALTE KAHN-U. ALL MEINE LIEBE, AUFRICHTIG
    VAL
    SCHREIB NICHT ZURÜCK, WAHRSCHEINLICH WERDEN SIE DEINEN BRIEF ZÜCHOANALYSIEREN.
    Offensichtlich war er mit vollem Einverständnis der Lehrer geschrieben. Aber es bestand kein Zweifel, daß er von Valentine stammte. Die Schreibweise von psychoanalysieren, die Bezeichnung Miststück für Peter, der Witz, Kanu als Kahn-U zu buchstabieren, das waren alles Dinge, die niemand außer Val wissen konnte.
    Und doch kamen sie ziemlich geballt, als wolle jemand ganz sichergehen, daß Ender glaubte, der Brief sei echt. Warum sollten sie so erpicht darauf sein, wenn er wirklich echt war?
    Er ist sowieso nicht authentisch. Selbst wenn sie ihn mit ihrem eigenen Blut geschrieben hätte, wäre er es nicht, weil sie dafür gesorgt haben, daß sie ihn schrieb. Sie hatte schon früher geschrieben, und man hatte keinen ihrer Briefe durchgelassen. Die mochten vielleicht echt gewesen sein, aber dieser war in Auftrag gegeben, er war Teil ihrer Manipulation.
    Und wieder erfüllte ihn Verzweiflung. Jetzt wußte er, warum. Jetzt wußte er, was er so sehr haßte. Er hatte keine Kontrolle über sein eigenes Leben.

Weitere Kostenlose Bücher