Das große Zeitabenteuer
wärmte seinen Rücken und wurde von Sand und Felsen zurückgeworfen. Nur schade, daß er nicht daran gedacht hatte, sich eine Sonnenbrille zu bestellen – und ein Hut wäre ebenfalls nicht schlecht gewesen; am besten ein leichter Stetson. Er hielt das Pferd an, kniff die Augen zusammen und drehte sich im Sattel um. Hinter ihm waren nur seine eigenen Spuren und die Staubwolke zu sehen, die sein Pferd aufgewirbelt hatte. Die Welt schien zwei oder drei Meilen hinter ihm zu Ende zu sein, wo der gelbe Sand mit dem blauen Himmel zusammentraf. Nicht gerade der beste Platz für ein Picknick, aber er hatte schon Magenschmerzen vor Hunger.
O'Leary schwang sich mühsam aus dem Sattel, öffnete die linke Satteltasche, griff hinein und nahm eine Schachtel heraus. Das rote Etikett zeigte eine Platte goldbrauner Karamellen. Tante Hootys Sahnekaramellen, las O'Leary entzückt. Ein wunderbarer Nachtisch, aber zuerst wollte er doch sehen, was es als Hauptgericht gab. Er griff nochmals in die Tasche und holte diesmal eine bekannte Dose hervor. Sammy Boy, stand in gelber Schrift auf dem Deckel. Darunter war etwas kleiner zu lesen: Karamellen bester Herstellung. Der nächste Behälter war eine Blechschachtel mit Karamellen nach alter Art, eine Delikatesse für Jung und Alt. O'Leary schluckte trocken, ließ die Schachtel in den Sand fallen, griff nochmals in die Satteltasche und hatte ein Dutzend Eier in der Hand – Karamellen mit Schokoladeüberzug.
Die rechte Tasche enthielt eine Fünfpfunddose Karamellen, einen kleinen Schinken aus Karamelle, drei Schachteln Karamellen nach Mutters Rezept und eine Handvoll Bonbons in Zellophan mit dem Aufdruck Karamellenküsse: Süß wie ein echter.
Lafayette warf einen nachdenklichen Blick auf die vielen Schachteln und Dosen. Nicht gerade eine ausgeglichene Diät; andererseits hätte es schlimmer sein können. Schließlich mochte er Karamellen. Er ließ sich im Schatten des Pferdes nieder und begann zu essen.
Nach der Rast war es schlimmer als zuvor, denn unterdessen stand die Sonne höher am Himmel. Seine Muskeln waren steif und schmerzten bei jeder Erschütterung. Er hatte das Gefühl, einen weichen Kloß im Magen liegen zu haben, seine Mundwinkel waren von Karamellen verklebt, und er hatte das klebrige Zeug an allen Fingern. Großer Gott! Weshalb hatte er nicht lieber an Schinkenbrote oder Brathendl gedacht? Und es wäre vielleicht eine gute Idee gewesen, sich dabei auch eine Wasserflasche vorzustellen, solange er noch Gelegenheit dazu hatte.
Nun, er konnte nicht mehr zurück, um sich besser vorzubereiten und seine Ausrüstung zu ergänzen; die Stadtwächter würden scharf aufpassen, nachdem sie dieses Fiasko erlitten hatten. Nicodaeus war endgültig entlarvt; O'Leary hatte keinen Freund mehr in Artesia. Aber wenn er mit Adoranne vor sich im Sattel zurückkam, war alles vergessen und vergeben. Dieser Teil des Unternehmens war bestimmt wesentlich erfreulicher; sie würde dicht vor ihm sitzen, und er würde einen Arm um sie legen, damit sie nicht fiel, und er würde langsam reiten müssen, um Ihre Hoheit nicht zu ermüden …
Aber vorläufig war es heiß, staubig, trocken und entschieden unbequem. Weit vor ihm erstreckte sich die Bergkette von links bis zum Horizont. Immer geradeaus, bis er an den Paß kam, hatte der Kerl behauptet – aber vielleicht hatte er Lafayette hereinlegen wollen? Nun, das ließ sich jetzt nicht ändern; er mußte weiterreiten und aufs Beste hoffen.
Die Sonne stand niedrig über den Bergen im Westen und wurde nur teilweise von einigen kümmerlichen Palmen verdeckt, die wie Scherenschnitte vor O'Leary aufragten. Er ritt in die Oase ein und wollte sein Pferd anhalten; das Tier schnaubte ungeduldig, ging zehn Meter weiter, senkte den Kopf und trank aus einem Tümpel. Lafayette rutschte vorsichtig aus dem Sattel, stöhnte dabei leise und kniete am Wasser nieder. Die Flüssigkeit war lauwarm, etwas abgestanden und ziemlich schmutzig, aber O'Leary kümmerte sich nicht darum. Er wusch sich das Gesicht, machte die Haare naß, trank einige Schlucke und stand wieder auf, um das Pferd anzubinden.
»Damit du nachts nicht auf dumme Gedanken kommen kannst, alter Junge«, erklärte er dem geduldigen Tier. »Nur schade, daß du dir nichts aus Karamellen machst – oder doch?« Er wickelte einen Karamellenkuß aus; das Pferd kaute heftig darauf herum.
Er schnallte das Bündel hinter dem Sattel los und stellte fest, daß es nur aus einer Zeltplane und einer dünnen Decke bestand.
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