Das Günter-Prinzip für einen fitten Körper
damit weitermachen wirst.
Inzwischen hatten die Nervenzellen aber auch Zeit, über Schutzmechanismen nachzudenken, und einige Nervenzellen sind dabei tatsächlich auf eine spannende Idee gekommen: Eigentlich ist es ganz einfach, sich vor Lärm zu schützen! Was meinst du wohl, was die geschundenen Nerven getan haben, um den Krach besser zu ertragen? Stell dir mal vor, du stehst neben einer Schiffshupe, die jeden Moment loshupen und dir das Trommelfell zerfetzen kann. Was würdest du zur Vorbeugung tun?
Neurobiologischer Lärmschutz
»Haben sich die Nervenzellen etwa Watte in ihre Rezeptoren-Ohren gestopft?«, fragt Günter. Guter Gedanke, Schweinehund! Um sich gegen den Lärm zu schützen, mussten die Nervenohren gegen den Lärm unempfindlich werden: quasi mit Wattepfropfen! Also haben die Nervenzellen der Reihe nach angefangen, sich die Ohren zu verstopfen. Erst die erste Nervenzelle, dann die zweite Nervenzelle, dann die dritte. Bis alle dicht waren, hat es ein paar Wochen gedauert â eben genau die Ãbungszeit bis zur ersten Zigarette ohne Ãbelkeit. Und weil der Nikotinlärm durch die Watte nun nicht mehr mit voller Wucht durchdringen konnte, kam er immer leiser und erträglicher in deinen Nervenzellen an. Darum haben deine Zigaretten auch von Mal zu Mal weniger schlecht geschmeckt und von Tag zu Tag weniger Ãbelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen erzeugt.
Auch heute noch hast du diese Wattepfropfen in den Ohren: einen Schutzwall gegen die starken Impulse des Nikotins.
Watte in den Ohren
Irgendwann waren alle Ohren voller Wattepfropfen. Seitdem tun dir die meisten Zigaretten nicht mehr weh. Dein Gehirn hat sich geschützt. »Super!«, sagt Günter. »Endlich kann ich rauchen!« Stimmt: Du erträgst seitdem ein hochgefährliches Nervengift. Ob du zu beneiden bist? Tausende junger Schweinehunde wollen das auch und trainieren das Rauchen an Bushaltestellen und in Wäldern, auf Parkbänken und hinter Sporthallen. Sie wollen Raucher werden und endlich so rauchen können wie du! Würdest du ihnen raten, es so zu üben wie du damals?
Leider haben die Wattepfropfen in den Ohren eine dumme Nebenwirkung auf die übrigen, natürlichen Botenstoffe in deinen Nerven. Rate mal, welche, Günter! Günter kombiniert: »Diese Botenstoffe sind nun zu leise.« Wie bitte? Hast du was gesagt? Günter lauter: »Die natürlichen Botenstoffe sind jetzt zu leise!« Hallo? Spricht da jemand? »Ja, Günter hier!«, brüllt Günter sauer. Aber, Günter! Warum sprichst du so leise? Du bist kaum zu verstehen! »Ich spreche nicht leise!«, schreit Günter und brüllt: »Hast du etwa Watte in den Ohren, oder was?« Na klar doch â¦
Stille und Leere
Würde Günter nicht so schreien, wäre er nicht zu verstehen â seine normale Stimme ist zu leise, um durch die Wattepfropfen zu dringen. So ähnlich geht es Rauchern, wenn sie gerade nicht rauchen, also mal keinen Nikotinlärm durch die Wattepfropfen in ihre Rezeptoren-Ohren schicken: Die normale Lautstärke der Botenstoffeist viel zu leise! Stell dir vor, du kommst zu einem Sonnenuntergang, und dein Gehirn schüttet die passenden Botenstoffe aus, die jetzt aber viel zu schwach sind, um deine Wattepfropfen zu durchdringen ⦠Menschen ohne Watte im Gehirn können das Schauspiel also genieÃen. Du nicht mehr. »Gemeinheit!«, erbost sich Günter.
»Aber warum bleibt die Watte im Ohr?«, fragt sich Günter. Ganz einfach: Stell dir vor, die Schiffshupe neben dir verstummt, könnte aber jederzeit wieder losgehen. Nimmst du deine Finger sofort aus den Ohren? »Natürlich nicht«, grummelt Günter. Siehst du! Erst wenn du ganz sicher bist, dass die Hupe ausgehupt hat, nimmst du die Finger wieder raus. So ist das auch in deinem Gehirn: Wenn du nicht rauchst, bleiben deine Rezeptoren noch eine Weile zugestopft. Sie haben Angst vor dem Lärm. Und weil deine Nervenzellen in dieser Zeit zu wenige Botenstoffinformationen empfangen, signalisieren sie dir: »Hier fehlt doch was!«
Rauchen »tut gut«
»Ist ja doof, ständig so eine Stille zu haben!«, sagt Günter. Klar. Nur leider haben sich Raucher diesen Zustand selbst herbeitrainiert: Die zugestopften Rezeptoren-Ohren können kaum noch hören, denn ihnen fehlt etwas Wichtiges: die sanften Streicheleinheiten von Botenstoffen, die jeder Nichtraucher erleben darf. Stattdessen
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