Das Gutachten
noch
getröstet und gemeint, Männer wären nun einmal so, das dürfe sie nicht so ernst
nehmen. Aber Sandra war kaum zu beruhigen. Es ging ihr nicht gut, aber sie
wollte auch nicht alleine nach Hause.
»Ich weiß, dass er
manchmal andere Frauen anbaggert. Wenn ich dann jetzt nicht da bin, denke ich
die ganze Zeit daran, wie er mit einer Fremden rummacht,« hatte sie gesagt und
dabei geschluchzt.
Doch Steffi nahm sie in
den Arm, brachte sie nach draußen, wo der Taxifahrer schon ungeduldig wartete,
und versprach auf Chris aufzupassen.
Sie hatte es schon ein
paar Mal selber mitgekriegt, dass Chris durchaus gerne flirtete und auch mal
seine Hände beim Tanzen oder an einer engen Theke einsetzte. Da Sandra selber
mit ihren Reizen nicht geizte, hatte Steffi sich nichts dabei gedacht.
Doch in dem Moment war ihr
einiges klar geworden: Chris und Sandra spielten ein Spiel miteinander. Es ging
um Macht und um Freiheit. Doch Chris spielte ganz offensichtlich
rücksichtsloser als Sandra. Und trotzdem blieb sie bei ihm, verzieh ihm
anscheinend seine Fehltritte.
Insgeheim war Steffi schon
seit längerer Zeit ein wenig neidisch auf Sandra, dass ausgerechnet ihre beste
Freundin den heißesten Typen der Schule abgekriegt hatte. Alle Mädchen standen
auf Chris, und auch sie hatte früher schon mehrfach versucht, sein Interesse
auf sich zu lenken.
Doch dann war er mit
Sandra zusammengekommen. Und obwohl es niemand glauben konnte, waren die beiden
schon sehr lange ein Paar, wohnten sogar zusammen.
Das hatte ihrer
Freundschaft nicht gutgetan, aber Sandra hatte es nicht bemerkt, weil sie so
sehr auf Chris fixiert gewesen war. Wenn die beiden Freundinnen sich trafen, redete
Sandra ununterbrochen von ihm. »Chris hier, Chris da, Chris der Supermann« –
die ganze Welt schien sich auf eine Person reduziert zu haben.
Das war Steffi ziemlich
auf die Nerven gegangen, erst recht in den Zeiten, in denen sie selber keinen
Freund gehabt hatte. So war ihre Beziehung zu Sandra von ihrer Seite aus im
Laufe der Zeit abgekühlt, aber sie unternahmen immer noch regelmäßig etwas
miteinander.
Das tat sie vor allem,
weil sie insgeheim hoffte, dass Chris sie doch irgendwann als Frau entdecken würde.
Wenn sie sich mit Sandra verabredete, holte Steffi sie grundsätzlich ab, um
einen Grund zu haben, auch Chris zu begegnen.
Wenn er sie dann mit einem
Küsschen begrüßte, versuchte sie ihm jedes Mal ein kleines Stückchen näher zu
kommen. Manchmal, wenn er leicht angetrunken war, nahm er sie auch mal in den
Arm oder fasste sie an den Po. Doch immer war Sandra irgendwie in der Nähe und
dann hielt er sich zurück. Daher war nie mehr passiert als ein kleiner Flirt.
An dem Abend wollte Steffi
mit Chris aufs Ganze gehen, auch wenn er der Freund ihrer sogenannten besten
Freundin war. Sie verschwand schnell noch einmal auf die Toilette, schminkte
sich etwas nach und öffnete noch einen weiteren Knopf ihrer Bluse.
Chris hatte schon einiges
getrunken und war in richtig guter Partylaune. Jetzt galt es nur noch, ihn von
den anderen Mädels abzuhalten und die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Glücklicherweise waren nicht viele Singlefrauen da und die tanzten zumeist
ausgelassen.
Chris stand mit ein paar
Kumpels an der Bar und hatte sich gerade ein neues Bier besorgt. Ganz
selbstverständlich gesellte sich Steffi dazu und hauchte ihm etwas ins Ohr.
Dabei nuschelte sie absichtlich so sehr, dass Chris kein Wort verstand. Er zog
sie noch ein wenig näher an sich heran und sie flüsterte wieder unverständliche
Wortfetzen.
»Sorry, es ist total laut
hier. Ich hab leider echt kein Wort verstanden. Lass uns einen Moment
rausgehen, da ist die Musik nicht so stark.« Chris musste fast schreien, als er
ihr antwortete. Er nahm sie am Ellbogen, prostete seinen Freunden noch einmal
zu uns verschwand mit Steffi vor der Tür.
Dort war es natürlich viel
ruhiger und beide atmeten erst einmal tief durch. Es war ein lauer Sommerabend
und die Party-Location lag gut geschützt an einem See, wo sich keine Nachbarn
über die laute Musik beschweren würden. In der Dunkelheit konnte Steffi die
Umrisse einiger Pärchen ausmachen, die sich romantische Plätzchen gesucht
hatten, um engumschlungen zu knutschen oder vielleicht sogar noch ein wenig
mehr zu machen.
Sehen konnte man in der
spärlichen Beleuchtung nichts, aber die Geräusche, die hin und wieder zu hören
waren, ließen die Phantasie doch schnell auflodern. Das war natürlich auch
Chris nicht verborgen geblieben und
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