das gutenberg-komplott
weiterhelfen.«
»Was hat er noch gefragt?«
»Nichts.«
»Hattest du Zeit, seine Wohnung zu durchsuchen?«
»Er besitzt viele Bücher.«
Er stellte ihr Fragen, aber ihre Antworten halfen ihm nicht weiter, und schließlich holte er aus einem Beutel zwei Münzen heraus und gab sie ihr. »Für den Anfang.«
Seine Gedanken schweiften ab. Der Richter war ihm auf den Fersen. Es stand außer Frage, dass er mittlerweile eine Gefahr darstellte. Er versuchte einzuschätzen, wie groß sie war. Sollte er ihn töten lassen? Es war noch zu früh für einen so radikalen Schritt. Aber er musste den Richter noch schärfer im Auge b e halten. Er wusste von seinen Informanten, dass der Richter beim Kurfürsten schlecht angesehen war. Gab es eine Möglic h keit, sich das zunutze zu machen? Es wäre am besten, er würde seine Stellung verlieren, bevor er weiteren Schaden anrichtete.
Das Mädchen nickte kurz zum Abschied und verließ das Zimmer. Er hatte das Gefühl, im Leben viel versäumt zu haben – vielleicht das Wichtigste. Er war wieder allein und eine eigena r tige Traurigkeit packte ihn. Der Preis für das, was er e r reicht hatte, war hoch. Es schien ihm besser, nicht darüber nachz u denken; und deshalb schrieb er weiter an dem Brief, der am nächsten Tag nach Rom abgehen würde. Bald glitt die Gäns e kielfeder, die er von Zeit zu Zeit in Tinte tauchte, flüssig über das Papier.
Er wurde erneut unterbrochen, als es an der Tür klopfte und Henning den Raum betrat. Er griff sich einen Stuhl und setzte sich Bologna gegenüber an den Tisch.
»Was hat sie erzählt?«, fragte er.
»Der Richter hat etwas herausbekommen«, erwiderte Bolo g na und schrieb den begonnenen Satz zu Ende. »Ich weiß nur nicht, wie viel.«
»Drück dich bitte etwas klarer aus!«
»Er hat ihr Fragen nach Gutenberg gestellt.«
Henning saß auf der Stuhlkante und beugte sich nach vorn. »Das habe ich die ganze Zeit befürchtet. Wer hat ihn auf diese Spur gebracht?«
»Er hat heute früh die Stadt zu Pferd verlassen«, sagte Bolo g na. »Wir wissen nicht, wo er war. Am frühen Nachmittag kam er z u rück. Dann war er mit Katharina Roth zusammen. Und heute Abend fragt er das Mädchen über Gutenberg aus.«
»Hat er unsere Namen erwähnt?«
»Nein. Ich glaube, soweit ist er noch nicht.«
»Er wird zur Gefahr«, sagte Henning. »Wir müssen etwas unternehmen.«
»Ich fürchte, dass nicht nur der Richter uns gefährlich we r den kann, sondern auch Katharina Roth. Die beiden stecken unter einer Decke. Ich gehe davon aus, dass sie ein Verhältnis miteinander haben.«
»Treffen sie sich heimlich?«
»Sie war spät abends bei ihm«, sagte Bologna.
»Was sollen wir tun?«
»Wir haben leider schon zuviel Wirbel verursacht. Und er ist Richter! Sein Tod würde riesiges Aufsehen verursachen. Wenn ich daran denke, dass wir eigentlich in aller Stille arbeiten wol l ten!«
»Die Geschichte wächst uns über den Kopf!«, sagte He n ning. »Wir haben da etwas in Gang gebracht, das uns überrollt. Wir brauchen uns nichts vorzumachen, Guido: Es ist eine ganze Menge schief gelaufen, vor allem die Sache mit Klara …«
»Natürlich hat der Mord unsere Pläne über den Haufen g e worfen. Wir haben eine veränderte Situation, und der müssen wir uns anpassen. Ich hatte gehofft, dass uns der Richter, ohne es zu wollen, Informationen liefert. Ich dachte, möglicherweise bringt er uns auf die Spur des Täters. Stattdessen müssen wir befürchten, dass er etwas entdeckt hat, das ihn zu uns führt. – Er stellt Fragen nach Gutenberg! Es gibt weder zwischen Klara Roth und Gutenberg noch zwischen Metz und Gutenberg eine direkte Verbindung. Diese Menschen hatten nichts miteinander zu tun. Ich weiß dafür nur eine Erklärung: Er muss in den B e sitz der Pläne gelangt sein!«
»Glaubst du das wirklich?«
»Ich halte es für wahrscheinlich!«
Henning stand auf und ging im Zimmer hin und her. »Und nun?«
»Wir müssen an die Pläne kommen, notfalls mit Gewalt. A ber sie muss der letzte Ausweg sein.«
»Wie willst du vorgehen?«
»Wir müssen zwei Ziele gleichzeitig verfolgen. Zum einen müssen wir herausfinden, ob der Richter die Pläne wirklich hat; wenn das der Fall ist, werden wir handeln. Dabei zähle ich auf das Mädchen. Sie hat den Schlüssel zu seinem Haus. Er kann die Pläne allerdings auch im Amt aufbewahren. In dem Fall müssen wir sein Zimmer dort durchsuchen.«
»Und wenn Katharina Roth sie hat?«, warf Henning ein. »Den Gedanken finde ich nicht
Weitere Kostenlose Bücher