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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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zurückgezogen, arbeitet von früh bis spät. Wenn er in seine Kammer kommt, legt er sich gleich ins Bett und schnarcht.«
    »Hat er nie sein Glück bei ihnen versucht? Sie wohnen i m merhin Tür an Tür!«
    »Schwer zu sagen. Sein Gesicht ist oft völlig unbeweglich. Der kann in eine Frau verliebt sein, und sie bekommt es nicht mit. Das glaube ich ! «
    »War er in dich mal verliebt?«
    »Gut möglich! Lisa und Beate machen sich schon lange über ihn lustig – aber ein bisschen Angst vor ihm haben sie auch. Soweit nichts Besonderes. Aber jetzt kommt’s!« Sie schwieg.
    »Was kommt?«
    »In letzter Zeit war er anders. Er schlich sich manchmal nachts aus dem Haus und kam erst gegen Morgen zurück. Manchmal kam er auch gar nicht, sondern erst am Abend des nächsten Tages. Wenn ihn jemand im Haus darauf ansprach, hat er es geleugnet.«
    Sie unterbrach ihre Arbeit nicht, während sie sprach. Sie beugte sich zum Wäschekorb hinunter, griff etwas Rötliches h e raus, das sich beim Ausschütteln als Hemd erwies, stellte sich auf die Zehenspitzen und warf es über die Leine, die an dieser Stelle zu hoch für sie war.
    »Jetzt ganz langsam«, sagte Thomas, der spürte, wie seine Unruhe wuchs. »Das will ich genau wissen! Wann begann das? Wann fiel es ihnen zum ersten Mal auf?«
    Maria drehte den Kopf zur Seite und lächelte Thomas zu. »Dieselbe Frage habe ich auch gestellt. Sie können sich aber nicht daran erinnern. Aber das Wichtigste kommt erst noch …«
    Sie legte eine weitere Kunstpause ein. Thomas wartete, auch wenn es ihm schwer fiel.
    »Ich habe sie nämlich über die letzten Tage ausgefragt«, set z te Maria ihren Bericht fort. »Und daran erinnern sie sich ganz gut.«
    »Auch an die beiden Nächte, in denen die Morde gesch a hen?«
    »Ja.«
    »Was haben die Mädchen beobachtet?«
    »Nichts. Und auch nichts gehört. Er war nämlich in beiden Nächten nicht zu Hause.«
    Nahe der Wand hing die Leine am höchsten. Maria nahm e i nen weißen Bettbezug und warf ihn in die Luft; er flatterte auf wie ein Vogel, der in die Höhe schießt und seine Flügel spreizt; dann fiel er in sich zusammen, die Leine fing ihn auf, und M a ria zog an den Enden, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war.
    »Sind sich die beiden sicher?«
    »Es war nicht leicht, das aus ihnen rauszubekommen«, sagte Maria. »Sie haben nämlich zu viel Angst vor ihm, um ihn offen zu verdächtigen. Obwohl sie sonst nicht zimperlich sind, das könnt Ihr mir glauben.«
    »Der Reihe nach«, sagte Thomas. »Zunächst die Nacht, als Klara Roth starb …«
    »Er war erst in seiner Kammer, verschwand dann und kam bis zum Morgen nicht zurück.«
    »War er am nächsten Morgen auf der Arbeit?«
    »Ja, das weiß ich bestimmt. Er hat noch nie gefehlt. Er ist nie krank, und er kommt auch nie zu spät. Das wäre jedem aufg e fallen! Er ist die Zuverlässigkeit in Person.«
    »Erinnern sich die beiden noch, wann er das Haus verlassen hat?«
    »Lisa ist davon wach geworden. Die Kammern sind hellh ö rig. Sie war aber zu verschlafen, um genauer sagen zu können, wann es war.«
    »Und dann kam er erst am darauf folgenden Abend wieder in seine Kammer?«
    »So ist es. Das kam aber schon manchmal vor, und als ihn sein Vermieter einmal darauf ansprach, sagte er, es gäbe so viel Arbeit, dass er gelegentlich in der Werkstatt übernachte.«
    »Und als der Baumeister starb?«
    »Hat er die Kammer verlassen und ist erst kurz vor Morge n grauen zurückgekehrt.«
    »Jetzt werden wir uns den guten Hermann noch mal vo r knöpfen!«
    »Aber lasst mich aus dem Spiel!«

36.
     
    G
    utenberg stand der Unglaube ins Gesicht geschrieben, nachdem Thomas ihn zu einem Gespräch unter vier A u gen aus der Werkstatt geholt hatte – oder vielleicht war es auch Fassungslosigkeit. Er lief Gefahr, seinen wichtigsten Mi t arbeiter zu verlieren; aber es gab auch eine menschl i che Seite, und Thomas dachte an die Art, wie beide in se i ner Gegenwart miteinander geredet hatten. Trotz des Konflikts spürte er die Nähe zwischen Meister und Mitarbe i ter, sie waren sehr vertraut miteinander, mochten und re s pektierten sich.
    »Ich gebe nichts auf das Gewäsch von Marktweibern!«, sa g te Gutenberg. »Hermann ist halt etwas anders als die meisten, da entstehen dann sofort Gerüchte und Verleumdungen. Aber ich kenne ihn schon so lange, und er ist eine ehrliche Haut.«
    »Trotzdem müssen wir ihm noch mal auf den Zahn fühlen. Ich möchte wissen, wie er reagiert, wenn wir ihn mit den Vo r würfen

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