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Das große Wawuschel-Buch

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Titel: Das große Wawuschel-Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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geheimnisvolle Angelegenheit   – der musste auf den Grund gegangen werden. Deshalb lud er Wischel und das Menschenmädchen ein, sich zu ihm in sein Zimmer zu setzen. Dort sollten sie ihm die ganze Geschichte in Ruhe erzählen.
    Ja, so kam Wischel doch noch mit dem Bürgermeister zusammen. Eigentlich hatte sie es der Sekretärin Fräulein Patzig zu verdanken, denn nur wegen ihres Geschreis hatte der Bürgermeister den Kopf aus der Tür gesteckt. Nun saß sie mit langem Gesicht an der Schreibmaschine und hatte Angst, die beiden Besucher könnten sich über ihr schlechtes Benehmen beschweren. Zu allem Überflussmusste sie auch noch eine Flasche Limonade für das Menschenmädchen holen. Darüber ärgerte sie sich besonders.
    »Blöde Wawuschels«, zischte sie und hämmerte wütend auf der Maschine herum.
    Drinnen in seinem Zimmer hielt der Bürgermeister Wischel ein Glas Limonade hin.
    »Probier doch einmal. Vielleicht schmeckt es dir.«
    Der Bürgermeister hatte inzwischen erfahren, dass Wawuschels nur Marmelade mögen und sonst nichts.

    Aber er fand, wenn Wischel schon zu den Menschen gekommen war, sollte sie wenigstens probieren, was dort gegessen und getrunken wurde. Und wahrhaftig, Wischel ließ sich überreden. Sie nippte an dem Limonadeglas   – einmal und nicht wieder! Denn sie musste niesen, niesen, niesen, mindestens zwanzigmal hintereinander.
    »Nein, nein«, sagte sie, als sie endlich ausgeniest hatte, »ich mag keine Molinade, das ist nichts für Wawuschels.«
    »Limonade«, verbesserte das Menschenmädchen. Aber Wischel wollte dieses Wort gar nicht erst lernen. Schon bei dem bloßen Gedanken daran musste sie niesen.
    Der Bürgermeister ging an seinen Schrank.
    »Hier, versuch das einmal. Ich glaube, das schmeckt dir besser.«
    »Eine Himbeere!«, rief Wischel. »Aber warum ist sie so hart?«
    Es war natürlich keine Himbeere, sondern ein Himbeerbonbon. Zögernd steckte Wischel ihn in den Mund. »Hm«, machte sie sofort, »hm, das schmeckt.«
    Darüber freute sich der Bürgermeister. Er schenkte Wischel gleich die ganze Tüte Himbeerbonbons, obwohl er sie selbst gern lutschte, wenn er am Schreibtisch saß und schrieb. Wischel steckte die Tüte in den Rucksack   – eine große Last! Aber sie wollte die Bonbons den anderen Wawuschels mitbringen. Der Wawuschelvater, die Wawuschelmutter, die Großmutter, der Onkel und vor allem Wuschel sollten wissen, dass es auch bei den Menschen etwas Gutes zu essen gibt.
    Der Bürgermeister hatte inzwischen nicht nur erfahren, dass die Wawuschels sich von Marmelade ernähren. Nein, er kannte mittlerweile die ganze Wawuschelgeschichte. Wischel hatte ihm alles erzählt: vom Wawuschelvater, von der Wawuschelmutter, dem Wawuschelonkel und der Wawuschelgroßmutter. Vom Zauberbuch und vom Mamoffel und natürlich von Wuschel und wie er mit dem Eisenbahnding verschwunden war. Der Bürgermeister fand es sehr interessant. Er wollte immer mehr hören und konnte gar nicht genug bekommen. Am liebsten hätte er Wischel mit heimgenommen, um sie seinen vier Kindern zu zeigen.
    Als Wischel das hörte, fing sie prompt an zu zittern. »Ich will wieder nach Haus«, rief sie, »und   … und   …«
    Sie schämte sich, ihre Angst vor den Kindern einzugestehen. Sie kannte die wilden Menschenkinder aus dem Wald, und vier auf einmal   – nein, das war zu viel. Zum Glück verstand der nette Bürgermeister sie auch ohne Worte. Er versicherte ihr, dass sie sich nicht zu fürchten brauche und heimgehen könne, wann immer sie wolle.
    »Außerdem sind meine Kinder auch viel zu wild für ein kleines Wawuschelmädchen«, sagte er. »Sie würden dich wahrscheinlich genauso kaputt machen wie ihre Puppen und Autos.« Und zum Schluss sagte er: »Ich tu dir nichts Böses. Das musst du doch schon gemerkt haben, kleines Wawuschelmädchen.«
    Ja, Wischel hatte es längst gemerkt. Und sie war froh, dass sie nun schon den zweiten netten Menschen getroffen hatte. Ein nettes Menschenmädchen und einennetten Menschenmann! Die Wawuschels daheim würden staunen, wenn sie es ihnen erzählte.
    »Und Wuschel?«, fragte sie. »Hilfst du mir, ihn zu befreien?«
    »Hm, hm«, brummte der Bürgermeister und fing an, in einem dicken Buch zu blättern, »wie machen wir das? Wie machen wir das bloß?«
    »Ist das etwa dein Zauberbuch?«, rief Wischel.
    Der Bürgermeister lachte.
    »Wir Menschen haben keine Zauberbücher. Dies hier ist ein Buch, in dem unsere Gesetze stehen. Das verstehst du nicht, wie? Brauchst du auch

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