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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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den Kampf beenden konnte. Wie er aus dem Kampfraum entkommen war, nachdem das erste Blut vergossen war. Aber der Kampf würde nur wieder neu ausgefochten werden. Wieder und wieder, bis sein Kampfwille gebrochen war. Die einzige Möglichkeit, ein für allemal Schluß zu machen, bestand darin, Bonzo so sehr weh zu tun, daß seine Angst stärker wurde als sein Haß.
    Also lehnte Ender sich zurück gegen die Wand hinter ihm, sprang dann hoch und stieß sich mit den Armen ab. Seine Füße landeten in Bonzos Bauch und Brust. Ender drehte sich in der Luft und landete auf Zehen und Händen; er schnellte herum, flitzte unter Bonzo, und als er diesmal aufwärts in Bonzos Schritt trat, traf er, hart und sicher.
    Bonzo schrie nicht vor Schmerz auf. Er reagierte überhaupt nicht, nur sein Körper erhob sich ein bißchen in die Luft. Es war, als hätte Ender ein Möbelstück getreten. Bonzo sackte zusammen, fiel auf die Seite und streckte sich direkt unter dem Sprühregen des dampfenden Wassers einer Dusche aus. Er machte keinerlei Anstalten, der mörderischen Hitze zu entkommen.
    »Mein Gott!« schrie jemand. Bonzos Freunde sprangen vor, um das Wasser abzudrehen. Ender richtete sich langsam auf die Füße auf. Jemand hielt ihm sein Handtuch hin. Es war Dink. »Komm hier raus«, sagte Dink. Er führte Ender weg.
    Hinter sich hörten sie das schwere Poltern von Erwachsenen, die einen Leiterschacht hinunter sprangen. Jetzt kamen die Lehrer. Der Sanitätsstab. Um die Wunden von Enders Feind zu versorgen. Wo waren sie vor dem Kampf gewesen, wenn es vielleicht überhaupt keine Wunden gegeben hätte?
    In Enders Geist gab es jetzt keine Zweifel mehr. Es gab keine Hilfe für ihn. Womit er auch konfrontiert wurde, jetzt und in alle Ewigkeit, niemand würde ihn davor bewahren. Peter mochte Abschaum sein, aber Peter hatte recht gehabt, immer recht; die Macht, Schmerz zu verursachen, ist die einzige Macht, die zählt; die Macht, zu töten und zu vernichten. Wenn du nicht töten kannst, dann bist du immer das Opfer derjenigen, die es können, und nichts und niemand wird dich jemals retten.
    Dink führte ihn in sein Zimmer, sorgte dafür, daß er sich aufs Bett legte. »Bist du verletzt?« fragte er.
    Ender schüttelte den Kopf.
    »Du hast ihn auseinandergenommen. Ich dachte, du wärst erledigt, so wie er dich packte. Aber du hast ihn auseinandergenommen. Wenn er länger durchgehalten hätte, hättest du ihn umgebracht.«
    »Er wollte mich umbringen.«
    »Ich weiß. Ich kenne ihn. Niemand haßt so wie Bonzo. Aber jetzt nicht mehr. Wenn sie ihn dafür nicht eisen und nach Hause schicken, wird er dir nie wieder in die Augen sehen. Dir oder sonstwem. Er ist zwanzig Zentimeter größer als du, und du hast ihn aussehen lassen wie eine verkrüppelte Kuh, die dasteht und wiederkäut.«
    Alles jedoch, was Ender sehen konnte, war Bonzos Blick, als Ender ihm aufwärts in die Leiste trat. Den leeren, toten Blick in seinen Augen. Zu dem Zeitpunkt war er schon am Ende gewesen. Schon besinnungslos. Seine Augen waren offen, aber er dachte oder bewegte sich nicht mehr; da war nur noch dieser tote, blöde Ausdruck auf dem Gesicht, jener schreckliche Blick, genau wie Stilson geblickt hat, als ich ihn fertigmachte.
    »Aber sie werden ihn eisen«, sagte Dink. »Jeder weiß, daß er angefangen hat. Ich habe gesehen, wie sie aufstanden und die Kommandantenmesse verließen. Brauchte ein paar Sekunden, um zu merken, daß du auch nicht da warst, und dann nochmal eine Minute, um herauszufinden, wohin du gegangen warst. Ich hatte dir doch gesagt, du solltest nicht allein bleiben.«
    »Tut mir leid.«
    »Sie müssen ihn einfach auf Eis legen. Störenfried. Der und seine stinkende Ehre.«
    Dann, zu Dinks Überraschung, begann Ender zu weinen. Auf dem Rücken liegend, immer noch klatschnaß vor Schweiß und Wasser, keuchte er seine Schluchzer heraus, während Tränen aus seinen geschlossenen Augenlidern sickerten und sich in dem Wasser auf seinem Gesicht verloren.
    »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich wollte ihm nicht weh tun!« heulte Ender. »Warum hat er mich bloß nicht in Ruhe gelassen!«
    Er hörte seine Tür leise auf-, dann wieder zugehen. Er wußte sofort, daß es ein Kampfbefehl war. Er schlug die Augen auf, in der Erwartung, die frühmorgendliche Dunkelheit vor 0600 vorzufinden. Statt dessen waren die Lichter an. Er war nackt, und als er sich bewegte, war das Bett klatschnaß. Seine Augen waren geschwollen und schmerzten vom Weinen. Er schaute auf die Uhr auf

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