Das Großelternbuch
der Wiese beobachten und tun kann
Doch die bloße Betrachtung der Natur wird ihnen schnell langweilig, darum stellen Sie ihnen eine Aufgabe: Wer findet in fünf Minuten die meisten verschiedenen Blumen oder Pflanzen? Dann ist es gut, wenn sie den Blumen Namen geben können. Doch Namen sind ja nicht alles! Lassen Sie die Kinder die Unterschiede herausfinden, auch fühlen: Da gibt es raue und glatte, wollige und stachelige Blätter, weiche Stängel, kantige Stängel und die Vielfalt der Blüten. Und wie sie alle riechen, wie es riecht, wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt!
Aus dem gelb blühenden Löwenzahn macht man eine Kette oder einen Gürtel, indem man die Stängel zu Ringlein zusammenbiegt, das dünne Ende in das dicke steckt und ein Ringlein ins andere hängt. Für einen Kranz ritzt man den dicken Stängel mit dem Fingernagel und zieht einen zweiten hindurch, bis er mit der Blüte festsitzt – je näher die Blüten zusammenkommen, umso schöner ist der Kranz. Ähnlich geht es mit Gänseblümchen. Von ihnen oder noch besser von den großen weißen Margeriten kann man auch Antwort in Liebesdingen bekommen. Man zupft die weißen Blütenblättchen der Reihe nach aus und sagt:
»Er liebt mich – von Herzen – mit Schmerzen – ein ganz klein wenig – oder gar nicht – er liebt mich …«
Das letzte Blättchen sagt die Wahrheit!
An einem Stängel entdecken Sie vielleicht ein bisschen Schaum, »Kuckucksspucke« genannt. Eine Schaumzikade hat dort in den Stängel ein Ei gelegt, die daraus entstandene Larve schäumt den Saft der Pflanze auf. Sicher werden Sie kleine Schmetterlinge oder ihre Raupen sehen, Spinnen und ihre Netze und vielleicht auch einen winzigen weißen Kokon an einem Grashalm, in dem die Spinne ihre Eier abgelegt hat.
Pflücken Sie noch einen schönen Strauß, ehe Sie zum Heimweg aufbrechen, und schauen Sie nach, ob auch nichts zurückgeblieben ist von Ihrem Wiesenbesuch als das zerdrückte Gras unter der Decke.
Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Triticale
Wenn Sie der Heimweg zwischen Getreidefeldern entlangführt, sind Sie da, wo das Brot herkommt, bei Weizen, Roggen, Gerste und Hafer. Die drei ersten haben eine feste Ähre, in der die Getreidekörner sitzen, sie ist von borstigen »Haaren«, den Grannen, umgeben. Wenn man gegen den Strich darüber streicht, bleiben die Finger an den kleinen Widerhaken hängen. Die Gerste hat die längsten Grannen, sie wird am frühesten geerntet und hat dann die schönste goldene Farbe. Der Weizen hat fast keine Grannen und steht auf kurzen Halmen. Der Roggen hat mittellange Grannen und insgesamt eine eher graue Farbe. Die Körner des Hafers wachsen nicht in festen Ähren, sondern in lockeren Rispen, aus ihnen werden die Haferflocken gemacht, und aus der Gerste braut man Bier. Zu den vier alten Getreidearten ist neu die Triticale hinzugekommen, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen.
Es gibt sie nicht mehr: die »Roggenmuhme«
Am Rande der Kornfelder wachsen »Unkräuter«, wie roter Mohn und blaue Kornblumen. Man kann einen Strauß pflücken, ohne ins Feld zu gehen und das Getreide niederzutreten. Früher, als es noch keinen Kunstdünger gab und die Ernte deshalb viel geringer ausfiel, sorgte man sich um jeden Getreidehalm und bedrohte die Kinder, nur ja nicht ins Feld zu laufen. Man sagte ihnen:
»Lass stehen die Blume, geh nicht ins Korn,
die Roggenmuhme geht um da vorn.«
Gelb und duftend: Raps
Auf anderen Feldern wird Raps angebaut, kleine Blattpflanzen mit gelben Blüten, die die Rapsfelder wie eine einzige Farbfläche erscheinen lassen; süßer Duft steigt daraus auf und zieht die Bienen an. Die Ernte der reifen länglichen Früchte erfolgt im Juli, man gewinnt Öl daraus und Biodiesel. Wir sehen aber auch im Herbst noch goldene Felder. Dort hat der Bauer nach der Getreideernte Senf, einen Verwandten des Raps, als Nachsaat gesät, die die Kühe abweiden werden, bevor der Winter kommt. Neuerdings gibt es gelegentlich auch herrlich blaue Felder, auf ihnen wächst Phacelia, eine gute Bienenweide. Sie verdeckt für eine Weile, dass dort
ein Feld brachliegt, wie es die Europäische Union von den Landwirten verlangt. Und gelegentlich sieht man ein blaues Flachsfeld.
Kartoffeln
Die Kartoffelfelder bedecken sich im Juni mit weißen duftenden Blüten, daraus entwickeln sich später Früchte, die wie kleine grüne Tomaten aussehen und giftig sind. Wenn im Oktober die
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