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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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Der Rote Stier legte offenbar keinen Wert auf komfortable Ausrüstung. Fünf Minuten später hatte O'Leary eine letzte Karamelle gegessen, sich in die Decke gerollt und die Zeltplane über sich ausgebreitet. Er schlief sofort ein.
    Dann wachte er wieder auf, hatte das Gefühl, der Boden versinke unter ihm, und glaubte eine große Seifenblase platzen zu hören. Auf das plötzliche Schweigen folgten Brandungsdonner und Vogelschreie. O'Leary riß die Augen auf.
    Er saß mutterseelenallein auf einer winzigen Insel mit einer Palme mitten im Meer.

 
9
     
    Lafayette hockte trübselig unter seiner Palme – ein kümmerliches Exemplar mit einem halben Dutzend dürrer Wedel – und starrte aufs Meer hinaus. Weit vor ihm rauschte die Brandung gegen Korallenriffe, schäumte weiß durch die Lagune und verlief sich am Strand. Ein paar kleine Möwen stürzten sich kreischend herab, wenn das Wasser zurückflutete. Hoch oben am Himmel segelten ein paar Wolken majestätisch dahin. Ein idealer Urlaubsort, dachte O'Leary – allerdings etwas kahl. Sein Magen verkrampfte sich, als er an Essen dachte.
    Lafayette schloß die Augen. Dies war eine neuartige Katastrophe. Bisher hatte er sich eingebildet, wenigstens einige der Regeln erfaßt zu haben. Aber plötzlich war er hier! Warum? Er hatte nicht einmal im Traum daran gedacht, sich auf eine einsame Insel zurückzuziehen. Aber dergleichen Überlegungen halfen ihm nicht weiter; er mußte jetzt konstruktiv denken… Aber wie sollte er denken können, solange sein Magen vor Hunger knurrte? Bevor er nicht satt war, bestand keine Aussicht, daß er sich genügend konzentrieren konnte. Von der einsamen Palme war nichts zu erwarten; sie trug keine Kokosnüsse. Er sah aufs Wasser hinaus. Vielleicht gab es dort Fische …
    O'Leary holte tief Luft und stellte sich eine Schachtel Zündhölzer, ein Paket Angelhaken und einen Salzstreuer vor. Dieser bescheidene kleine Wunsch würde seine Kräfte bestimmt nicht übersteigen… Dann kam der vertraute kurze Ruck. Lafayette durchsuchte seine Taschen, entdeckte eine Zündholzschachtel mit der Aufschrift Akazar-Dachgarten: Tanz ab 20 Uhr, einen winzigen Salzstreuer und einen Umschlag, der ein halbes Dutzend gerader Nadeln enthielt.
    »Auch das noch«, murmelte er vor sich hin, während er einen Haken aus einer der Nadeln zurechtbog. Er hatte vergessen, sich auch eine Angelschnur zu wünschen, aber das ließ sich ändern; ein Faden aus dem Nylonfutter seiner Windjacke genügte für diesen Zweck. Als Köder… hmmm … einer der roten Hemdknöpfe müßte genug Aufmerksamkeit erregen. Lafayette watete ins Wasser hinaus und stellte sich eine zweipfündige Forelle vor, die knapp unter der Oberfläche dahinschwamm …
    Zwei Stunden später leckte er sich die Finger nach einem ausgezeichneten Mahl. Nun konnte er wieder klar denken – sogar konstruktiv denken, was in dieser Situation dringend erf orderlich war. Er schloß die Augen, knirschte mit den Zähnenund dachte an Artesia: enge Straßen und Gassen, Fachwerkhäuser, dahinter der Palast mit seinen Türmen, elektrische Beleuchtung in langen Korridoren, Dampfwagen und Spitzenjabots – und Adoranne, ihre edlen Züge, ihr Lächeln …
    Er hörte ein leises Donnergrollen und hatte das Gefühl, der Boden unter ihm gebe nach; er fiel einen Meter tief, dann schlugen salzige Wogen über ihm zusammen.
    O'Leary spuckte, schluckte etwas Meerwasser und kam endlich an die Oberfläche. Er schwamm in einer dunklen, stürmischen See, über die eine kalte Brise strich. Die Insel war verschwunden, aber irgendwo links von ihm – über eine Meile weit entfernt, schätzte er – lag die Küste mit einigen Lichtern.
    Er sank langsam, denn der Degen und die nasse Kleidung zogen ihn nach unten. Die Gürtelschnalle war kaum aufzubekommen; Lafayette riß daran, öffnete sie und atmete auf, als Degen und Gürtel versanken. Nun noch die Stiefel… Er zog einen aus, tauchte wieder auf und holte rasch Luft; die vollgesogene Kleidung zog ihn wie ein Panzer in die Tiefe. Er versuchte die Jacke auszuziehen, verwickelte sich darin und ertrank fast, bevor es ihm gelang, wieder Luft zu holen.
    Er kam nicht voran. Das kalte Wasser lähmte ihn förmlich. Seine Hände waren bereits erstarrt. Er sah zur Küste hinüber, erkannte vertraute Umrisse und wußte plötzlich, wo er sich befand: vor Kamoosa Point, zwanzig Meilen westlich von Colby Corners!
    Er ging wieder unter und schluckte nochmals Wasser. Seine Arme… so müde. Seine Lungen schienen

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