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Das Grosse Spiel

Das Grosse Spiel

Titel: Das Grosse Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
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seinem Pult. 1820, sagte sie. Es ist derselbe Tag. Ich hatte schon eine Schlacht heute, ich hatte zwei Schlachten heute - die Bastarde wissen, was ich durchgemacht habe, und trotzdem tun sie mir das hier an.
    WILLIAM BEE, GREIFENTRUPP, TALO MOMOE, TIGERTRUPP, 1900
    Er setzte sich auf den Bettrand. Die Nachricht zitterte in seiner Hand. Das kann ich nicht, sagte er stumm. Und dann laut: »Das kann ich nicht.«
    Er stand verschlafen auf, und suchte nach seinem Blitzanzug. Dann erinnerte er sich - er hatte ihn in den Reiniger gesteckt, während er duschte. Er war immer noch dort.
    Den Zettel in der Hand, marschierte er aus dem Zimmer. Das Abendessen war fast vorüber, und es waren ein paar Leute im Korridor, aber niemand sprach ihn an, sie beobachteten ihn nur, vielleicht aus Scheu angesichts dessen, was am Mittag im Waschraum passiert war, vielleicht wegen des abweisenden, furchtbaren Ausdrucks auf seinem Gesicht. Die meisten seiner Jungen waren in der Unterkunft.
    »Ho, Ender. Gibt's heute abend Training?«
    Ender reichte Hot Soup den Zettel. »Diese Hurensöhne«, sagte er. »Zwei auf einmal?«
    »Zwei Trupps!« schrie Crazy Tom.
    »Sie werden bloß übereinander stolpern«, sagte Bohne.
    »Ich muß mich frischmachen«, sagte Ender. »Macht sie einsatzbereit, holt alle zusammen, ich treffe euch dann am Tor.«
    Er marschierte aus der Unterkunft. Ein Tumult erhob sich hinter ihm. Er hörte Crazy Tom kreischen: »Zwei furzfressende Trupps! Denen werden wir den Arsch versohlen!«
    Der Waschraum war leer. Alles saubergemacht. Nichts von dem Blut, das aus Bonzos Nase in das Duschwasser gelaufen war. Alles weg. Hier ist nie etwas Schlimmes passiert.
    Ender trat unter das Wasser und spülte sich ab, nahm den Schweiß des Kampfes und ließ ihn durch den Abfluß laufen. Alles weg, aber sie haben es aufbereitet und morgen früh trinken wir Bonzos Blutwasser! Das ganze Leben war aus ihm verschwunden, aber trotz allem haben sie sein Blut, sein Blut und meinen Schweiß heruntergespült in ihrer Dummheit oder Grausamkeit oder was es auch war, warum sie das geschehen ließen.
    Er trocknete sich ab, legte den Blitzanzug an und ging zum Kampfraum. Sein Trupp warteten schon im Korridor vor der verschlossenen Tür. Sie sahen ihm schweigend zu, als er nach vorne ging, um sich bei dem unüberwindlichen grauen Kraftfeld aufzustellen. Natürlich wußten sie alle von seinem heutigen Kampf im Waschraum; das und ihre eigene Erschöpfung von der Schlacht heute morgen hielt sie ruhig, während das Wissen, daß sie zwei Trupps gegenübertreten würden, sie mit Schrecken erfüllte.
    Nur so können sie mich schlagen, dachte Ender. Das ist alles, was sie sich ausdenken können, alle Regeln zu ändern; es ist ihnen egal, wenn sie mich nur schlagen. Tja, ich habe das Spiel satt. Kein Spiel ist es wert, daß Bonzos Blut das Wasser auf dem Waschraumboden rosa färbt. Eist mich, schickt mich nach Hause, ich will nicht mehr spielen. Die Tür verschwand. Nur drei Meter davor standen vier Sterne zusammen, blockierten vollständig die Sicht von der Tür aus.
    Zwei Armeen waren nicht genug. Ender sollte auch noch seine Truppen blind einsetzen.
    »Bohne«, sagte Ender. »Nimm deine Jungs und sag mir, was auf der anderen Seite dieses Sterns ist.«
    Bohne zog die Schnurrolle von seiner Taille, band sich ein Ende um, gab das andere Ende einem Jungen in seiner Gruppe und trat ruhig und gelassen durch die Tür. Seine Gruppe folgte rasch. Sie hatten das hier mehrfach geübt, und es dauerte nur einen Augenblick, bis sie sich an den Stern klammerten, das Ende der Schnur in der Hand. Bohne stieß sich mit großer Geschwindigkeit ab, in einer Linie fast parallel zur Tür; als er die Ecke des Raumes erreichte, stieß er sich wieder ab und schoß wie eine Rakete geradewegs auf den Feind zu. Die Lichtflecke an der Wand zeigten, daß der Feind auf ihn schoß. Als das Seil nacheinander an jeder Kante des Sterns hängenblieb, wurde sein Bogen enger, seine Richtung änderte sich, und er wurde zu einem unmöglich zu treffenden Ziel. Seine Gruppe fing ihn sauber auf, als er von der anderen Seite um den Stern herumkam. Er bewegte alle Arme und Beine, damit die Wartenden im Innern der Tür wußten, daß der Feind ihn nirgendwo geblitzt hatte.
    Ender ließ sich durch das Tor fallen.
    »Es ist wirklich düster«, sagte Bean, »aber hell genug, daß man Leute nicht so leicht an den Lichtern ihrer Anzüge verfolgen kann. Die schlechtestmögliche Sicht. Von diesem Stern bis zur

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