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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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trotzdem war es Baum, an dessen Händen Thomas ein Zittern bemerkte. Wie ein Hund, der seinen Herrn fürchtet und nicht erwägt, ihn in Stücke zu reißen, obwohl er das mit Leichtigkeit könnte, dachte Thomas. Der Riese nickte unmer k lich.
    »Na also«, sagte Gutenberg und ließ ihn los. »Das nehme ich dir nicht übel, das machen alle. Du sagst uns jetzt, bei wem du warst, und wir prüfen das nach. Und wenn deine Angaben stimmen – dann Schwamm drüber. Ich bin schließlich kein Unmensch.«
    Baum hielt immer noch den Kopf gesenkt. Sein Mund stand halb offen.
    »Also, heraus mit der Sprache!«, sagte Gutenberg in freundl i chem Tonfall. »Wie heißt sie? Die Geschichte bleibt unter uns.«
    Hermann Baum gab keine Antwort. Gutenberg nannte ve r schiedene Frauennamen, aber er schüttelte jedes Mal den Kopf. Gutenbergs Gesicht, das sich zwischenzeitlich aufgehellt hatte, verfinsterte sich wieder. Plötzlich schrie er; es kam völlig u n vermittelt, und Thomas staunte, mit welcher Geschwindigkeit sein Wohlwollen in Wut umschlagen konnte. »Wer war’s dann?«
    »Klara Roth«, sagte Baum kleinlaut und verängstigt. Er wir k te wie ein hilfloser Junge. »Ich schwöre dir, Johannes, ich bin u n schuldig!«
    Gutenberg fasste ihn an beiden Ohren. »Du hast ein Verhäl t nis mit einer Frau, die unser Geheimnis kennt, die ermordet wird, und du willst mir weiß machen, da besteht kein Zusamme n hang? Unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich!«
    Baum ging zu einem Stuhl und setzte sich, den Oberkörper nach vorn gebeugt; trotz seiner Größe wirkte er auf Thomas wie ein Häufchen Elend.
    »Sie hat sich an dich rangemacht und dir den Kopf verdreht! Und du hast ihr unser Geheimnis verraten! War es so?«
    Baum hielt den Kopf weiter gesenkt, seine Schultern zuc k ten. Gutenberg setzte sich auf den Stuhl gegenüber und ve r suchte, seinem Drucker ins Gesicht zu schauen, der aber da r aufhin das Kinn bis auf die Brust schob.
    »Erzähl jetzt alles von Anfang an!«
    Baum schaute auf. »Ich hatte mich in sie verliebt.«
    »Weiter!«
    »An meinen freien Nachmittagen schlendere ich gern zum Hafen«, sagte Baum. »Ich schaue zu, wie man die Fracht löscht und die Schiffe mit neuen Waren belädt. Da begegneten wir uns.«
    Gutenberg, der es auf seinem Stuhl nicht länger aushielt, schritt in dem weiten Raum auf und ab. »Rein zufällig natü r lich!«, sagte er mit einem Gemisch aus Spott und Wut in der Stimme.
    »Jedenfalls stand sie auf einmal neben mir. Wir kamen ins Gespräch. Selbst ich habe von Zeit zu Zeit was geredet. Es kam mir vor wie ein Wunder. Dann hat sie gesagt, sie müsse nach Hause, Holz hacken. Da bot ich ihr meine Hilfe an.«
    »Sancta simplicitas! Was passierte dann?«
    »Wir spazierten zu ihrem Haus. Sie hat mich gefragt, was ich beruflich mache. Das ist doch normal. Ich habe ihr gesagt, ich sei Drucker. Damit konnte sie nichts anfangen. Ich erklärte ihr, dass ich für dich arbeite und dass wir eine neue Methode erfu n den haben, wie man Bücher herstellt. Davon weiß schließlich die ganze Stadt. Ich habe ihr damit kein Geheimnis verraten.«
    »Aber sie wollte mehr wissen! Sie interessierte sich für D e tails!«
    »Nicht sofort«, sagte Baum. »Wir sprachen über ganz allg e meine Dinge. Sie hat mir gesagt, dass sie schon als Kind lesen lernte und erzählte mir von den Büchern, die sie kennt: Sie g fried, Roland, Alexander. Ihr Interesse war nicht gespielt. Klara war eine ehrliche Haut.«
    »Natürlich!«
    »Sie hat mir ihre Bücher gezeigt, die in einer Truhe lagen. Sie berichtete von ihren Schwierigkeiten, an ein Exemplar der Metamorphosen des Ovid zu kommen. Ich versicherte ihr, dass in einigen Jahren, dank unserer Erfindung …«
    »Dank meiner Erfindung!«
    »Dass man Hunderte, ja Tausende Exemplare eines Buches in kurzer Zeit drucken kann, dass die Preise fallen werden! Sie wollte mir das nicht glauben. ›Auf eine solche Erfindung wartet die Menschheit seit Jahrtausenden‹, sagte sie. ›Ja‹, erwiderte ich, ›genauso ist es. Und ich bin dabei.‹«
    »Angeber! Weiberheld!«
    »Sie war begeistert.«
    Plötzlich fing er an zu weinen, und Gutenberg machte ein saures Gesicht, dämpfte aber seine Stimme. »Lass das jetzt!«
    Hermann Baum beruhigte sich wieder. Tränen liefen über seine Wangen. »Es war die schönste Nacht meines Lebens!«, schluchzte er, was Gutenberg mit hämischem Lachen quittierte.
    »Du verstehst das nicht«, rief der Drucker. »Du hast schon so viele Frauen gehabt. Aber die Liebe ist eine

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