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Das Gutachten

Das Gutachten

Titel: Das Gutachten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sina Cartier
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Telefonate gestattet worden, aber schon
sehr bald merkte Sandra, wie isoliert sie von der Welt da draußen war.
    Ihre Mutter hatte beim
ersten Anruf nur geschluchzt, dann war ihr Bruder an den Apparat gekommen und
hatte ihr gesagt, sie solle nicht wieder anrufen. Dennoch hatte sie es ein
zweites Mal probiert und ihren Vater in der Leitung gehabt. Er hatte einfach nur
aufgelegt und kein einziges Wort zu seiner Tochter gesagt.
    Da Sandra sich
zwischendurch sehr einsam fühlte, hatte sie es dann bei Steffi versucht, doch
bei ihr lief nur der Anrufbeantworter oder die Handymailbox. Auf beiden hatte
Sandra eine Nachricht hinterlassen und Steffi erklärt, dass sie auch Besuch
empfangen dürfte oder zu bestimmten Zeiten angerufen werden könnte. Doch Steffi
war stumm geblieben.
    Ohne dass Sandra es
wusste, hatte ihre Anwältin die Besuchsprotokolle von Chris einsehen können und
wusste, dass er regelmäßig Besuch von seinen Anwälten und einer jungen Frau,
Stefanie Römer, bekam.
    Auch wenn ein gewisser
Groll auf ihren ehemaligen Partner im Prozess sogar hilfreich sein konnte,
hielt die Anwältin diese Information Sandra gegenüber zurück. Sie hatte Angst,
ihre Mandantin sei noch zu labil. Womöglich wäre es ein Schock für Sandra, den
sie in ihrer jetzigen Situation schlecht verarbeiten könne.
    Dabei hatte sie längst mit
Chris abgeschlossen.

Kapitel 31
     
    Sandra betrat Dr. Renns
Zimmer und ihr Blick wanderte wie immer durch den Raum. Ein wenig irritiert
stutzte sie: Irgendetwas war anders als sonst, aber sie brauchte einen kurzen
Moment, um es zu erkennen.
    Eine Winzigkeit im Raum
hatte sich geändert, ein kleines, aber entscheidendes Detail: Der Stuhl, auf
dem Sandra bislang gesessen hatte, stand nicht wie gewohnt gegenüber vom
Schreibtisch, sondern war zu einer kleinen Sitzgruppe gestellt. Sie blickte
sich um und Dr. Renn beantworte die unausgesprochene Frage.
    »Du wirst heute nicht am
Schreibtisch Platz nehmen.« Er schüttelte leicht seinen Kopf, nahm Sandras Arm.
Sein Griff war fest, aber nicht schmerzhaft, sie spürte ihn im Rücken und ihre
Nackenhaare kräuselten sich leicht. Dr. Renn schob sie in Richtung Regal und
langte dabei mit der anderen Hand in seine Tasche. 
    »Heute machen wir ein
kleines Experiment, es wird dir vielleicht am Anfang etwas Unbehagen bereiten,
ist aber für meine Einschätzung deiner sexuellen Neigungen sehr wichtig. Und da
wir..., da ich nicht mehr viel Zeit für das Gutachten habe, muss ich ein wenig
schneller vorgehen, als dies üblicherweise im Rahmen einer Praxisbetreuung der
Fall wäre.«
    Er drehte Sandra langsam
herum, als sie die Wand erreicht hatten. »Streck deine Arme nach oben.« Zögernd
gehorchte sie und Dr. Renn ließ eine Handschelle klickend aufspringen. Bei dem
Geräusch erschrak Sandra und zuckte am ganzen Körper zusammen.
    »Entschuldige, bitte. Ich
sagte ja bereits, dass dir das Experiment anfangs nicht gefallen würde.« Er
umfasste ihr linkes Handgelenk und schob die Hand langsam durch das Rund des
Eisens. Bei der Berührung begann Sandra kaum merklich zu zittern. Sie wusste
nicht, ob sie sich fürchtete, oder ob eine leichte Erregung in ihr nach oben
stieg.
    In den ersten Tagen ihrer
Untersuchungshaft hatte sie mehrfach Handschellen anlegen müssen, angeblich,
weil sie einen Beamten bei ihrer Festnahme verletzt hatte. Schnell bekam sie
allerdings den Eindruck, dass es bloße Schikane war, gegen die sie sich nicht
hatte wehren können.
    Früher, in ihrem ‚alten
Leben‘ liebte sie Handschellen und Fesselspiele mit Chris. Sie genoss es, die
Spannung im Raum am ganzen Körper zu spüren, wenn sie gefesselt und mit
verbundenen Augen da lag. Wenn sie wusste, dass Chris ganz in der Nähe war und
sie bereits beobachtete. Er hatte sie oft eine gefühlte Ewigkeit zappeln
lassen. Ihre aufkommende Lust, gepaart mit einer nicht zu definierenden
Unsicherheit steigerte sich auch ohne eine Berührung von ihm.
    Chris hatte mit Sicherheit
zahlreiche Fehler und es mangelte ihm an vielen Dingen, die eine gute Beziehung
ausmachten. Nur eines konnte man ihm nicht vorwerfen: mangelnde Phantasie beim
Sex. In diesem Bereich gingen ihm nie Ideen aus und er überraschte sie immer
wieder. Chris liebte die Abwechslung und Sandra kostete es aus.
    Manchmal, wenn sie gefesselt
auf ihn wartete, hatte er einen sehr dünnen, feinen Stoff oder eine Feder
genommen, die er ganz sanft und leicht über ihre nackte Haut gleiten ließ.
Dieser Hauch der Berührung, die entstehende Gänsehaut

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