das gutenberg-komplott
Erfolg haben wird.«
»Hatte Klara mit ihm zu tun?«
»Sie hat nie von ihm gesprochen. Mit keiner Silbe. Jedenfalls nicht mir gegenüber.«
»Hatte sie Kontakt zu seinen Mitarbeitern?«
»Ich habe Pläne gefunden«, sagte Katharina unvermittelt.
»Und das sagst du wie nebenbei!« Er konnte die Erregung in seiner Stimme kaum unterdrücken. »Was für Pläne?«
»Zeichnungen. Sie haben mit der Erfindung zu tun. – Klara kannte offenbar das Geheimnis, das Gutenberg so sorgfältig hütet.«
»Zeichnungen!?« Fast war er ein wenig wütend. Spielte sie mit ihm? Er sprang von seinem Stuhl auf, weil ihn Nervosität packte. »Ich muss sie sofort sehen!«
»Heute geht das nicht mehr«, sagte sie. »Ich bringe sie dir morgen vorbei, bevor der Unterricht anfängt.«
»Das ist zu spät.«
Sie schaute ihn ganz eigenartig an. Er hatte sich im Ton ve r griffen. Schließlich konnte er froh sein, dass sie die Sachen en t deckt hatte und ihm davon erzählte. »Es würde mir wirklich helfen, wenn ich sie heute schon sehen könnte.«
»Die Pläne sind bei mir im Zimmer«, sagte Katharina. »Ich muss jetzt nach Hause, weil wir Besuch bekommen, und mein Vater erwartet, dass ich mich um unsere Gäste kümmere. – Morgen früh also.«
Thomas bemühte sich, seine Verärgerung nicht zu zeigen. Sie wusste schließlich nichts vom Ultimatum des Bischofs, und er zögerte, ihr davon zu erzählen. »Kennst du die Männer, die für Gutenberg arbeiten?«, fragte er, um das Thema zu wechseln.
»Soweit ich weiß, stammt nur einer aus Mainz«, erwiderte sie. »Die anderen hat er von außerhalb geholt.«
»Ist Gutenberg verheiratet?«
»Nein, aber man sagt ihm das eine oder andere Verhältnis nach.«
»Seine Eltern, sagtest du, stammen aus Mainz?«
»Sie waren Patrizier. Sie mussten, wie fast alle adligen Fam i lien, vor einigen Jahrzehnten aus der Stadt fliehen. Es gab Streit zwischen den Patriziern und den Zünften. Das alte Lied. Strei t punkt war, soweit ich weiß, die Besetzung eines Bürgermeiste r postens. Später kamen viele dieser Familien zurück. Seine E l tern leben nicht mehr, und er selbst dürfte über fünfzig sein.«
»Ich werde zu ihm gehen und mit ihm reden«, sagte Thomas.
»Und ich versuche, so viel wie möglich über seine Mitarbe i ter herauszubekommen.«
19.
E
s war schon dunkel, als Thomas sich auf den Weg zu se i ner Wohnung machte. Gerlinde hatte nachmittags am G e richt den Schlüssel geholt und versprochen, ihm ein wa r mes Essen zu kochen, worauf er sich freute. Seine Ermit t lungen kamen schrittweise voran, aber der Tag war schnell verfl o gen, und er fürchtete, dass die verbleibende Zeit nicht ausreichte. Mehrmals stand er kurz davor, au f zugeben, aber er spürte, wie sehr ihm der Fall am Herzen lag. Er würde das Rä t sel lösen, davon war er überzeugt, wenn er Klara Roths dritten Liebhaber fand.
Bestand zwischen dem Mord an Klara und dem Mord am Baumeister ein Zusammenhang? Jagte er einen Täter oder me h rere ? Solange er keine weiteren Informationen besaß, ließen sich die vielen Fragen, die ihm durch den Kopf schossen, nicht b e antworten. Er musste für alles offen sein.
Thomas watete langsam durch den Schlamm. Falls Gute n berg Klara Roths Liebhaber war und ihr zu viel verraten hatte, dann könnte er die Tat begangen haben, um seine Erfindung zu schützen. Wie aber sollte damit der zweite Mord in Verbindung stehen? Thomas wollte Katharinas Besuch am nächsten Morgen abwarten, ehe er Gutenberg verhörte.
Klara hatte geplant, die Pläne zu verkaufen. Ich gehe einmal davon aus, dass ein Auftraggeber existiert, dachte Thomas. Könnte er Klara ermordet haben, um sie nicht bezahlen zu mü s sen oder um sie zum Schweigen zu bringen? Aber das hätte er erst dann getan, wenn er im Besitz der Pläne war.
Auch Gutenbergs Mitarbeiter kamen als Täter in Frage; sie kannten das Geheimnis seiner Kunst. Thomas begann der Kopf zu schwirren, je länger er über die verschiedenen Möglichkeiten nachdachte.
Er erreichte seine Wohnung und fand die Tür offen. Im K a min brannte ein Feuer, es war angenehm warm. Die Tür zur Küche stand ebenfalls offen, und von dort duftete es nach Fleisch und Gemüse.
Gerlinde schaute ums Eck. Sie lächelte, und er spürte, wie i h re Anwesenheit seine Laune aufhellte. »Ich war auf dem Markt«, sagte sie, »und habe erst mal eingekauft. Ihr hattet ja überhaupt nichts im Haus.«
»Keine Zeit«, erwiderte er. »Das riecht gut.«
»Ich bin gleich fertig. Wo
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