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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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Kaninchen behauptet, wir hätten nur gewonnen, weil der Gestank sie umgehauen hätte.«
    Die Soldaten, die ihn hörten, lachten.
    »Du hast das Blatt erst gefunden, als du vom Duschen zurückgekommen bist, stimmt's?«
    Ender hielt nach dem Ursprung der Stimme Ausschau. Es war Bohne, schon im Blitzanzug, frech dreinschauend. Zeit, alte Demütigungen zurückzuzahlen. Ist es das, Bohne?
    »Natürlich«, sagte Ender verächtlich. »Ich bin nicht so nahe am Fußboden wie du.«
    Mehr Gelächter. Bohne errötete vor Zorn.
    »Es scheint, daß wir uns nicht mehr auf die alten Grundsätze verlassen können«, sagte Ender. »Also stellt euch besser jederzeit auf einen Kampf ein. Und oft. Ich kann nicht behaupten, daß mir die Art gefällt, wie sie mit uns umgehen, aber eines gefällt mir doch - daß ich einen Trupp habe, der damit fertig wird.«
    Wenn er sie jetzt aufgefordert hätte, ihm ohne Raumanzüge zum Mond zu folgen, hätten sie es getan.
    Petra war nicht Carn Carby; sie hatte flexiblere Muster und reagierte weitaus schneller auf Enders blitzschnellen, improvisierten, unberechenbaren Angriff. Als Ergebnis hatte Ender am Ende der Schlacht drei geblitzte und neun kampfunfähig gemachte Jungen. Petra war auch nicht so huldvoll, sich am Ende über seine Hand zu beugen. Der Ärger in ihren Augen schien zu sagen: Ich war dein Freund, und du demütigst mich so?
    Ender tat, als bemerke er ihren Zorn nicht. Er rechnete damit, daß sie nach einigen weiteren Kämpfen begreifen würde, daß sie tatsächlich mehr Treffer gegen ihn erzielt hatte, als er je wieder von einem anderen erwartete. Und immer noch lernte er von ihr. Beim heutigen Training würde er seinen Zugführern beibringen, wie man den Streichen begegnete, die Petra ihnen gespielt hatte. Schon bald würden sie wieder Freunde sein.
    Hoffentlich.
    Am Ende der Woche hatte die Drachenarmee sieben Kämpfe in sieben Tagen ausgefochten: Sieben Siege und keine Niederlage. Ender hatte nie mehr Verluste gehabt als in der Schlacht mit dem Phönixtrupp, und in zwei Schlachten hatte er nicht einen eingefrorenen oder kampfunfähigen Soldaten davongetragen. Inzwischen glaubte niemand mehr, daß er durch Zufall auf Platz eins der Tabelle gekommen war. Er hatte Spitzentrupps mit unerhörtem Abstand geschlagen. Es war den anderen Kommandanten nicht länger möglich, ihn zu ignorieren. Ein paar von ihnen saßen bei jeder Mahlzeit mit ihm zusammen und versuchten vorsichtig, von ihm zu erfahren, wie er seine letzten Gegner geschlagen hatte. Er erklärte es ihnen ganz offen, davon überzeugt, daß wenige von ihnen wußten, wie sie ihre Soldaten und ihre Zugführer trainieren mußten, um seine Leistung zu wiederholen. Und während Ender sich mit einigen wenigen Kommandanten unterhielt, sammelten sich sehr viel größere Gruppen um die Gegner, die Ender geschlagen hatte, und versuchten herauszufinden, wie Ender wohl besiegt werden könnte.
    Es gab auch viele, die ihn haßten. Ihn haßten, weil er jung war, weil er herausragte, weil er ihre Siege armselig und schwach aussehen ließ. Ender sah es zuerst in ihren Gesichtern, als er ihnen auf dem Korridor begegnete; dann bemerkte er, daß einige Jungen in einer Gruppe aufstanden und an einen anderen Tisch umzogen, wenn er sich in der Kommandantenmesse in ihre Nähe setzte; und plötzlich gab es Ellbogen, die ihn »zufällig« im Spieleraum anrempelten, Füße, die sich mit seinen verhedderten, wenn er die Turnhalle betrat und verließ, Spucke und Bällchen aus nassem Papier, die ihn von hinten trafen, während er durch die Korridore trabte. Sie konnten ihn nicht im Kampfraum schlagen und wußten es - darum griffen sie ihn statt dessen dort an, wo es sicher war: wo er kein Gigant war, sondern nur ein kleiner Junge. Ender verachtete sie, aber heimlich, so heimlich, daß er es nicht einmal selbst wußte, fürchtete er sie. Es waren genau die kleinen Quälereien, die Peter immer benutzt hatte, und Ender begann, sich viel zu sehr wie zu Hause zu fühlen.
    Diese Belästigungen waren jedoch unbedeutend, und Ender beschloß, sie als eine andere Form von Lob zu nehmen. Schon begannen die anderen Trupps, Ender zu imitieren. Jetzt griffen die meisten Soldaten mit unter sich angezogenen Knien an; die Formationen brachen jetzt nach und nach auf, und mehr Kommandanten schickten Züge aus, die an den Wänden entlangglitten. Noch hatte keiner Enders fünf zügige Organisation kapiert - es war ein leichter Vorteil, daß sie nicht nach einer fünften Einheit

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