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das gutenberg-komplott

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Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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Tag die Finger wund schreiben?«
    »Allerdings. Weil der Bedarf riesig ist. Das fängt schon in der Lateinschule an. Jeder braucht eine Grammatik.«
    »Den Donat, selbstverständlich«, sagte sie, und er schaute verblüfft auf, weil sie den Namen des Lehrbuchs kannte. Sie war mit seiner Reaktion sichtlich zufrieden. »Die Zahl derjen i gen, die schreiben und lesen können, wächst rapide an. Wenn ich an meine Jugend zurückdenke! Da war das noch eine Se l tenheit.«
    »Weil es immer mehr Schulen gibt«, sagte Thomas. »Und Universitäten. Und weil unser Wissen über die Welt wächst. Die Entwicklung ist unglaublich. Früher gab es nur die Theol o gie. Nun entstehen völlig neue Wissenschaften. Auch die Ve r gangenheit wird erforscht. Wir entdecken das Wissen der Ant i ke neu und gehen darüber hinaus.«
    Er leerte den Becher zur Hälfte. Etwas hatte seine Zunge g e löst. Vor lauter Reden vergaß er das Essen. »Die Alten haben viel gewusst«, lallte er. »Sie sind Riesen, aber wir stehen auf ihren Schultern. Herrliche Skulpturen habe ich gesehen und Tempelruinen. Die Alten hatten ein Bild vom Menschen, das uns verloren gegangen war. Aber man gräbt alte Schriften aus, teilweise nur in Arabisch erhalten. Man übersetzt sie ins Late i nische und sogar in die Volkssprachen.«
    »Es wäre also ein Segen für die Menschheit, Bücher in b e liebiger Zahl vervielfältigen zu können?«, fragte die Alte.
    »Keine Frage!«
    »Und genau darum geht es bei der Schwarzen Kunst.«
    Wieder starrte er sie mit offenem Mund an. Die Krähe stieß Schreie aus.
    »Wie funktioniert das?«, fragte Thomas.
    »Mit Hilfe einer Maschine. Wenn man sie zu bedienen weiß, kann man in kurzer Zeit mehr als hundert Exemplare einer Schrift anfertigen, die alle gleich aussehen. – So jedenfalls hat Klara mir das beschrieben.«
    Thomas versuchte sich auszumalen, was das bedeutete. Wenn sie die Wahrheit sagte, würde es die Welt verändern.
    »Woher wusste Klara das alles?«
    »Die Frage stelle ich mir auch.«
    Und das in dieser kleinen, am Rhein gelegenen Stadt? Die früher einmal bedeutend gewesen war, heute aber vom Ruhm der Vergangenheit zehrte? Ausgerechnet hier, dachte er, soll sich in aller Stille eine der größten Umwälzungen in der G e schichte der Menschheit vollziehen?
    »Wer steht hinter der Erfindung.«
    »Ein Mann, der Johannes Gensfleisch heißt, aber man nennt ihn Gutenberg. Ich kann über ihn nicht mehr sagen, als jeder andere in der Stadt. Hört Euch ein wenig um!«
    »Ist er Klaras dritter Liebhaber?«
    »Ihr fragtet mich vorhin, ob Klara keine Geheimnisse vor mir hatte, und ich antwortete: ›Fast keine.‹ Denn was den dri t ten Liebhaber betrifft, hat sie hartnäckig geschwiegen. Ich frage mich, weshalb.«

18.
     
    A
    m frühen Nachmittag kehrte Thomas nach Mainz zu-. rück. Er fühlte sich immer noch betrunken und wäre zweimal beinahe vom Pferd gefallen. Die frische Luft nützte nicht viel, und vom Auf und Ab im Sattel war das Dr e hen im Kopf eher schlimmer geworden.
    Er gab das Pferd bei der Stadtwache ab. Sprach er anders als sonst? Seine Zunge fühlte sich schwer und träge an. Er arbeitete sich durch den tiefen Boden zum Gerichtsgebäude und bemühte sich um aufrechte Haltung.
    Thomas hatte sein Arbeitszimmer noch nicht erreicht, als e i ner der Schöffen auf ihn zueilte. Man habe die Leiche des Ba u meisters gefunden. Kinder hätten sie beim Spielen in einem Wäldchen nicht weit von der Stephanskirche entdeckt. Er sei e r stochen worden. Thomas ließ sich die Stelle genau beschre i ben.
    »Ist leicht zu finden«, sagte der Schöffe. »Und sicher hört Ihr schon von Weitem die Schaulustigen.« Es hatte sich also b e reits herumgesprochen.
    »Wann haben die Kinder die Leiche gefunden?«, fragte Thomas.
    »Vor etwa zwei Stunden. Jemand hatte den Körper vergr a ben und die Stelle mit Blättern bedeckt.«
    Thomas brach sofort auf, ohne vorher in sein Zimmer zu g e hen. Die Stephanskirche lag auf einem niedrigen Hügel; von dort fand er den Weg zu der vom Schöffen erwähnten Bau m gruppe, nahe beim südwestlichen Teil der Stadtmauer. Schon von weitem schlug ihm aufgeregtes Stimmengewirr entgegen.
    Er kämpfte sich durch eine Menschentraube und sah gerade noch, wie man die Leiche des Baumeisters, die in ein Tuch g e wickelt war, in einen Brettersarg legte. Busch beaufsichtigte die Aktion.
    »Wo wart Ihr?«, fragte Busch, als Thomas zu ihm kam. »Ich habe nach Euch schicken lassen.«
    »Habt Ihr die Leiche untersucht?«,

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