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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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an ihn heran, und seine abendlichen Übungsstunden waren zur prestigeträchtigsten Gruppe in der Schule geworden.
    Manche fragten sich sogar, warum die Lehrer so lange gewartet hatten.
    Er überlegte, welchen Trupp sie ihm geben würden. Drei Kommandanten würden bald graduieren, darunter auch Petra, aber es bestand keinerlei Hoffnung, daß sie ihm Phönix gaben - niemand war bisher in das Kommando des Trupps aufgerückt, in dem er war, als er befördert wurde.
    Anderson führte ihn zuerst in sein neues Quartier. Das machte die Sache perfekt - nur Kommandanten hatten private Räume. Dann ließ er ihm eine neue Uniform und einen neuen Blitzanzug anmessen. Er warf einen Blick auf die Vordrucke, um den Namen seines Trupps festzustellen.
    Drache, lautete der Vordruck. Es gab keinen Drachentrupp.
    »Ich habe noch nie etwas vom Drachentrupp gehört«, sagte Ender.
    »Das liegt daran, daß es seit vier Jahren keine Drachen mehr gegeben hat. Wir führten den Namen nicht fort, weil er mit einem Aberglauben verbunden war. Kein Drachentrupp in der Geschichte der Kampfschule hat jemals auch nur ein Drittel seiner Spiele gewonnen. Sie wurden zu einem Witz.«
    »Und warum beleben Sie sie jetzt wieder?«
    »Wir hatten eine Menge überzähliger Uniformen, die mal aufgebraucht werden müssen.«
    Graff saß an seinem Schreibtisch und sah fetter und müder aus als beim letztenmal, wo Ender ihn gesehen hatte. Er überreichte Ender seinen Haken, die kleine Box, die Kommandanten benutzen, um beim Training im Kampfraum zu gehen, wohin sie wollten. Viele Male während seiner abendlichen Übungsstunden hatte Ender sich gewünscht, einen Haken zu haben, statt von Wänden abprallen zu müssen, um dorthin zu gelangen, wo er hin wollte. Jetzt, da er recht geschickt ohne Haken manövrierte, war er plötzlich da. »Er funktioniert nur«, bemerkte Anderson, »während deiner regulär im Zeitplan vorgesehenen Trainingsstunden.« Da Ender bereits vorhatte, Zusatztrainings abzuhalten, bedeutete das, daß der Haken nur während eines Teils der Zeit von Nutzen sein würde. Es erklärte auch, warum so viele Kommandanten nie zusätzliche Übungen abhielten. Sie waren von dem Haken abhängig, und der brachte ihnen während der zusätzlichen Zeiten nichts. Wenn sie das Gefühl hatten, der Haken sei ihre Autorität, ihre Macht über die anderen Jungen, dann war es undenkbar für sie, ohne ihn zu arbeiten. Das ist ein Vorteil, den ich über einige meiner Feinde haben werde, dachte Ender.
    Graffs offizielle Willkommensansprache klang gelangweilt und übermäßig einstudiert. Erst am Ende klang er an seinen eigenen Worten interessiert. »Wir machen etwas Ungewöhnliches mit dem Drachentrupp. Ich hoffe, es stört dich nicht. Wir haben einen neuen Trupp zusammengestellt, indem wir praktisch einen ganzen Startkurs vorzeitig befördert und die Graduierung ziemlich vieler fortgeschrittener Schüler hinausgezögert haben. Ich denke, du wirst mit der Qualität deiner Soldaten zufrieden sein. Ich hoffe es sogar sehr, denn wir verbieten dir, irgendeinen von ihnen auszutauschen.«
    »Kein Tauschhandel?« fragte Ender. Auf diese Art deckten Kommandanten immer ihre Schwachstellen zu, durch Herumtauschen.
    »Nein. Siehst du, du veranstaltest jetzt seit drei Jahren diese zusätzlichen Übungsstunden. Du hast eine Gefolgschaft. Viele gute Soldaten würden unfairen Druck auf ihre Kommandanten ausüben, sie in deinen Trupp zu tauschen. Wir haben dir einen Trupp gegeben, die beizeiten konkurrenzfähig sein wird. Wir haben nicht die Absicht, euch auf unfaire Weise dominieren zu lassen.«
    »Was ist, wenn ich einen Soldaten habe, mit dem ich einfach nicht klarkomme?«
    »Dann komm mit ihm klar.« Graff schloß die Augen. Anderson stand auf, und das Gespräch war vorüber.
    Drache erhielt die Farben Grau, Orange, Grau zugeteilt; Ender zog sich in seinen Blitzanzug um, dann folgte er den Lichtbändern, bis er zu der Unterkunft kam, die seinen Trupp beherbergte. Sie waren schon da und lungerten in der Nähe des Eingangs herum. Ender übernahm sofort die Leitung. »Die Kojenverteilung erfolgt nach dem Dienstalter. Veteranen an die Rückseite des Raumes, die neuesten Soldaten nach vorne.«
    Es war die Umkehrung des üblichen Musters, und Ender wußte das. Er wußte auch, daß er nicht wie viele Kommandanten sein wollte, die die Jüngeren nie sahen, weil sie immer hinten waren.
    Während sie sich gemäß ihrer Ankunftsdaten sortierten, schritt Ender den Mittelgang auf und ab. Fast

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