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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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möchtet Ihr essen?«
    »Wir essen in der Küche.«
    »Zusammen?«
    »Ja.«
    Er zog seine Schuhe aus und ging die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Als er wieder nach unten kam, hatte sie in der Küche den Tisch gedeckt. Sie füllte zwei irdene Teller, und sie setzten sich.
    »Wie gefällt dir die Arbeit?«, fragte Thomas.
    »Die Wohnung ist nicht groß«, sagte sie. »Morgen werde ich die Zimmer putzen.«
    Hoffentlich würde er seine Stellung behalten, dann konnte sie bei ihm bleiben. Das Essen schmeckte ihm gut. Er sagte es ihr, und sie freute sich darüber.
    »Wie lange bist du schon in Mainz?«
    »Seit vier oder fünf Jahren.«
    »Kennst du einen Mann namens Gutenberg?«, fragte er.
    »Nur flüchtig.«
    »Sag mir bitte, was du über ihn weißt.«
    »Er gehört zu den besseren Leuten. Manche behaupten, dass er nicht ganz richtig im Kopf ist.«
    »Aber warum?«
    »Bamberger – der Arzt, bei dem ich gearbeitet habe – hielt ihn für größenwahnsinnig. Gutenberg hat eine Maschine erfu n den. Fragt mich nicht, um was es geht. Hat irgendwas mit B ü chern zu tun. Bamberger sagte, das kann nie im Leben funkti o nieren; Bücher werden seit Jahrtausenden von Hand geschri e ben. Und er verstand was von der Sache, er besaß nämlich selbst Bücher. Oft stand er am Pult und las. Seine Frau sagte immer: ›Du machst dir die Augen kaputt. Hör auf damit.‹ Sie haben sich gestritten deswegen.«
    Nach dem Essen räumte Gerlinde in der Küche auf, und Thomas saß am Tisch und machte Notizen.
    Sie kam aus der Küche. »Ich gehe dann jetzt. Soll ich den Schlüssel behalten?«
    »Behalte ihn! – Ich möchte dich noch etwas fragen. Ich muss herausfinden, mit wem Klara Roth Kontakt hatte. In einer Stadt, wo jeder jeden kennt, wird viel geredet. Hältst du es für den k bar, dass Gutenberg ein Verhältnis mit ihr hatte? Oder ist dir sonst etwas bekannt, was die beiden verbindet?«
    »Glaubt Ihr, Gutenberg hat sie umgebracht?«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Er schwieg und schaute sie fr a gend an.
    »Ich weiß nur, dass Gutenberg nicht verheiratet ist. Und die Leute reden so allerlei über ihn.«
    »Was reden sie denn?«
    »Nichts Gutes.«
    »Haben sie ihm ein Verhältnis mit Klara nachgesagt?«
    »Davon weiß ich nichts. Aber es heißt, er habe allerlei We i bergeschichten.«
    »Bis morgen dann!«
    »Gute Nacht!«
     
    Sie verließ die Wohnung und lief zu einem Haus, das im westl i chen Teil der Stadt lag. Guido Bologna hatte ihr den Weg dor t hin beschrieben. Es schneite jetzt wieder sehr heftig, und sie begegnete wenigen Menschen. Ein Mann rollte ein leeres Fass durch den Schlamm zu einem Kellerloch. Ein Kind ve r folgte eine Katze. Das Haus lag abseits und wirkte baufällig, die L ä den waren verschlossen. Es erinnerte sie an das Haus, in dem sie Bologna zum ersten Mal getroffen hatte, aber dieses hier war nicht ganz so heruntergekommen; das Dach war noch i n takt, und es gab Türen und Fenster.
    Sie klopfte an die Tür, und ein bärtiger Mann öffnete ihr. Sie sah zwei Männer, die sie nicht kannte, an einem Tisch sitzen und Bier trinken. Sie spielten Karten. »Guido ist oben«, sagte der Bärtige.
    Sie stieg eine steile Holztreppe hinauf ins obere Stockwerk. Bologna musste sie von weitem gehört haben. »Komm rein! Ich bin hier.« Sie erkannte seine Stimme, sie kam aus einem Raum, dessen Tür halb offen stand. Sie steckte zögerlich den Kopf hinein und sah Bologna bei Kerzenlicht an einem Tisch sitzen und schreiben. Er legte die Feder beiseite und machte ihr ein Zeichen, näher zu kommen. »Schließ die Tür!«
    Sie blieb neben der Tür stehen und verschränkte die Hände. Das Zimmer war bis auf den Tisch und eine Truhe unmöbliert, und an den Wänden klebte Schimmel. Aber es gab einen Ofen, und die Luft roch nach Rauch und Moder.
    »Wie war der erste Tag?«, fragte Bologna. »Hast du was rausbekommen?«
    »Er hat mich ausgefragt«, sagte sie.
    »Worüber denn?«
    »Über Gutenberg.«
    Er hob interessiert den Kopf. »Willst du ewig bei der Tür stehen bleiben?« Sie ging ein paar Schritte auf ihn zu. »Was wollte er wissen?«
    »Er hat mich gefragt, ob ich Gutenberg persönlich kenne.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    »Dass ich nicht viel über ihn weiß. Das ist die Wahrheit: Man sieht ihn nicht häufig in der Stadt und hat immer den Ei n druck, er sei mit den Gedanken ganz woanders. Dann wollte er wissen, ob Gutenberg ein Verhältnis mit Klara Roth hatte. Aber da konnte ich ihm nicht

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