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Das große Zeitabenteuer

Das große Zeitabenteuer

Titel: Das große Zeitabenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
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anderen Mitgliedern des Empfangskomitees Ausschau. Er hatte es eilig, diese unwirtliche Gegend zu verlassen, wollte den Häschern jedoch nicht gerade in die Arme laufen.
    In dem Schatten vor ihm wurde ein dunklerer Schatten sichtbar. Einer der Verfolger hatte sich offenbar nach vorn geschlichen. O'Leary hob einen faustgroßen Stein auf und blieb an eine Mauer gedrückt stehen. Der Schatten kam näher; er hörte bereits keuchende Atemzüge, als der Mann ahnungslos weiterging.
    »Halt«, zischte O'Leary, »oder ich schieße! Laß die Waffe fallen und bleib stehen!«
    Der Mann erinnerte an eine Wachsfigur mit dem Titel »Auf frischer Tat ertappt«. Er bückte sich langsam, legte seinen Säbel aufs Pflaster und kam zögernd näher.
    »Das genügt«, flüsterte Lafayette. »Wie viele warten dort vorn auf mich?«
    »Nur ich und Moe und … und Charlie und Sam und Porkeye … und Clarence …«
    »Clarence?«
    »Ja; er ist noch neu und lernt erst bei uns.«
    »Wo sind sie?«
    »Dort vorn verteilt. He, wie bist du an ihnen vorbeigekommen, Freundchen?«
    »Das war ganz leicht. Warum habt ihr mir aufgelauert?«
    »Na, schließlich mußtest du aus einem Tor hinaus, wenn du die Stadt verlassen wolltest.«
    »Woher habt ihr gewußt, daß ich noch in der Stadt bin?«
    »Hör zu, Kamerad – soll ich meinen Chef verraten? Das kannst du nicht verlangen.«
    »Schon gut, ich kann dich etwas anderes fragen: Wo liegt Lods Hauptquartier?«
    »Lod? Irgendwo im Westen. Wie soll ich das wissen?«
    »Du weißt es hoffentlich, sonst werde ich wütend. Und wenn ich wütend bin, ist mein rechter Zeigefinger schrecklich nervös.«
    »Na, schließlich weiß jeder, wo dieser Lod sich herumtreibt, und wenn ich es dir nicht sage, erfährst du es von anderer Seite, deshalb lohnt es sich nicht, hier den Helden zu spielen, verstehst du, was ich meine?«
    »Die letzte Chance – mein Finger zuckt schon!«
    »Du reitest einfach nach Westen und kommst nach einem halben Tag in die Wüste; dort siehst du links eine Bergkette und folgst den Hügeln bis zu einem Paß. Das ist schon alles.« O'Leary glaubte ein unterdrücktes Lachen zu hören.
    »Wie weit ist Lods Hauptquartier vom Paß entfernt?«
    »Vielleicht fünf Meilen, vielleicht auch zehn in westlicher Richtung. Du kannst es gar nicht verfehlen – wenn du überhaupt so weit kommst.«
    »Warum sollte ich nicht so weit kommen?«
    »Tatsachen sind Tatsachen, Kumpel; wir sind dir sechs zu eins überlegen.«
    O'Leary trat auf ihn zu und schlug ihm den schweren Stein an den Kopf. Der Mann wurde über dem Ohr getroffen, sackte lautlos zusammen und blieb leise schnarchend liegen. Lafayette stieg über ihn hinweg, folgte der Gasse, bog zweimal nach rechts ab und erreichte fünf Minuten später das Osttor. Der Wachposten gähnte eben und zeigte billige Silberfüllungen, als O'Leary an ihm vorbeischlenderte.
    Nachdem dieses Hindernis überwunden war, holte Lafayette  tief Luft und brach zur Umrundung der Stadt auf. Seine Füße taten bereits weh; die neuen Stiefel waren eine halbe Nummer zu klein. Nur schade, daß er nicht daran gedacht hatte, irgendwo ein Pferd zu stehlen. Er hatte einen langen Marsch vor sich: etwa drei Meilen um die Stadt, dann zehn Meilen bis zur Wüste, weitere zehn …
    Nun, daran ließ sich nichts ändern – er durfte eben nicht ständig an seine Füße denken. Statt dessen betrachtete er lieber den Mond, der jetzt über den Zinnen der Stadtmauer aufging.
    Eines der niedrigen Gebäude vor dem Westtor war düster beleuchtet. O'Leary stolperte darauf zu, wäre fast in den Abfallhaufen getreten und erreichte den Eingang an der Landstraße nach Westen. Er freute sich auf ein gutes Essen und ein Bier, bevor er den langen Nachtmarsch begann. Die beleuchtete Hütte schien ein Gasthaus zu sein; über der Tür hing das Abbild eines bärtigen Piraten mit Säbel und Augenklappe. Kein verlockender Anblick, aber O'Leary würde eben damit vorlieb nehmen müssen.
    Lafayette stieß die Tür auf und betrat eine wider Erwarten recht gemütliche Gaststube; links vom Eingang standen Tische, geradeaus lag die Bar, auf der flackernde Öllampen standen, und rechts daneben begann eine Art Spielsalon mit Schachbrettern, vor denen alte Männer hockten. O'Leary rieb sich zufrieden die Hände und nahm an einem der Tisch Platz. Die Wirtin kam hinter der Theke hervor und brachte einen schweren Steinkrug mit, den sie Lafayette auf den Tisch stellte.
    »Was darf's sein, Süßer?« erkundigte sie sich freundlich.

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