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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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daß die meisten Treffer von angreifenden Soldaten in der Nahdistanz erzielt wurden. Das darf so nicht weitergehen - ein fähiger Gegner würde die Angriffstruppen dezimieren, wenn sie nicht von den Soldaten in einiger Entfernung besser gedeckt würden. Ich will, daß jeder Zug an seiner Treffsicherheit bei entfernten beweglichen und unbeweglichen Zielen arbeitet. Die Halbzüge wechseln sich dabei als Ziele ab. Ich werde die Blitzanzüge alle drei Minuten auftauen. Jetzt bewegt euch.«
    »Werden wir irgendwelche Sterne haben, um damit zu arbeiten?« fragte Hot Soup. »Um unsere Zielerfassung sicherer zu machen?«
    »Ich will nicht, daß ihr euch daran gewöhnt, etwas zu haben, was eure Arme sicherer macht. Wenn euer Arm nicht sicher ist, friert eure Ellbogen ein! Jetzt bewegt euch!«
    Rasch brachten die Zugführer die Dinge in Gang, und Ender wanderte von Gruppe zu Gruppe, um Vorschläge zu machen und Soldaten zu helfen, die besondere Schwierigkeiten hatten. Die Soldaten wußten inzwischen, daß Ender brutal in der Art sein konnte, wie er mit Gruppen sprach, aber immer geduldig war, so oft wie nötig erklärte, ruhig Vorschläge machte und sich Fragen, Probleme und Erklärungen anhörte, wenn er mit einem Einzelnen arbeitete. Aber er lachte nie, wenn sie versuchten, mit ihm zu scherzen, und bald hörten sie damit auf. Er war der Kommandant, in jedem Augenblick, den sie zusammen waren. Er mußte sie nie daran erinnern, er war es einfach.
    Sie arbeiteten den ganzen Tag mit dem Geschmack des Sieges im Mund und riefen wieder hurra, als sie eine halbe Stunde früher zum Abendessen Schluß machten. Ender behielt die Zugführer bis zur regulären Essenszeit zurück, um über die Taktiken zu sprechen, die sie benutzt hatten, und die Leistung ihrer einzelnen Soldaten einzuschätzen. Dann ging er in sein Zimmer und zog fürs Abendessen methodisch die Uniform an. Er würde die Kommandantenmesse mit etwa zehnminütiger Verspätung betreten. Genau das Timing, das er wollte. Da dies sein erster Sieg war, hatte er noch nie das Innere der Kommandantenmesse gesehen und hatte keine Ahnung, was man von einem neuen Kommandanten erwartete. Eines wußte er jedoch: daß er heute als letzter hereinkommen wollte, wenn die Ergebnisse der morgendlichen Kämpfe bereits bekannt waren. Jetzt wird der Drachentrupp kein unbekannter Begriff mehr sein.
    Es gab kein großes Aufsehen, als er eintrat. Aber als ein paar von ihnen bemerkten, wie klein er war, und die Drachen an den Uniformärmeln sahen, starrten sie ihn unverhohlen an, und bis er sich sein Essen geholt und an einem Tisch Platz genommen hatte, war der Raum still. Ender begann zu essen, langsam und sorgfältig, und tat so, als bemerke er nicht, daß er der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit war. Allmählich setzten die Unterhaltung und der Lärm wieder ein, und Ender konnte sich genügend entspannen, um sich umzuschauen.
    Eine ganze Wand des Raumes bestand aus einer Anzeigetafel. Die Soldaten wurden ständig über das Gesamtergebnis eines Trupps in den letzten zwei Jahren unterrichtet; hier drinnen jedoch wurde Buch über jeden einzelnen Kommandanten geführt. Ein neuer Kommandant konnte einen guten Stand nicht von seinem Vorgänger erben - und wurde eingestuft nach dem, was er geleistet hatte.
    Ender hatte den besten Rang inne. Natürlich ein makelloses Sieg-Niederlagen-Verhältnis, aber auch in den anderen Kategorien war er weit vorne. Durchschnittliche Zahl der kampfunfähigen Soldaten, durchschnittliche Zahl der kampfunfähigen Gegner, durchschnittliche Spielzeit bis zum Sieg - in jeder Kategorie rangierte er auf Platz eins.
    Als er fast mit dem Essen fertig war, trat jemand von hinten an ihn heran und berührte seine Schulter.
    »Darf ich mich setzen?« Ender mußte sich nicht umdrehen, um zu wissen, daß es Dink Meeker war.
    »Ho, Dink«, sagte Ender. »Setz dich.«
    »Du vergoldeter Furz«, sagte Dink fröhlich. »Wir versuchen alle zu entscheiden, ob deine Ergebnisse da oben ein Wunder oder ein Irrtum sind.«
    »Eine Gewohnheit«, sagte Ender.
    » Ein Sieg ist keine Gewohnheit«, sagte Dink. »Werd' nicht keck. Wenn du neu bist, setzen sie dich gegen schwache Kommandanten.«
    »Carn Carby steht nicht gerade am untersten Ende der Tabelle.« Das stimmte. Carby war ungefähr in der Mitte.
    »Er ist okay«, sagte Dink, »wenn man bedenkt, daß er gerade erst angefangen hat. Recht vielversprechend. Du bist eine Bedrohung.«
    »Eine Bedrohung für wen? Geben sie euch weniger zu essen, wenn

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