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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Cartier
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würde immer ein Thema bleiben.
Allerdings musste er ständig auf der Höhe der Entwicklungen sein, was in der
Schnittstelle zwischen Hard-und Software sehr anspruchsvoll war.
    Zwei Ehen waren unter
anderem an seiner vielen Arbeit gescheitert, doch nun lebte er seit zwei Jahren
alleine und genoss die Vorzüge des Singledaseins. Er verabredete sich gerne und
regelmäßig, wollte aber keine festen Bindungen eingehen. Seine beiden Söhne
waren inzwischen aus dem Gröbsten und er fühlte sich viel jünger als sein biologisches
Alter.
    Baumann war Ende fünfzig,
schon sichtbar ergraut, aber sehr gut aussehend. Vor einiger Zeit hatte er
einmal in einem Herrenmagazin gelesen, dass Single-Männer, egal welchen Alters,
zumeist als attraktiver wahrgenommen werden, weil sie bewusst oder unbewusst
mehr Wert auf ihr Äußeres legten.
    Er gehörte definitiv in
diese Kategorie, weil er sich auf gar keinen Fall damit abfinden wollte, jetzt
schon zum alten Eisen zu gehören. Daher trieb er regelmäßig Sport, kleidete
sich modisch-elegant und achtete sehr auf seine Erscheinung. Neben seinem
ausfüllenden Job hatte Baumann Spaß am Leben und freute sich über Abwechslungen
jeglicher Art. 
    Die Messe war bislang
durchaus vielversprechend gelaufen. Mehrere interessante Kontakte hatte er
herstellen können und viele sehr gute Gespräche geführt.
    Doch wirklich ungewöhnlich
war erst das Auftauchen der beiden Männer gewesen, die vor einer halben Stunde
zu seinem Stand gekommen waren. Er hatte sie für normale Geschäftsleute
gehalten bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie dezent ihren Polizeiausweis gezückt
hatten.
    Wenige Augenblicke zuvor
war eine ausgesprochen gut gebaute Blondine mit einem eher langweiligen
Begleiter bei ihm gewesen. Sie waren gut ins Gespräch gekommen, aber Baumann
hatte sich mehr auf das ausladende Dekolleté der jungen Frau konzentriert als
auf den typischen Messe-Smalltalk.
    Dass diese beiden als
Betrüger arbeiten sollten, hatte ihn schon verwundert, aber in seinem
bisherigen Berufsleben war ihm bereits einiges untergekommen. Da schockierte ihn
so schnell nichts mehr.
    Die Polizisten hatten ihn
ganz offen gefragt, ob er bereit wäre, als Lockvogel für sie zu agieren.
Nachdem sich Baumann vergewissert hatte, dass es wirklich nur um Erpressung mit
Sexvideos gehen würde, hatte er nicht lange für seine Antwort benötigt. Diese
Aktion schien genau das Richtige für ihn nach einem eher trockenen Messetag zu
sein.
    Insgeheim musste er
schmunzeln, dass er den Staatsdienern behilflich sein konnte, indem er auf die
Avancen einer attraktiven Blondine eingehen sollte. Die Herren von der Polizei
hatten ihn regelrecht ermuntert, auf Tuchfühlung mit der Frau zu gehen.
    Vor seinem inneren Auge
malte er sich schon aus, wie er die Zeit vor dem Zugriff der Beamten mit ihr
nutzen wollte. Es sollte sich noch herausstellen, wer in diesem Spiel das Opfer
sein würde.
    Bei geschäftlichen
Terminen wie so einer Messe trug Baumann häufig noch seinen alten Ehering. Er
redete sich ein, dass ein verheirateter Geschäftsmann bei potentiellen
Neukunden besonders seriös wirke. Ob das nur eine Legende aus einem
08/15-Managerseminar war oder tatsächlich positiven Eindruck machte, wusste er
nicht. Da verließ er sich wie so oft in seinem Leben auf das Bauchgefühl.
    Deshalb waren Sandra und
Chris überhaupt auf ihn aufmerksam geworden, denn sie suchten ausschließlich
nach Ehemännern als Kandidaten. Unverheiratete ließen sich nicht so leicht mit
dem Material erpressen.
    Theo Berg hatte Baumann in
dieser Richtung klare Anweisungen gegeben: »Spielen sie der Blondine etwas vor.
Am besten sie führen ein fiktives Telefonat mit ihrer nicht vorhandenen Frau,
in dessen Verlauf sie bereits über den abendlichen Verlauf lügen. Also,
gemeinsames Essen mit Kollegen und so weiter. Fragen sie zu Hause nach ihren
Kindern.
    Die Blondine wird sie als
ideales Opfer erkennen und sich alle Mühe geben, mit ihnen in einem Hotelzimmer
zu verschwinden.« Berg grinste dabei, denn natürlich hatte er gemerkt, wie viel
Spaß Baumann bei dieser Aktion hatte.
    »Und zu welchem Zeitpunkt
wollen sie eingreifen? Ich meine, auf einen durch Staatsgewalt herbeigeführten
coitus interruptus möchte ich gerne verzichten.«
    »Das kann ich verstehen.«
Berg lächelte vertrauenserweckend.
    »Wir müssen in jedem Fall
so lange warten, bis wir das Hotelzimmer kennen. Dort muss es technische
Vorrichtungen geben, vielleicht sogar im Nebenzimmer.
    Sie muss bei dieser
Methode mit

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